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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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die im Sternenlicht schwimmende Sheena ihr ungeborenes Junges und stieß ungeduldig Tintenwolken in der ungefähren Form des Männchens aus, das sie gekannt hatte, des Männchens mit den hellen leeren Augen.
    Michael:
    Es war ein paar Wochen, nachdem die Frau ins Dorf gekommen war, als Stef ihn rief.
    »Ich muss fortgehen«, sagte Stef. »Und du auch.«
    Michael verstand nicht. Stef mit den Maschinen, dem guten Essen und den Mädchen war der mächtigste Mann im Dorf, viel mächtiger als der Häuptling und der Medizinmann. Wer hätte ihn zu etwas zwingen wollen?
    Und überhaupt hatte Michael sich noch nie weiter als ein paar hundert Meter vom Dorf entfernt und noch nie woanders geschlafen als in einer Dorfhütte. Er wusste nicht genau, was ›fortgehen‹
    eigentlich bedeutete und was man von ihm erwartete.
    Es mutete unwirklich an. Vielleicht war das auch nur ein Spiel von Stef.
    »Ich will nicht gehen«, sagte Michael. Doch Stef beachtete ihn nicht.
    Er schlief und versuchte das zu vergessen.
    Doch schon am nächsten Tag holten sie ihn ab.
    ■
162
    Ein Auto fuhr außerhalb des Dorfs vor. Große lächelnde Frauen stiegen aus. Jeden Tag kamen Autos ins Dorf, blieben für ein paar Stunden und verschwanden dann wieder. Doch nun musste Michael zum ersten Mal in seinem Leben in ein Auto steigen und damit wegfahren.
    Er schnürte sein Bündel und nahm die Taschenlampe mit, die Stef ihm gegeben hatte. Stef hatte ihm auch neue Batterien gegeben, Alkali-Batterien, die nicht so schnell leer wurden. Michael wollte nicht gehen, aber die großen Frauen machten ihm mit einem harten Lächeln klar, dass er keine Wahl hatte.
    »Es tut mir Leid«, sagte Stef zu Michael. »Wir haben den Unterricht nicht beendet. Aber es wird dir gut gehen. Du wirst weiter lernen.«
    Michael wusste, dass das stimmte. Er wusste, dass er mit dem Lernen nicht aufhören konnte. Auch wenn er allein war, sogar im Dunklen, arbeitete er weiter, lernte, machte sich Gedanken.
    Dennoch fürchtete er sich.
    »Nimm mich mit«, sagte er.
    Stef sagte nein. »Ich darf nicht einmal Mindi mitnehmen«, sagte er. Mindi war sein Lieblingsmädchen gewesen. Nun war sie schwanger und lebte wieder bei ihrer Mutter, weil kein Mann sie mehr haben wollte. »Man wird sich um dich kümmern«, sagte Stef zu Michael. »Du bist ein Blue.«
    Es war das erste Mal, dass Michael hörte, wie dieses Wort, das englische Wort, in diesem Zusammenhang benutzt wurde. Er wusste nicht, was das bedeutete.
    Er fragte sich, ob er Stef jemals wiedersehen würde.
    ■
163
    Er wurde durch eine Reihe von Gebäuden geführt, durch ein Sperrfeuer aus Stimmen und Zeichen, die er nicht verstand. Sogar die Gerüche waren fremdartig.
    Dann war er in einem Flugzeug und schaute über verdorrtes Land und blaues Meer.
    Er glaubte, dass er anschließend lang geschlafen haben musste, denn die Erinnerungen an die Reise waren verworren und bruch-stückhaft, und er vermochte sie in keine logische Reihenfolge zu bringen. Und so kam er in die Schule.
    Emma Stoney:
    Durch den nicht genehmigten Start und den spektakulären Anblick des goldenen Raumschiffs, das den Erdorbit verließ, war Malenfant zum Volkshelden geworden. Das war bestimmt sein aller-bestes Jahr, wie die Medienberater ihnen sagten, und sie arbeiteten hart, damit er in den Medien noch besser rüberkam.
    Aber er hatte sich viele mächtige Feinde gemacht. Plötzlich formierte sich in Finanzkreisen und in der Politik eine Opposition gegen Malenfant, wobei man den Eindruck hatte, dass sie insze-niert worden waren. Emma kam es jedenfalls so vor, als ob sie noch nie so weit von einer Starterlaubnis entfernt gewesen wären wie in diesem Moment, und noch weiter davon, das Geld behalten zu dürfen, das sie an Cruithne verdienten – unter der Voraussetzung, dass die Nautilus ihn überhaupt erreichte.
    Emma berief in der Bootstrap-Niederlassung in Las Vegas einen Kriegsrat ein: sie selbst, Malenfant und Maura Della. Cornelius war zwar nicht eingeladen, aber er kam trotzdem.
    Malenfant stiefelte im Büro umher. »Ich glaube diesen Scheiß nicht.« Er schaute Emma grimmig an. »Ich dachte, wir hätten unsre Gegendarstellungen vorbereitet.«
164
    »Wenn du mir die Schuld gibst, bin ich sofort weg«, sagte sie.
    »Vergiss nicht, dass du nicht einmal mir Bescheid gesagt hast, dass du die verdammte Rakete starten wolltest.«
    »Ich weiß, was Sie sich dabei gedacht haben«, sagte Maura gleichmütig. »Sie sagten sich, indem Sie einfach starteten und das sichere

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