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Das Multiversum Omnibus

Das Multiversum Omnibus

Titel: Das Multiversum Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Zeiten nicht hätten träumen lassen. Es gibt keinerlei Anhaltspunkte, wie die Intelligenz jener Ära mental strukturiert war, das Bewusstsein am Unterlauf der Zeit. Sie schien nach nichts zu streben, sich nicht zu vermehren, nicht einmal zu lernen. Sie bedurften nichts. Sie hatten nichts mit uns gemeinsam, die Nachfahren des Nachglühens.
    Nichts außer dem Willen zu überleben. Und selbst das wurde ihnen mit der Zeit verwehrt. Das Universum alterte: Es wurde indifferent, unwirtlich, lebensfeindlich und schließlich tödlich.
    Es folgte ein Zeitalter des Krieges, die Auslöschung von Billiarden Jahre alten Erinnerungen, ein Feuerwerk der Identität. Dann folgte ein Zeitalter des Suizids, als die Besten der Menschheit die 3
    Selbstvernichtung der weiteren sinnlosen Zeitvergeudung und dem Überlebenskampf vorzogen.
    Die großen Ströme des Bewusstseins versiegten und trockneten aus.
    Doch ein Rest überdauerte: Ein Rinnsal der Unbeugsamen, die sich noch immer weigerten, der Dunkelheit zu weichen und hin-zunehmen, dass das unerbittlich alternde Universum ihnen die Schlinge um den Hals immer weiter zuzog.
    Bis sie schließlich erkannten, dass etwas nicht stimmte. So weit hätte es nicht kommen dürfen.
    Die letzten Menschen am Unterlauf der Zeit – zum Äußersten entschlossen und im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte – verbrannten die letzten Ressourcen des Universums und griffen nach der tiefsten Vergangenheit aus …
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Reid Malenfant:
    »… Schau den Mond, Malenfant. Schau den Mond!«
    Reid Malenfant, dessen Leben soeben quasi die Toilette hinun-tergespült worden war, jagte bizarren UFO-Meldungen am afrikanischen Himmel nach. Beim Klang von Emmas Stimme war er plötzlich hellwach – zum ersten Mal, seit er gestartet war, wie er sich selbst eingestand.
    »Was ist denn mit dem Mond?«
    »Sieh doch selbst!«
    Malenfant hielt Ausschau nach dem Mond und verrenkte sich dabei schier den Hals unter dem schweren Helm. Er saß auf dem Pilotensitz der T-38. Emma saß hinter ihm und hatte den Kopf in den Nacken gelegt. Das Schulflugzeug umhüllte sie wie eine Nussschale und strahlte wie ein weißer Engelsflügel an einem tiefblauen Himmel. Wo war der Mond – wo war Westen? Er sah überhaupt nichts.
    Frustriert flog er mit der T-38 einen engen Looping. In Sekun-denschnelle breitete ein flacher brauner Horizont sich vorm Cockpit aus.
    »Mein Gott, Malenfant«, stöhnte Emma.
    Er ging in einen sanften Steigflug gen Westen, so dass er die tiefe Morgensonne im Rücken hatte.
    … Und dann sah er es: Einen Mond, fast voll, groß und dräuend – zu groß, größer, als es ihm zugekommen wäre. Die Farben wurden von der fahlen blauen Atmosphäre der Erde ausgefiltert, aber es waren trotzdem Farben zu sehen: Nicht etwa die dem Mond zu-stehende Palette aus Grautönen, sondern blauschwarze Schlieren und ein schmutziges Braun, das sogar einen Hauch von Grün hatte, um Gottes willen. Die dominierende Farbe war jedoch Rot, ein 6
    kräftiges Feuerrot wie das tote Herz Australiens, das er vom Flugdeck eines Shuttle-Orbiters aus gesehen hatte …
    Es war ein Mond, aber nicht der Mond. Ein neuer Mond. Ein Roter Mond.
    Er starrte ihn an. Die T-38 befand sich noch immer im Steigflug.
    Er spürte die Präsenz von Emma, die stumm hinter ihm saß. Ihm verschlug es ebenfalls die Sprache angesichts des Austauschs eines Monds, der hier stattgefunden hatte.
    Und dann flippte er aus.
    Feuer:
    Die Leute gehen durchs Gras.
    Der Himmel ist blau. Das Gras ist spärlich und gelb. Der Boden ist rot unterm Gras. Feuers Zehen sind vom Staub rot gefärbt. Die Leute sind schlanke schwarze Gestalten vor einem rot-grünen Hintergrund.
    Man nennt sie die Laufenden-Leute.
    Die Leute rufen sich gegenseitig etwas zu.
    »Feuer? Graben! Feuer?«
    »Graben, Graben, hier! Laut, Laut?«
    Lauts Stimme aus großer Ferne. »Feuer, Feuer! Graben! Laut!«
    Die Sonne steht hoch am Himmel. Es sind nur Leute im Gras.
    Die Katzen schlafen, wenn die Sonne hoch steht. Die Hyänen schlafen. Die Nussknacker-Leute und die Elfen-Leute schlafen auf Bäumen. Jeder schläft, außer den Laufenden-Leuten. Feuer weiß das, ohne darüber nachzudenken.
    Während die Beine sich bewegen, hat Feuer die Hände verschränkt. Rauch quillt zwischen den Fingern hervor. Er hat Moos in den Händen. Das Feuer ist im Moos. Er bläst ins Moos. Mehr 7
    Rauch quillt hervor. Das Feuer versengt die Handflächen und Finger. Aber seine Hände sind hart.
    Die Beine bewegen sich leicht. Beine sind zum Gehen

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