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Die Sisters Brothers: Roman (German Edition)

Die Sisters Brothers: Roman (German Edition)

Titel: Die Sisters Brothers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick deWitt
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Ich saß draußen vor dem Anwesen des Kommodore und wartetedarauf, dass mein Bruder Charlie herauskam und sagte, wie es um den neuen Auftrag stand. Es sah verdächtig nach Schnee aus, mir war kalt, und weil es sonst nichts zu tun gab, besah ich mir Charlies neues Pferd – Nimble. Mein neues Pferd hieß Tub. Normalerweise haben Pferde bei uns keine Namen, aber diese beiden hier gab es als Bezahlung für unseren letzten Auftrag, und sie hatten schon einen Namen. So war das eben. Die Pferde, die wir vorher hatten, solche ohne Namen, waren ein Opfer der Flammen geworden, deshalb brauchten wir neue. Nur dass mir Geld lieber gewesen wäre, denn dann hätten wir uns unsere Pferde selbst aussuchen können, solche ohne Vorgeschichte und Marotten und ohne Namen. Mein voriges Pferd war mir sehr ans Herz gewachsen, und ich hatte Alpträume und Gesichte von seinem Tod. Von brennenden Pferdeläufen, die nach Flammen auskeilen, von kochend quellenden Augen. Es konnte laufen wie der Wind, sechzig Meilen am Tag machte es mit links, deshalb hätte ich es auch nie mit der Peitsche geschlagen. Und so vermied ich jeden Gedanken daran, wie es in der Scheune verbrannt war. Aber Alpträume und Gesichte kommen ungebeten – wer wollte dagegen etwas machen! Mein neues Pferd war zwar ein kerngesundes Tier, doch es hätte besser zu einem anderen, weniger anspruchsvollen Besitzer gepasst. Es war korpulent, hing im Rücken durch, und mehr als fünfzig Meilen täglich waren nicht drin. Deswegen war ich oft gezwungen, die Peitsche zu Hilfe zu nehmen, was manchen Leute ja sogar Spaß bereitet, mir jedoch gar nicht behagte. Denn dann hielt mich mein Pferd Tub womöglich für einen groben Patron und brutalen Menschen, und das wollte ich nicht. Ich wollte nicht, dass sich mein Pferd jeden Tag aufs Neue sagte, was für ein Trauerspiel das Leben war.
    Ich spürte einen Blick auf mir und sah von Charlies Pferd Nimble weg. Charlie schaute aus dem Fenster im Obergeschoss auf mich herunter und hielt fünf Finger in die Höhe. Ich reagierte nicht, also schnitt er noch eine Grimasse, um mir wenigstens ein Lächeln abzugewinnen. Ich aber lächelte ganz und gar nicht, deshalb erschlaffte sein Gesicht, und er zog sich vom Fenster zurück und war von da nicht mehr zu sehen. Mir war klar, dass er gemerkt hatte, mit welchen Augen ich sein Pferd ansah. Noch am Morgen hatte ich vorgeschlagen, dass wir mein Pferd Tub verkaufen und gemeinsam ein neues kaufen, wovon jeder die Hälfte zahlen sollte. Erst fand er das nur gerecht, aber schon beim Mittagessen wollte er die Sache verschieben, bis der Auftrag erledigt war. Was eigentlich keinen Sinn ergab, denn das Problem mit meinem Pferd Tub war ja gerade, dass es uns bei der Durchführung des Auftrags behinderte – weswegen es also nicht gleich ersetzen? Das Bratenfett in Charlies Schnurrbart bewegte sich mit jedem Wort, als er sagte: »Nach dem Auftrag ist es am besten, Eli.« Er konnte ja auch nicht klagen, sein Pferd Nimble war mindestens gleich gut, wenn nicht sogar besser als sein voriges, namenloses Pferd. Vor allem hatte er es sich aussuchen können, weil ich zu diesem Zeitpunkt noch an einer Fleischwunde laborierte, die ich mir bei unserem letzten Auftrag am Bein zugezogen hatte, und im Bett lag. Kurz und gut, mir sagte mein Pferd Tub überhaupt nicht zu, während mein Bruder mit seinem Pferd Nimble ganz zufrieden war. Das war im Großen und Ganzen der Ärger mit den Pferden.

Charlie bestieg sein Pferd, und wir ritten gemeinsam zum Schweinekönig. Obwohl seit unserem letzten Besuch in Oregon City erst zwei Monate vergangen waren, zählte ich auf der Hauptstraße fünf neue Geschäfte, die allem Anschein nach sogar gut liefen. »Dies ist eine findige Spezies«, sagte ich zu Charlie, der mir darauf keine Antwort gab. Wir saßen hinten im Schweinekönig und bekamen als Erstes unsere gewohnte Branntweinflasche sowie zwei Gläser. Charlie schenkte mir ein, obwohl wir uns normalerweise immer selber bedienen, daher kam die schlechte Nachricht nicht überraschend, als Charlie endlich damit herausrückte: »Also diesmal bin ich der Anführer, Eli.«
    »Sagt wer?«
    »Sagt der Kommodore.«
    Ich trank meinen Brandy. »Und das heißt?«
    »Das heißt, dass ich von jetzt an das Sagen habe.«
    »Und was ist mit dem Geld?«
    »Ich kriege diesmal mehr als sonst.«
    »Ich meine, was ist mit meinem Geld?«
    »Du kriegst weniger.«
    »Wieso?«
    »Der Kommodore sagt, mit einem Anführer hätte es beim letzten Mal nicht solche

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