Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence
wachsen, schneide ich sie ihr genauso wie meine. Wir werden ein umwerfendes Paar sein!« Nun, acht Monate später, waren Rosies Haare immer noch ein zarter Flaum, und Darrell konnte sie sich kaum mit Mos strengem Bob vorstellen. Dennoch hatte sie keinerlei Zweifel, dass Mo ihre Ankündigung wahr machen würde. Mo meinte immer genau das, was sie sagte…
» Also…«, setzte Darrell jetzt an. » Und warum will Chad dann einen neuen Job?«
» Ich hab keinen blassen Schimmer«, erklärte Mo. » Das ergibt überhaupt keinen Sinn! Virginia schäumt nur noch deswegen, genau wie Chads Dad! Früher war bei Lowell niemals auch nur der Hauch eines Zweifels zu sehen. Er wusste über alles bestens Bescheid. Er war wie Dr. Phil MacGraw, nur nicht so taktvoll. Selbst sein Intermezzo im Krankenhaus hat ihn nicht aus der Fassung gebracht– dort kam er wagnerhafter denn je wieder heraus. Aber jetzt wirkt er, als wäre er in der Wäsche eingelaufen. Er zögert, bevor er was sagt, und neulich beim Abendessen hat er Virginia tatsächlich gefragt, ob er noch ein zweites Stück Kuchen bekommen könnte! Einfach erbärmlich! Aber Chad weigert sich zuzugeben, dass da was faul ist. Er behauptet, sie würden sich daran gewöhnen, als wäre die Trennung von der Familie so was wie eine neue Zahnprothese!«
» Äh…«, wagte Darrell sich vor. » Könnte der gesundheitliche Zustand seines Vaters vielleicht damit zu tun haben?«
» Wie meinst du das?«
» Naja, wenn einem jemand Nahestehendes einen Schreck einjagt, kann man schon ein bisschen verrückt spielen…«
Mo hob die Stimme. » Willst du vielleicht im Ernst behaupten, Chad würde die Flucht ergreifen, weil sein Vater einen Schlaganfall hatte? Das war nicht mal ein schwerer, sondern nur ein winzig kleiner. Ihm geht’s gut. Man merkt ihm nichts an!«
» Eine transitorische ischämische Attacke– kurz TIA – kann bedeuten, dass ein größerer Schlaganfall droht.«
» Was soll denn dieser Scheiß mit TIA ? Schreibst du jetzt Arztromane?«
» Nein, ich hab mich nur ein bisschen kundig gemacht, als Tom starb.«
» Oh. Tut mir leid.«
» Schon gut«, erwiderte Darrell. » Wir wissen beide, dass du ein unsensibles Trampeltier bist.«
» Stimmt«, sagte Mo. » Also hast du sicher nichts dagegen, wenn ich dich frage, warum du dich über Schlaganfälle kundig gemacht hast, obwohl dein verblichener Mann einen Herzinfarkt hatte?«
» Ich wollte nur auf alles vorbereitet sein. Du weißt schon, für den Fall, dass es beim nächsten Mal deutliche Anzeichen gibt…«
» Chads Dad hat die besten Ärzte, die man mit schnödem Mammon kaufen kann. Die werden schon nicht zulassen, dass ihm was Schlimmes passiert. Man schlachtet doch nicht die Gans, die goldene Eier legt.«
Der Knauf an Darrells Schlafzimmertür ruckelte, als hätte jemand Schwierigkeiten, sie zu öffnen.
» Moment mal, Mo…«
Darrell schob den Laptop von ihren Knien und sprang aus dem Bett. Vor ihrem Zimmer entdeckte sie ihren Freund Anselo, der versuchte, mit zwei Tassen in der Hand die Tür zu öffnen, ohne Tee zu verschütten.
» Danke.« Darrell nahm ihm eine Tasse ab.
Anselo wischte sich die Hand an seinem alten Stranglers-T-Shirt ab und wies mit dem Kopf zum Laptop. » Bist du fertig?«
» Noch nicht ganz. Komm, setz dich zu mir. Mo hat gerade einen Anfall, weil sie in einen anderen Bundesstaat ziehen muss.«
Anselo warf ihr einen gequälten Blick zu. » Und wie soll ich da helfen?«
Darrell grinste. » Dann hat sie noch jemanden, den sie beschimpfen kann.«
» Sieh mal, wer hier ist«, sagte Darrell fröhlich, als Anselo und sie es sich auf dem Bett bequem machten.
» Was weißt du über San Francisco, Gypsyboy?«, verlangte die kleine Bildschirm-Mo zu wissen.
Anselo zuckte die Achseln. » Nicht viel. Erdbeben. Cable Cars. Blumen im Haar?«
Mo verzog das Gesicht. » Was ich weiß, stammt alles aus Der aus dem Dschungel kam, Teil eins. Ich kenne keinen, der da überhaupt wohnt.«
» Danielle Steele«, sagte Darrell, » und zwar, laut Wikipedia, in einem Haus mit fünfundfünfzig Zimmern, das frühe r m al einem Tycoon namens Adolph B. Spreckels gehört hat.«
» Alles klar. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Dani und ich nicht zu Fischli-Crackern und Zeichentrickfilmen in diesem Ex-Spreckel-Anwesen zusammenhocken werden. Sonst noch wer?«
» Ich kenne jemanden, der dort wohnt«, verkündete Anselo.
» Wen?«, fragten Darrell und Mo wie aus einem Mund.
» Meine Schwester.«
» Ich dachte, die
Weitere Kostenlose Bücher