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Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Die letzte Instanz
    (Final Appeal)
     
J. H. Brennan
     
     
    »Ist eine Berufung gegen das Urteil zulässig, Euer Ehren?«
    Nach einer Sekunde Pause summte es im Gerichtssaal fast unmerklich, bevor der Richter antwortete: »Dem Berufungsantrag wird hiermit stattgegeben.«
    Das war die Spezialschaltung, dachte Kellett. Die Berufung wurde in jedem Fall genehmigt – eine primitive Sicherheitsmaßnahme, die im Grunde genommen völlig überflüssig war.
    »Wie Euer Ehren wünschen«, murmelte Kellett, während er aufstand und sich leicht verbeugte. Diese Floskel und die dazu gehörige Verbeugung waren Teil eines heutzutage nur noch selten eingehaltenen Rituals. Aber Kellett glich in vieler Beziehung einem lebenden Anachronismus und betonte gern diese kleinen Dinge, die ihn an eine weniger hektische Zeit erinnerten.
    Sein Fall war heute der letzte gewesen. Als er den Saal verließ, beugte der Protokollführer des Gerichts sich nach vorn und schaltete den Richter mit einer kurzen Handbewegung ab.
     
    Kellett stand in der Garderobe und zog sich gedankenverloren um.
    Er war ein alter Mann, groß gewachsen, hager, mit gebeugtem Rücken und leicht zitternden Händen. Auf den ersten Blick wirkte er stets leicht unentschlossen, aber dieser Eindruck verschwand völlig, wenn er zu sprechen begann. Er gebrauchte messerscharfe Formulierungen, baute seine Argumente logisch aufeinander auf und bewies mit jedem Wort, daß er über einen geschulten Verstand verfügte. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere war Kellett als Strafverteidiger fast unschlagbar gewesen; selbst heutzutage gehörte er noch zu den besten und berühmtesten Rechtsanwälten.
    Jetzt legte er sorgfältig seine Anwaltsrobe zusammen, legte die weiße Perücke darauf und verstaute beides im obersten Fach seines Schrankes. Er fand seine Gedanken deprimierend. Dieser Fall war deshalb besonders schwierig, weil er seinen Klienten nicht ausstehen konnte; aber wer mochte ihn schon? Der fette kleine Henry Woods, der immer schwitzte und nach Gerechtigkeit schrie, obwohl er Gnade und Mitleid wollte, würde darauf bestehen, daß Kellett Berufung einlegte. Er begriff einfach nicht, daß die Berufung ebenso wie die Höflichkeit gegenüber dem Richter eine reine Formsache war.
     
    Woods hatte seine Frau ermordet.
    Geistig Gesunde morden nicht.
    Ergo war Woods nicht geistig gesund.
     
    Der Richter am Berufungsgericht würde von der gleichen logischen Überlegung ausgehen. Der Richter am Obersten Bundesgericht würde sich ihr anschließen – falls Woods darauf bestand, daß sein Anwalt auch diesen letzten aussichtslosen Versuch unternahm. Alle Roboter zogen aus den gleichen Tatbeständen die gleichen Schlüsse. Die Berufungsmöglichkeit sollte nur vor etwa auftretenden mechanischen Defekten oder einer fehlerhaften Programmierung schützen; einen weiteren Zweck hatte sie nicht zu erfüllen.
    Kellett seufzte leise. Er konnte sich noch schwach an eine weit zurückliegende Zeit erinnern, in der ihm seine Arbeit Freude gemacht hatte. Aber dann hatte die Regierung beschlossen, die Rechtsprechung von allen Fehlern zu befreien, die durch menschliches Versagen möglich waren. An die Stelle der menschlichen Richter waren jetzt Roboter getreten, die mit eiskalter Perfektion urteilten, weil sie sich weder von Gefühlen beeinflussen noch durch gesetzliche Tricks der Verteidiger in die Enge treiben ließen.
    Kellett haßte sie mit einer Intensität, die geradezu irrational war.
    Er verließ die Garderobe und ging langsam den düsteren Korridor entlang, der zu den Zellen führte. Dabei dachte er angewidert an die bevorstehende Unterhaltung. Der Fall war eigentlich von Anfang an aussichtslos gewesen, überlegte er sich jetzt. Weshalb hatte er die Verteidigung überhaupt übernommen?
    Während er die ausgetretenen Steinstufen hinunterstieg, fiel ihm auf, wie menschenleer das riesige Gebäude um diese Tageszeit war. Ein einziger Wärter schrak aus seinen Gedanken auf, als die Schritte näher kamen. Dann legte er grüßend die Hand an die Mütze, weil er Kellett erkannt hatte.
    Der Anwalt nickte kurz und wartete geduldig, bis der Mann in der blauen Uniform die massive Tür zu dem Zellenblock aufgeschlossen hatte. Sie traten beide über die Schwelle, dann fiel die Tür hinter ihnen wieder ins Schloß. Der lange Korridor wies keine Fenster auf; er lag in dem kalten Licht der zahlreichen Leuchtstoffröhren, die entlang der Decke hinter Gittern installiert waren.
    Woods' Zelle lag im zweiten Drittel des

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