Das Multiversum 1 Zeit
Funktionieren Ihres Systems bewiesen, könnten Sie den bürokratischen Knoten durchhauen und die Welt zugleich von Ihrem technischen Konzept überzeugen.«
»Verdammt richtig. Genauso wie ich den wirtschaftlichen Nutzen beweisen werde, wenn wir die Leckerbissen erst mal nach Hause bringen.«
Maura schüttelte den Kopf. »Sie sind so naiv. Sie haben sich in die Karten gucken lassen. Sie haben nur erreicht, dass Ihre Gegner sich auf Sie einschießen.«
»Aber wir sind gestartet. Wir fliegen zu Cruithne. Das ist eine physikalische Tatsache. Die PR-Fritzen im Capitol und die Sesselfurzer in der NASA können rein gar nichts daran ändern.«
Cornelius Taine legte die manikürten Finger übereinander.
»Aber sie können Sie an einem erneuten Start hindern, Malenfant.«
»Und sie können dich ins Gefängnis stecken«, sagte Emma leise.
»Wir dürfen uns nicht noch selbst zerstreiten. Gehen wir die Sache Punkt für Punkt durch.« Sie tippte auf die Tischplatte; sie wurde transparent, und eine integrierte Softscreen bildete eine gegliederte Aufstellung ab. »Zuerst der Standpunkt der NASA.«
Malenfant lachte bitter. »Scheiß NASA. Ich fasse es nicht, dass sie eine Eins-zu-Achtzig-Prognose über die Machbarkeit meiner BDB-Konstruktion erstellt haben, nachdem sie schon geflogen war.«
»Wieso wundert Sie das?« fragte Cornelius Taine. »Sie hofften, dass die Technik versagt. Wo das nun nicht mehr möglich ist, wollen sie wenigstens sicherstellen, dass Sie politisch Schiffbruch erleiden.«
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»Ja, entweder das oder mich übernehmen …«
Es schien der Wahrheit zu entsprechen. Mit auffälliger Hast – was bei Emma den Verdacht weckte, dass sie genau darauf hingear-beitet hatte und nur noch auf den Moment zum Zuschlagen wartete – hatte die NASA mit Gegenentwürfen für BDB-Konstruktionen aufgewartet und formelle Aufforderungen zur Angebotsabgabe an prospektive Partner in der Industrie gerichtet. Die NASA behauptete, dass sie in fünf bis zehn Jahren imstande wäre, eigene BDBs zu starten – nachdem sie gewährleistet hatte, dass man alle relevanten Techniken verstanden und zur Verfügung hatte.
Und nicht nur das, sie usurpierten auch Malenfants langfristige Ziele mit Vorschlägen für ein internationales Programm für den Flug zu den Asteroiden und ihre Nutzung.
»Ich bin nicht sicher, ob wir diese Sache noch gewinnen werden – schließlich gilt die NASA als die Behörde für die Entwicklung von Raumschiffen.«
»Aber«, sagte Cornelius gewichtig, »es ist genau dieser Prozess der Assimilation, mit dem die NASA jede neue Raumfahrttechnik-Initiative seit dem Shuttle abgewürgt hat.«
»Ja«, knurrte Malenfant. »Indem sie sie dem unersättlichen Raumfahrtindustrie-Kartell zum Fraß vorgeworfen hat.«
Maura hielt die Hände hoch. »Ich will damit sagen, dass ein Sieg der NASA durchaus möglich ist. Falls sie gewinnt, müssen wir einen Weg finden, damit zu leben.«
Wir, sagte Emma sich. Trotz des kritischen Themas dieser Besprechung fand sie noch die Zeit, sich darüber zu wundern, dass Malenfant es wieder einmal geschafft hatte, aus einem potenziellen Feind einen Freund zu machen.
»Nächster Punkt«, sagte Emma skeptisch. »Finanzierung durch den Kongress.«
»Wir sind nicht auf Subventionen angewiesen«, sagte Malenfant schroff.
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»Das ist wohl wahr«, sagte sie trocken. »Aber du hast nie eine Gelegenheit verstreichen lassen, dich aus allgemeinen Fördertöpfen zu bedienen. Und das erweist sich nun als eine Schwäche. Wir sind zwischen Genehmigung und Bewilligung gefangen. Darüber musst du dir klar werden, Malenfant. Es gibt zwei Phasen. Genehmigung ist quasi eine Wunschliste. Bewilligung ist die Zuteilung von Finanzmitteln anhand dieser Liste. Aber nicht jeder genehmigte Posten wird auch finanziert.« Sie hielt inne. »Vereinfacht ausgedrückt heißt das, dass es unklug ist, genehmigtes Geld auszugeben, als ob es schon bewilligt wäre. Genau das hast du getan. Es war ei-ne Falle.«
»Das waren Peanuts«, knurrte Malenfant. »Überhaupt kapiere ich nicht, wieso, zum Teufel, ihr Flitzpiepen im Kongress nicht imstande seid, eine einfache Entscheidung zu treffen.«
Maura seufzte. »Ein föderales System ist eine komplexe Angelegenheit. Wenn man die Abläufe nicht einhält…«
»Und das nächste Jahr sieht noch schlechter aus«, sagte Emma.
»Unsre Gegner haben alle Quellen der staatlichen Finanzierung identifiziert, wie wir angezapft haben, und sie haben bereits Revi-sions- und Änderungsverfahren
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