Das neue Buch Genesis
Lehrerin setzte sich für ihn ein und bat um eine Ausnahme, d a sie ihren Schüler für außergewöhnlich begabt hielt. Die zuständigen Behörden willigten ein und beschlossen, ihn stattdessen an eine Elite-Militärakademie der Republikanischen Wache zu schicken. Wenn man so will, hat diese Entscheidung die Geschichte für immer verändern.
PRÜFER: Gesetzt den Fall, wir glaubten an einfache Ursachen.
Anax errötete erneut. Schon wieder so ein dummer Patzer. Sie hatte gehört, man dürfe bei der Prüfung nicht mehr als zwei solcher Fehler machen. Aber wahrscheinlich war das auch nur wieder ein Gerücht, wie so vieles andere. Es war jedenfalls nicht der richtige Moment, um darüber nachzudenken. Sie hatte sich von der Geschichte mitreißen lassen. Perikles hatte sie gewarnt, dass dies passieren könne. Sie beschloss, sich Kommentare dieser Art zu verkneifen.
ANAXIMANDER: Was wir natürlich nicht tun. Verzeihung.
Keiner der Prüfer ging auf ihre Entschuldigung ein. Anax fragte sich, was wohl geschehen musste, um überhaupt eine Reaktion von ihnen zu bekommen. Ob sie zu Hause auch so waren?
PRÜFER: Schildern Sie uns, wie es zu Adams Verhaftung kam.
ANAXIMANDER: Adam war damals siebzehn Jahre alt. Man schrieb das Jahr 2075. Er hatte die Militärakademie mit Auszeichnung abgeschlossen und dort auch weiterhin begeistert Sport getrieben.
D a Sie mich gebeten haben zu schildern, wie es zur Verhaftung kam, möchte ich nur kurz erwähnen, dass er während seiner Ausbildung an der Akademie vier negative Einträge in seine Akte erhalten hatte, und das war auch der Grund, weshalb er einen Posten auf einem Wachturm an der Südküste der Nordinsel bekam. Inzwischen wurden nur noch vereinzelt Geisterschiffe gesichtet und die Gefahr, dass Flüchtlinge versuchen würden, hier an Land zu gehen, schien mittlerweile gebannt.
Im Norden hingegen sah die Situation ganz anders aus. Dort waren drei neuartige Fluggeräte gesichtet worden, was allerdings offiziell nicht bestätigt wurde. Wachposten hatten von einem Objekt berichtet, das gegen Abend am Horizont aufgetaucht sei und wie ein Luftschiff ausgesehen habe. Obwohl die Medien in der Republik streng kontrolliert wurden, sprach sich die Beobachtung wie ein Lauffeuer herum. Vorsichtshalber schickte man die besten Soldaten nach Norden und verstärkte das Training an den Laserwaffen und bei der Flugabwehr. Unterdessen mussten Soldaten wie Adam, die frisch von der Schule kamen und keine makellosen Zeugnisse vorweisen konnten, in den abgelegenen Türmen an der Südküste Wache schieben.
Adam hatte dort sieben Monate ohne ein einziges Vorkommnis Wache gehalten. Bei der Gerichtsverhandlung erklärte er, er habe sich zu Tode gelangweilt, und das ist wahrscheinlich keine Übertreibung.
Die Wachposten arbeiteten in Zweiergruppen; ihre Aufgaben waren genau festgelegt und wurden überwacht. Jeder Wachturm bestand aus einem kleinen Beobachtungsraum an der Spitze eines durch einen Elektrozaun gesicherten Metallgestells. Eine einzelne Leiter gewährleistete den Zugang.
Der Beobachtungsraum war so eng, dass sich die beiden Männer dort kaum umdrehen konnten. Ihre Aufgabe war einfach und klar. Sie mussten den Großen Meereszaun überwachen, einen riesigen Maschendrahtzaun, der sich fünfzig Meter hinter der Niedrigwassermarke befand und die komplette Insel umspannte. Der Zaun ragte dreißig Meter aus dem Meer. Seine Oberkante war mit Stacheldraht gesichert und er war von kleinen Seeminen gesäumt. Sobald die Wachmänner irgendetwas entdeckten, das sich dem Zaun von außen näherte, war ihr Auftrag unmissverständlich.
Handelte es sich um ein größeres Schiff, was äußerst unwahrscheinlich war, d a die meisten durch die satellitengesteuerten Minen des vorgelagerten Verteidigungssystems abgefangen wurden, mussten die Wachmänner Alarm schlagen. Innerhalb von fünf Minuten schwebten Hubschrauber mit Laserwaffen über dem fremden Schiff und jeder Krankheitserreger, den es möglicherweise mitgebracht hatte, war vernichtet.
Was die kleineren Boote betraf, die gelegentlich dem Zaun mit zwei oder drei ausgemergelten Gestalten an Bord entgegentrieben, war die Aufgabe für die Wachposten anspruchsvoller. Als Erstes mussten sie der Sicherheitszentrale ihre Entdeckung melden. Dann musste einer von beiden den Wachturm verlassen und sich zum Schießposten begeben. Dort bediente er eine kleinere Laserwaffe, die mit einem Zufallscode gesichert war, den der Wachposten jeden Morgen auswendig lernen musste,
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