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Das Orakel von Antara

Das Orakel von Antara

Titel: Das Orakel von Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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Irgendetwas muss unter seinem Sattel verborgen sein, was für Yorn wichtig ist. Welch ein Unglück, dass Phyrras uns nicht mehr sagen konnte!“
     
    Während Mara die beiden Knaben versorgte, machte Loran sich an seine traurige Pflicht. Als er zurückkam, sattelte er eines seiner beiden Pferde, pfiff Bolder und machte sich auf die Suche nach Phyrras' Pferd. Nachdem er drei Stunden durch die tief verschneite Gegend geritten war, fand der Hund das Pferd.
    Das Tier war in einer Schneewehe steckengeblieben und hatte sich - erschöpft wie es war - nicht mehr daraus befreien können. Der eisige Schneesturm hatte dann ein Übriges getan, und das treue Roß war erfroren.
    Nachdem Loran den Schnee beiseite geräumt und die hartgefrorenen Riemen des Satte lzeugs zerschnitten hatte, zerrte er den Sattel herunter. Zwischen Satteldecke und Sattel fand er ein gefaltetes Pergament, das in ein dünnes Tuch eingeschlagen war. Als er es entfaltete, stellte er fest, dass es eine Landkarte war. Doch Loran war nie weit von seinem Hof fort gewesen, so dass er nicht hätte sagen können, welches Gebiet die Karte zeigte. Doch da Phyrras diese Karte wichtig gewesen zu sein schien, beschloss er, sie sorgsam aufzubewahren und sie Yorn zu übergeben, wenn die Zeit gekommen war. Wenn die Götter den Knaben zu etwas Besonderem ausersehen hatten, würden sie wohl auch dafür Sorge tragen, dass Yorn die Bedeutung der Karte erfuhr. Dann bedeckte er das Pferd wieder mit Schnee und machte sich auf den Heimweg.
     
     

Zweites Kapitel
     
     
    Dicht über die Pferdehälse gebeugt stoben zwei junge Männer in rasendem Galopp am Ufer des Flusses entlang, als würden sie von Dämonen gehetzt. Als sie sich dem Hof näherten, der auf einer kleinen Anhöhe über dem Fluss lag, schaute der Mann auf, der auf einer Bank vor dem aus schweren Stämmen gezimmerten Haus saß. Rasch legte er das Riemenzeug aus der Hand, an dem er gerade geflickt hatte, und erhob sich. Da waren die beiden Reiter auch schon heran. Kaum hatten sie die Umzäunung des Hauses passiert, sprangen sie von den Pferden und liefen auf den Mann zu.
     
    „Vater, die Moradonen haben die Ansiedlung überfallen!“ rief der kleinere der beiden - Reven. „Als wir uns der Ortschaft näherten, sahen wir schon den Rauch der Brände. Es kann noch nicht lange her sein, dass die Feinde wieder abgezogen sind, denn die Häuser brannten noch lichterloh.“
     
    „Haben sie euch gesehen?“ fragte Loran voll Sorge.
     
    „Ich wünschte, ich hätte sie zu sehen bekommen!“ knurrte Yorn. „Dann gäbe es jetzt einige Moradonen weniger!“
     
    Yorn war einen halben Kopf größer als sein Ziehbruder. Im Gegensatz zu dem dunkelhaarigen Reven, dessen starkknochige, breite Gestalt Ruhe und Besonnenheit ausstrahlte, war Yorn schlanker und von lebhaftem Temperament. Sein blondes Haar wellte sich bis in den Nacken und bildete einen widerspenstigen Schopf, den der junge Mann sich nun mit einer unwilligen Bewegung aus der Stirn strich. Seine blauen Augen blitzten vor Zorn, und seine Wangen glühten.
     
    „Danke den Göttern, dass du sie nicht gesehen hast, mein Sohn!“ sagte Loran ernst. „Was hättest du wohl gegen ihre schwerbewaffneten Horden mit deinen bloßen Händen ausrichten wollen? Wir sollten froh sein, dass unser Hof so abgelegen ist. Wie leicht hätten auch wir ihnen zum Opfer fallen können!“
     
    „Wie lange soll das noch so weitergehen, dass dieses hochmütige Gesindel die Antaren wie Vieh einfängt, um sie Frondienste für sich leisten zu lassen?“ brauste Yorn auf. „Wann werden wir uns endlich wehren? Ach, warum musste ich als Bauer geboren werden? Wäre ich ein Krieger, ich wollte sie schon aus unserem Land treiben. Ach, hätte ich nur ein Schwert!“
     
    „Die Zeit rückt näher, wo die Antaren sich gegen ihre Peiniger erheben werden“, antwortete Loran ernst, „und auch deine Zeit wird kommen, wo du beweisen kannst, dass unter dem Gewand eines Bauern das Herz eines Kriegers schlägt. Aber vielleicht wirst du dich dann so manches Mal danach zurücksehnen, wie friedlich du als Bauer gelebt hast. Doch genug jetzt davon! Sattelt die Pferde ab und kommt dann ins Haus. Die Mutter hat das Essen bereitet.“
     
    Als die beiden jungen Männer zum Stall gingen, sah ihnen Loran mit Wehmut im Herzen nach. Zwanzig Jahre waren vergangen seit jenem Winterabend, an dem er Phyrras draußen im Schnee gefunden hatte. Längst schon hatte er Yorn die Wahrheit über seine Herkunft aufdecken wollen,

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