Das Netz weiß ALLES!
vergessen?“
Herr X schüttelt nur stumm den Kopf.
[Lifestyle]
Schauen wir uns mal Ihr Einkaufsverhalten an. Sie glauben gar nicht, was sich daraus für Rückschlüsse ziehen lassen. Sie kaufen beispielsweise so ein, wie sich das für einen braven Arbeitslosen so gehört. Zumindest wollen Sie das Ihre Nachbarn glauben machen. Ich habe mich oft über Ihr Schauspielertalent im Supermarkt amüsiert, wenn Sie verlegen lächelnd Ihre Geldbörse zückten, um allen zu zeigen, wie leer sie ist, um dann anschließend doch mit der EC-Karte zu bezahlen. Tja, die Überwachungskameras sind schon ein Segen für unsereins.
Nur billige Lebensmittel natürlich, fast nur Grundnahrungsmittel. Kunststück! Die edleren Teile bringt Ihre Frau nämlich vom Delikatessenladen nahe der Klinik mit.
Sie scheinen beide auch recht mäßige Trinker zu sein, zumindest zu Hause. Dafür beweisen Sie aber einen erlesenen Geschmack. Wirklich nur vom Feinsten!
Ihre Lesegewohnheiten sind eher unauffällig. Hauptsächlich Thrillers. Die mag ich auch.
[Reise- und Bewegungsdaten]
Ihre Urlausgewohnheiten decken sich übrigens mit Ihren Hobbies. Jedenfalls sagt uns das Ihr GPS System. Sie fahren in der Regel einmal im Jahr in die Alpen, vermutlich zu Ihrer Berghütte, und einmal an die Nordsee.
Nur zweimal sind Sie von Ihren Gewohnheiten abgewichen. Da haben wir Sie in Cap d‘Adge geortet, was Sie da wohl gesucht haben? Hat uns natürlich neugierig gemacht und wir haben diesen Trip mit dem Dienstplan Ihrer Gemahlin abgeglichen. Wir waren natürlich nicht überrascht, dass Sie diesen Urlaub alleine gemacht haben. Wollten wohl ein bisschen nackte Haut sehen?
Damit wir uns aber nicht falsch verstehen, wohin Sie reisen interessiert uns nicht die Bohne. Na ja, von zwei Ausnahmen einmal abgesehen. Erstens wollen wir nicht, dass Mitarbeiter unseres Hauses die Konkurrenz besuchen, sei es im Inland oder im Ausland. Deshalb sind auch die Besuche von Ländern wie China, Taiwan, Japan, Indien, Italien, England, die Länder der ehemaligen Sowjetunion, Italien, Frankreich, England und die USA genehmigungspflichtig. Da sitzen nämlich unsere schärfsten Konkurrenten. Mit Ausnahme der USA haben Sie aber keines dieser Länder jemals besucht. Dürfen Sie aber, dürfen Sie. Nur halt nicht unsere Konkurrenten. Aber das würde uns bestimmt Ihr Handy verraten.
Was Sie aber nicht dürfen, ist, in Länder unserer sogenannten Warnliste wie Kuba, Kongo, Uganda, Libyen, Liberia, Ghana, Sudan, Südjemen, Demokratische Republik Kongo, Indonesien, Palästina, Syrien, Irak, Iran, Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, Pakistan, Eritrea, Afghanistan, Tschetschenien, Somalia, Nigeria, Philippinen, Nordkorea, Aserbeidschan oder Chile zu reisen. Viel zu gefährlich und strikt verboten.
Aber nach Ihrer Vita zieht es Sie da auch nicht hin. Ich sage es auch nur der Form halber. So abenteuerlustig wirken Sie, mal abgesehen von Ihren doch eher ausgefallenen sexuellen Gewohnheiten, eigentlich nicht auf mich!“
[Kommunikationsdaten]
„ Kommen wir auf Ihr Kommunikationsverhalten zu sprechen. Sie haben einen Festnetzanschluss und vier Handys, für jedes Familienmitglied eines, naja, fünf eigentlich.“
Herr X wirkt überrascht.
„Nun schauen Sie nicht so konsterniert. Ihr Sohn hat sich vor kurzem ein Prepaid-Handy zugelegt und zahlt es auch selbst. Man höre und staune. Alle anderen Handys werden nämlich von Ihnen bzw. Ihrer Frau bezahlt. Wofür er das wohl braucht? Naja, ist seine Sache.
Sie haben ein Faxgerät, Ihre Frau einen Pager. Nun, den braucht sie auch als Ärztin. Sie selbst benutzen zehn E-Mail-Adressen, Ihre Frau zwei, Ihre Kinder je fünf. Sie selbst verschlüsseln Ihre Mails, der Rest der Familie nicht. Sie werden verstehen, dass uns das etwas misstrauisch gemacht hat. Wir haben uns deshalb erlaubt, wie bereits erwähnt, Ihr Passwort knacken.
War leider nicht besonders schwer. Zumal Sie das gleiche einfache Passwort für alle E-Mail-Konten benutzen. Zu Ihrer Beruhigung: Mit Ausnahme Ihrer Online-Korrespondenz mit dem Seniorchef Ihrer früheren Firma und den Anweisungen an Ihre Schweizer Bank ist nichts Kompromittierendes bei der Überwachung herausgekommen, zumindest nichts, was uns als Ihr künftiger potentieller Arbeitgeber interessieren würde.
Im Falle einer Anstellung allerdings erhalten Sie von uns ein Verschlüsselungsprogramm mit einer installierten Backdoor, das Sie in Zukunft
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