Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Titel: Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Robertson
Vom Netzwerk:
brennt!«
    » Momiii!« Harry hasste jede Art von Geschrei, doch am schlimmsten war, wenn geflucht wurde. Außerdem ertrug er es nicht, wenn seiner Mutter etwas Schlimmes widerfuhr. Er war untröstlich gewesen, als Mo fluchend umherhumpelte, nachdem sie barfuß auf einen Legostein getreten war. Jetzt achtete Mo darauf, immer Hausschuhe zu tragen.
    » Momiii!«
    » Ist schon gut, Süßer«, rief Mo. » Das war nur Rosies Essen. Verfluchter mistheißer Scheißfraß«, murmelte sie leise und tastete nach den Reinigungstüchern. » Bio, verdammt noch mal.«
    Rosie sträubte sich mit knallrotem Kopf dagegen, abgewischt zu werden. Ihr Kreischen hatte jetzt das ohrenbetäubende Tremolo reinsten Zorns und war wahrscheinlich nicht nur im ganzen Viertel zu hören, sondern auch im Nachbarstaat.
    » MOMIII !«
    » Harry«, zischte Mo. » Beruhige dich!«
    Das Telefon klingelte. » Klappe«, fauchte Mo.
    Aber es klingelte nur noch lauter, als wüsste es, dass es ignoriert wurde. Mo gab es auf, die tobende Rosie zu säubern, und stapfte zum Kühlschrank, rammte dort einen Strohhalm in ein Trinkpäckchen, stapfte zurück und drückte es ihrer Tochter in die Hand. Die verstummte augenblicklich und fing an zu saugen. Darauf ging Mo zu Harry, hob ihn aus seinem Kinderstuhl und drückte ihn an sich.
    » So, mein Süßer.« Sie barg sein kleines, erhitztes Gesicht an ihrer Schulter und strich ihm über den Rücken. » Jetzt geht’s uns allen besser. Wir sind jetzt alle kleine coole Eisbecher.«
    Harry hob den Kopf. » Rosie darf die nicht haben«, sagte er zu seiner Mutter. » Die sind nicht gut für die Zähne, und sie könnte den Strohhalm essen und sterben.«
    » Lass mich raten. Hat Gin-Gin dir das erzählt?«
    Harry nickte gewichtig und fügte hinzu: » Das Telefon klingelt.«
    » Ich weiß«, sagte Mo. » Aber zu dieser Zeit rufen nur Vertreter an, die einem das Geld aus der Tasche ziehen wollen. Die geben gleich auf.«
    Kaum hatte sie es ausgesprochen, verstummte das Klingeln.
    » Siehst du?« Mo lächelte ihren Sohn an. » Gerade haben wir zwanzig Dollar von Daddys hart verdienter Kohle gespart.«
    Das Klingeln begann erneut.
    » Ach, kommt schon!« Mo bemühte sich, nicht zu brüllen. » Das kann doch nicht euer Ernst sein!«
    » Vielleicht ist das Daddy«, meinte Harry.
    » Daddy weiß genau, dass man nicht zur Essenszeit anruft…« Dennoch setzte Mo ihren Sohn wieder auf seinen Kinderstuhl zurück und eilte etwas schneller als sonst zum Telefon.
    » Hallo?«
    » Ist er da?«
    Vierzig Jahre im Süden hatten das meiste von Virginia Lawrences Bostonakzent verblassen lassen, und auch wenn sie nie so weit gegangen wäre, die träge Förmlichkeit einer Blanche Dubois zu übernehmen, sprach sie stets mit gemessener Höflichkeit. Unter normalen Umständen hätte sie niemals ein Gespräch ohne Gruß begonnen.
    » Virginia?«, sagte Mo und runzelte die Stirn. » Ist was?«
    Normalerweise hätte sich ihre Schwiegermutter auch diesen Ausdruck verbeten, den sie für ebenso vulgär erachtete wie »Alles klar?«, »W as treibst du so?« oder »Schlag ein, Kumpel!« Als Harry anfing zu sprechen, hatte Mo kurz überlegt, ob sie ihm zur Begrüßung seiner Großmutter »Hi, Schwester!« beibringen sollte, sich dann aber– widerstrebend– dagegen entschieden.
    Virginia schien sie jedoch nicht gehört zu haben. » Ist er da?«, wiederholte sie drängend. » Ist er zu Hause?«
    » Wer? Chad?« Mo warf einen Blick zur Küchenuhr. » Es ist doch erst Viertel vor sechs.«
    » Er ist vor zehn Minuten losgefahren.«
    Ein leises, unangenehmes Prickeln der Angst befiel Mo. Ihre Fußsohlen begannen zu kribbeln, als bewegte sich der Boden unter ihr. » Er war bei euch? Was wollte er da? Er kommt doch immer direkt nach Hause…«
    Da hörte sie das Klicken der Haustür. Ein Geräusch, auf das sie unbewusst jeden Abend unter der Woche wartete. Normalerweise löste es ein übersprudelndes Glücksgefühl aus, das vom Magen zum Herzen hochschoss. Normalerweise versprach das Klicken, dass in Mos Welt alles in Ordnung war.
    » Daddy!«
    Offenbar wartete nicht nur sie auf dieses Geräusch. Hochrot vor Freude kraxelte Harry von seinem Kinderstuhl und wippte auf den Zehen, um beim ersten Anzeichen seines Vaters loszustürzen.
    » Virginia!«, zischte Mo drängend. » Was hat Chad bei euch gemacht?«
    » Es wird ihn umbringen! Im Ernst, du musst mit ihm reden!«
    » Wen bringt was um? Herrgott noch mal!«
    » Daddiiii!«
    Harry hatte seinen Vater auf der

Weitere Kostenlose Bücher