ihrer Väter und erfreuten sich am Anblick der frühlingsgrünen, fruchtbaren Täler, der waldreichen Höhen und der klaren Wasserläufe. Auch Yorn weitete der Anblick die Brust, und für einen Augenblick vergaß er die Mühen und Plagen der Aufbauarbeit, die nun bald vor ihnen lagen. Und nun hielt es ihn auch nicht länger beim Tross. Schon längst hatte er den schwerfällig ziehenden Treck verlassen wollen um voranzureiten, aber Nith hatte es nicht zugegeben.
„Du bist der Hochkönig und der Führer dieser Menschen“, hatte er mahnend gesagt. „Du darfst sie jetzt auf ihrem wichtigsten Weg nicht verlassen. Du hast versprochen, sie in die Heimat zu führen, und das musst du nun auch tun.“
So war Yorn geblieben, aber als man nun für die Nacht lagerte, sagte Yorn zu Nith: „Ich habe mein Versprechen eingelöst und die Niveder in ihre Heimat zurückgeführt. Nun aber erbitte ich mir von meinem Volk eine Gunst dafür. Ich möchte mit Vanea voranreiten. Auch ihr habe ich ein Versprechen gegeben. Ich wollte ihr ihre neue Heimat zeigen, und das möchte ich gern allein tun. Wenn wir erst in Coramsaadh angekommen sind, wird es für mich keine Ruhe mehr geben, und sie wird mich mit allen teilen müssen. Schenke mir die wenigen Tage, die der Tross noch für den Weg nach Coramsaadh braucht. Ich werde zur rechten Zeit wieder bei euch sein.“
„Geht nur!“ lächelte Nith. „Kandon und ich werden den Zug übernehmen. Morgen früh werden für euch frische Pferde und ein Tier für das Gepäck bereitstehen.“
Und so machten sich Yorn und Vanea am nächsten Morgen allein auf den Weg, den Treck und die Welt hinter sich lassend. Vanea war glücklich wie noch nie. Nun hatte sie Yorn ganz für sich allein.
Sie genoß es, neben ihm durch die klare Frühlingsluft zu reiten, mit ihm die Mahlzeiten i hrer Rasten zu bereiten und sich nachts eng an ihn gekuschelt in ihrem kleinen Zelt vom Rauschen des Windes oder dem Murmeln eines Baches in den Schlaf singen zu lassen. Viel zu schnell verging ihr die Zeit. Sie hätte ewig mit Yorn so weiterreiten können. Aber eines Morgens, als sie kaum drei Stunden geritten waren, sagte Yorn:
„Wenn wir aus diesem Wald hier herauskommen, wirst du das Ziel unserer Reise vor dir sehen: den großen See, an dem die früher so stolze Stadt Coramsaadh liegt. Doch leider sind es heute nur noch ihre Ruinen. Aber wir werden sie wieder aufbauen, du und ich, und sie soll schöner werden, als sie es je war, und - sie soll frei und glücklich sein!“
Und dann hielten sie am Waldrand. Unter ihnen breiteten sich Wiesen und kleine Haine aus, die zum Ufer des großen Sees ausliefen. Blausilbern glänzte das Wasser zu ihnen herauf. Yorn deutete auf das gegenüberliegende Ufer.
„Sieh! Dort liegt Coramsaadh. Und schau, sie sind schon angekommen!“ Tatsächlich sah Vanea die zerfallenen Reste einer Stadt, die nur um ein Weniges kleiner gewesen sein musste als Parisaadh, und neben den eingerissenen Mauern der Stadt hatte der Treck seine Zelte aufgeschlagen. Yorn wollte schon weiterreiten, aber Vanea hielt ihn zurück.
„Warte noch einen Augenblick, mein Liebling!“ bat sie. „Und lass‘ uns absteigen. Ich möchte den Anblick dieser schönen Landschaft noch ein wenig genießen.“
Dann standen sie nebeneinander und schauten ins Tal hinunter. Die linde Frühlingsluft war erfüllt vom Gezwitscher der Vögel und dem würzigen Duft der Wiesenkräuter. Yorn hatte seinen Arm um Vanea gelegt und zog sie sanft an sich.
„Das alles lege ich dir zu Füßen, Königin des Nebelreiches“, sagte er leise, „als Ersatz für die verlorene Heimat. Wirst du es annehmen und mit mir hier glücklich sein, oder vermisst du immer noch die Nebel und das Eis deines Landes?“
„Mit wem sprichst du?“ lächelte sie. „Ich sehe hier nur Vanea, die Hochkönigin des freien Antara, die glücklichste Frau der Welt.“
Ende
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