14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon)
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DIE INVASION VON Finch begann an einem milden Montagabend Ende Mai. Noch ahnte mein friedliches englisches Dorf nichts davon, dass es drei Monate später von Horden randalierender Halbstarker, Raufbolden, Aufschneidern und Rüpeln heimgesucht werden sollte. Und obendrein von einem unerwarteten Todesfall.
Niemand von uns sah es kommen. Am fraglichen Abend saßen meine Nachbarn und ich ruhig – manche von uns schläfrig – im alten Schulhaus, das seit vielen Jahren als Gemeindesaal diente. Das Komitee für Dorfangelegenheiten hatte zu der Versammlung eingeladen, zu der sich fast siebzig Bewohner eingefunden hatten, wurde doch die jährliche Maiversammlung als die wichtigste des Jahres angesehen.
Einziges Ziel der Veranstaltung war es, den genauen Ablauf unserer Sommeraktivitäten zu klären. Im Großen und Ganzen war es eine ungeheuerliche Zeitverschwendung, wusste doch jeder, dass das Sommerfest, der Flohmarkt, die Reiterspiele, die Kunstausstellung, die Blumenausstellung, die Hundeschau und der Wettbewerb »Wer hat das schönste Cottage?« genauso abgehalten würden wie eh und je.
Neuerungsvorschläge durften zwar gemacht werden und wurden auch reichlich diskutiert, jedoch niemals befolgt. Schließlich entschied man sich für das immergleiche Datum, die immergleichen Klapptische und ausgefransten Tischtücher, die immergleichen angelaufenen Teekessel und das zunehmend schäbige Dekorationsmaterial. Die Reiterspiele würden auf Anscombe Manor ausgetragen werden, das Sommerfest würde, wie immer, beim Pfarrhaus stattfinden und alles andere – abgesehen von dem Cottage-Wettbewerb – nach alter Tradition im Schulhaus. In den acht Jahren, seit mein Mann und ich nach Finch gezogen waren, war man nicht den kleinsten Deut von dieser Routine abgewichen.
Das Einzige, was sich von Jahr zu Jahr änderte, war die Einteilung der Freiwilligen für die niederen Dienste. Die glanzvollen Jobs waren schon seit 1982 in festen Händen – und zwar in denen von Damen, die unter Einsatz ihres Lebens für das Recht kämpfen würden, große Hüte und geblümte Kleider tragen zu dürfen, während sie die Kunstausstellung oder die Blumenschau eröffneten oder bei den Reiterspielen gönnerhaft Schleifchen überreichten. Bei der Vergabe der weniger glanzvollen Jobs war der Andrang verständlicherweise nicht so groß. Niemand kämpfte dafür, Tischdecken bügeln, Abfalleimer leeren oder Reste von feuchtem Krepppapier vom Rasen des Dorfangers klauben zu dürfen. Doch da derlei Tätigkeiten für den Erfolg einer Veranstaltung unerlässlich waren, musste man wohl oder übel Freiwillige finden.
Unserer wertgeschätzten Komiteevorsitzenden, der allmächtigen Peggy Taxman, oblag es, die minderen Jobs an den Mann zu bringen. Und aus diesem Grund war die Maiversammlung stets gut besucht. In Peggys Macht stand es, uns mit angenehmen Aufgaben zu betrauen, etwa stets für gefüllte Teekessel zu sorgen, oder mit widerlichen Pflichten, wie zum Beispiel der, nach der Hundeschau den Schulhausboden zu schrubben. Gespannt, welches Schicksal uns dieses Jahr ereilen würde, saßen wir da.
»Wir kommen nun zur Tagesordnung.« Peggy schlug mit ihrem Hammer auf den Tisch, um ihn dann anklagend auf das Publikum zu richten. »Und wenn ich einen von euch bei einem Nickerchen erwische, lass ich ihn rauswerfen!«
Mr Barlow, der bereits vor sich hin döste, schrak hoch. »Sind wir schon fertig?«, fragte er schläfrig.
»Nein, wir fangen gerade an«, murmelte Miranda Morrow zwischen den Zähnen.
»Gut.« Mr Barlow gähnte, rieb sich die Augen und hob den Blick zu den fünf Komiteemitgliedern.
Diese saßen Seite an Seite an einem langen, mit einem Leintuch bedeckten Tisch auf der kleinen Bühne im hinteren Teil des Schulhauses. Peggy Taxman nahm den mittleren Platz ein, eine Position, die es ihr erlaubte, drohend über der versammelten Menge zu wachen. Das gemeine Volk der Dorfbewohner hockte kleinlaut auf Klappstühlen zu beiden Seiten des Mittelgangs, der zu der Flügeltür der Schule führte, durch die Peggy nach ihrer Schlusserklärung majestätisch hinausrauschen würde.
Niemand würde es wagen, sich ihr in den Weg oder ihre Entscheidungen in Frage zu stellen. Als Frau mit Unternehmergeist hatte sie sich ein regelrechtes Imperium in Finch geschaffen, das aus den beiden größten Geschäften am Ort und dem Postamt bestand. Sie war eine Frau von Statur, sowohl physisch als auch finanziell, und ihr unerbittlicher Sinn für staatsbürgerliche Pflichten
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