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Das Nest der Nadelschlange

Das Nest der Nadelschlange

Titel: Das Nest der Nadelschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Hark schwamm mit langsamen Bewegungen nebenher.
    Als Mythor sich umwandte, sah er die Krieger am Waldrand stehen. Sie beobachteten ihn und ließen ihn nicht aus den Augen. Viele von ihnen hielten jetzt Bogen in den Händen. Etliche Pfeile klatschten hinter ihm ins Wasser. Zu weit entfernt, um ihn gefährden zu können, aber doch nahe genug, um als deutliche Warnung verstanden zu werden.
    Mythor fand das Verhalten der Ugalier seltsam. Sie hätten ihn töten können oder gefangen nehmen, vor allem dann, wenn die Bande von Sklavenhändlern, die er verfolgte, ihm diese Falle gestellt hatte. Aber statt dessen trieben sie ihn nur tiefer in den Wald hinein. Nach einer Weile verlor er sie aus den Augen. Er ritt dennoch weiter, allein mit seinen Tieren.
    Der Wald war voller fremdartiger Geräusche, und wiederholt rückten die Bäume mit ihren weit ausladenden Ästen so nahe zusammen, dass es kein Durchkommen mehr gab. Mythor richtete sich nach dem Stand der Sonne, deren Strahlen hin und wieder durch das dichte Blätterdach einfielen. Das Spiel von Licht und Schatten war beeindruckend. Und manchmal schien es, als seien Gnomen und Kobolde im dampfenden Moos und den unzähligen leise plätschernden Rinnsalen am Werk.
    Aus der Ferne erklang der angstvolle Schrei eines größeren Tieres, der aber abrupt abbrach. Hark ließ ein gereiztes Knurren vernehmen. Auch Mythor fühlte eine ungewohnte Erregung in sich aufsteigen. Er brachte Pandor zum Stehen und lauschte.
    Von überall her drangen Laute zu ihm; ringsum schien der Forst lebendig zu werden, erwachte zu geheimnisvollem Leben. Da waren die Stimmen von Menschen, die sich gegenseitig Befehle zuriefen.
    Und Kampfgeräusche - das Brechen von Ästen, das Klingen von Schwertern.
    Plötzlich ein urwüchsiges Brüllen und Schreie voll Verzweiflung und verhaltenen Zornes zugleich. Hörnerklang schallte durch den Wald. Der Boden schien zu beben, als eine wilde Jagd nicht allzu weit entfernt vorüberzog.
    Der Bitterwolf spitzte die Lauscher. Ein verhaltenes Zittern durchlief seinen Körper, dann zog er die Lefzen hoch.
    »Was ist, Hark? Kommt jemand?« Mythors Rechte lag am Schwertgriff. Mit den Augen suchte er das Dickicht zu durchdringen.
    Unverhofft schossen sie aus dem Unterholz hervor. Fünf, sechs, ein ganzes Dutzend. Mit wütendem Gebell stürzten sie sich auf den Bitterwolf, schlugen ihre Zähne in seine Flanken, sprangen ihm an die Kehle.
    Eine Meute Jagdhunde. Aus nächster Nähe erscholl wieder Hörnerklang, aber sie ließen sich nicht zurückrufen. Nicht einmal von dem Reiter auf dem Einhorn nahmen sie Notiz. Es waren zähe und flinke Tiere, jedes nur wenig kleiner als der Bitterwolf. Aber Hark wusste sich zu wehren. Als Mythor endlich eingriff, hatte er schon zwei von ihnen gerissen. Die anderen zogen sich winselnd zurück und stoben dann in alle Richtungen davon.
    Gleich darauf stürzten zwei Männer aus den Büschen hervor. Ihre Augen weiteten sich in ungläubigem Erstaunen, als sie die beiden blutbesudelten Kadaver liegen sahen. Sofort richteten sie die kurzschäftigen Speere, die sie in Händen trugen, auf Mythor.
    »Wie konntest du das zulassen?« Aus ihren Worten sprach nur mühsam verhaltener Zorn.
    Hark ließ ein drohendes Knurren hören. Die Männer wirbelten herum, rissen ihre Waffen hoch.
    »Halt!« donnerte Mythor. »Wagt nicht, den Wolf anzurühren, wenn euch euer Leben lieb ist.«
    Sie schleuderten die Speere nicht, packten sie aber so am Schaft, dass sie ihn damit jederzeit vom Reittier holen konnten. »Wer bist du, dass du so.« Das Wort blieb ihnen im Hals stecken. »Was.?«
    Jetzt erst bemerkten sie, dass es kein Pferd war, auf dem er saß. Sie starrten das leuchtende Horn an, als könnten sie nicht begreifen, was sie sahen. »Nein«, stammelte einer. »Das. das ist unmöglich.«
    Dann machten sie auf dem Absatz kehrt und rannten davon, bevor Mythor sie zurückhalten konnte. Er hörte sie aufgeregt rufen, dass sie ein Einhorn entdeckt hätten. Ihre Stimmen überschlugen sich förmlich.
    Die beiden mochten Treiber oder Hundeführer gewesen sein. Auf jeden Fall war Mythor nun klar, dass er mitten in eine Jagdgesellschaft hineingeplatzt war. Und sicher wurde Pandor als willkommene Beute angesehen. Die Kunde von dem Einhorn würde sich wie ein Lauffeuer unter den Jägern verbreiten, und sie würden weder auf den Reiter noch auf irgend etwas sonst Rücksicht nehmen.
    Der Lärm näherte sich von allen Seiten.
    »Wir müssen zurück.« Mythor wusste, dass ihm der

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