Das neue Buch Genesis
Chance.
PRÜFER: Das Virus kann jederzeit ausbrechen und dann wird alles, wofür wir gekämpft haben, verloren sein. Darum ist es die Aufgabe der Wissenden, achtsam zu sein. Das Virus zu beobachten, dem Gestaltwandler immer einen Schritt voraus zu sein.
Anax hörte, wie sich die Türen hinter ihr öffneten, und drehte sich um. Sie wusste, wer es war, noch ehe sie ihn erblickte. Perikles betrat langsam den Raum. Seine wunderschönen Augen waren voller Trauer und sein feuerrotes Fell wirkte stumpf. Sie konnte ihn nicht ansehen. Es schmerzte zu sehr. Sie blickte zu Boden, während er sprach.
perikles: Von Zeit zu Zeit taucht ein Mutant auf, einer, der besonders empfänglich für die Gedanken der Zerstörung ist. Es gibt verräterische Anzeichen. Die Infizierten sind besonders begabte Schüler. Sie verfügen über einen unersättlichen Wissensdurst. Sie alle zeigen ein besonderes Interesse an Adam Fordes Leben. Ohne zu wissen, warum, spüren sie eine Verbindung. Sie verstehen ihn.
Sieh mich an, Anaximander. Ich weiß, das ist sehr schmerzhaft für dich, aber ich möchte, dass du mich ansiehst.
Widerwillig hob Anax den Blick. Sie sah den Orang, den sie mehr liebte als jeden anderen, verschwommen durch einen dichten Tränenschleier. Sein Gesichtsausdruck war nun ruhig geworden, sachlich. Er hatte eine Aufgabe zu erledigen. Das war immer so gewesen.
perikles: Ich arbeite für die Akademie, Anaximander. Bestimmt hast du das längst begriffen. Es ist meine Aufgabe, potenzielle Mutanten ausfindig zu machen und sie auf die Prüfung vorzubereiten. Auf diese Weise bleiben wir dem Virus auf der Spur. Sie haben nicht deine Eignung für die Akademie getestet, Anaximander. Die Akademie nimmt keine neuen Mitglieder auf.
ANAXIMANDER: Und was hättet ihr getan, wenn sich herausgestellt hätte, dass ich ungefährlich bin?
In Perikles' Fassade entstand ein Riss. Das Lächeln, das sein Gesicht in Falten legte, war so alt und schwach wie der Mondschein. Er trat langsam nach vorn und legte seiner Schülerin die Hände auf die Schultern. Anax spürte eine Welle der Wärme für ihn, für die Art, wie er sie jetzt ansah, und den Schmerz, den er dabei empfand.
perikles: Es kommt nur sehr selten vor, dass wir uns irren, Anaximander.
Anax spürte, wie die Angst sie packte. Das Gefühl war so neu und intensiv, dass es nur von einem Ursprung herrühren konnte. Das letzte zweifelhafte Erbe aus einer schwindenden Vergangenheit: der Ausdruck auf dem Gesicht eines sterbenden Menschen.
ANAXIMANDER: Es muss nicht so sein. Bestimmt gibt es noch eine andere Möglichkeit.
Die Bewegung war gnädigerweise rasch, denn Anax befand sich in den Händen eines Experten. Ihr Kopf wurde nach oben und links gebogen. Sie spürte, wie ihr Genick brach. Perikles' Arm griff tief in ihr Inneres und schaltete sie für immer ab.
ENDE
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