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Das Orakel von Atlantis

Das Orakel von Atlantis

Titel: Das Orakel von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Bleiben Sie stehen, Craddock!« brüllte ich. »Verdammt, halten Sie an! Sie rennen ins Unglück!«
    Er hörte nicht und lief weiter. Eine taumelnde, schwankende und sich hastig bewegende Gestalt, die am Ende ihrer Kräfte zu sein schien und sich doch immer wieder fing. Manchmal hatte ich das Gefühl, als würde er zusammenbrechen, ich setzte dann ebenfalls zu einem Zwischenspurt an, aber einholen konnte ich ihn nicht. Irgendwie gelang es ihm, aus seinem Körper noch die Kraft zu holen, die nötig war, um weiterzurennen.
    Der Sprühregen wischte uns in die Gesichter. Es war Mai, der Regen nicht mehr so kalt, und Craddock bewegte sich immer dicht am Geländer der Brücke entlang wobei er hin und wieder über die Schulter zurückschaute, mich sah und noch einmal Tempo zulegte. Ab und zu tauchte er in den Lichtschein einer Laterne. Dann hob sich seine Gestalt sekundenlang deutlich ab. Ich sah das aus dem Hosenbund gerissene Hemd wie eine Fahne flattern. Die Schuhe mit den harten Sohlen trommelten auf den Belag und manchmal schlug Craddock mit der rechten Hand auf das nasse Geländer der Brücke. Die Hälfte der Albert Bridge hatten wir bereits hinter uns. Ich wußte nicht, wo der Flüchtling hinwollte. Vielleicht rüber auf die andere Seite des Flusses. Dort lag der Battersen Park und da würde er zahlreiche Versteckmöglichkeiten finden.
    Dazu wollte ich es aber nicht kommen lassen. Ich mußte ihn vor dem Park erreichen. Ihn nochmals anzurufen, hatte keinen Sinn. Er hörte nicht, und für mich war es reine Energieverschwendung. Wir waren die einzigen Fußgänger auf dem Seitenstreifen der Brücke. Über die Fahrbahn führen nur wenige Autos. Die meisten Fahrer sahen den Flüchtling wohl nicht. Da die Straße frei vor ihnen lag drehten sie entsprechend auf. Wie ich.
    Zum Glück hatte ich eine gute Kondition. Ich warf mich noch einmal vor, streckte den Körper. Meine Schritte wurden größer, doch ich wollte mich nicht völlig verausgaben, unter Umständen stand mir noch ein harter Strauß mit diesem Mann bevor. Umsonst floh er nicht vor mir. Einmal kam er aus seiner Spur ab. Er taumelte zu weit nach links, prallte gegen einen Pfeiler, und ich hörte seinen Schrei. Sein Kopf zuckte wieder herum. Er sah, daß ich aufgeholt hatte, und suchte verzweifelt nach einem Ausweg.
    Den fand er im Brückengeländer. Es war nicht sehr hoch. Ein Erwachsener würde es rasch überklettern. Hinter dem Geländer gab es noch einen schmalen Vorsprung auf dem man Halt finden konnte. Das jedenfalls hatte ich während meiner Verfolgung alles gesehen. Die uns trennende Distanz war schwer zu schätzen. Zum Geländer hatte er es auf jeden Fall näher, und Craddock ergriff die seiner Meinung nach gute Chance.
    Er drückte sich vor, legte beide Hände auf den Handlauf und schwang sich mit einer Flanke über das Hindernis.
    »Sind Sie wahnsinnig?« schrie ich. »Craddock, verdammt!«
    Da verschwand er.
    Ich hätte mir vor Wut am liebsten irgendwohin getreten. Alles war umsonst gewesen. Die lange Verfolgung das Hetzen, jetzt konnte ich nur zusehen, wie Craddock sich in das tief unter uns fließende dunkle Wasser der Themse stürzte.
    Ich sah keinen Körper. Hörte keinen Schrei. Dafür sah ich zwei Hände, die die Oberkante des Geländers nach wie vor umklammert hielten. Craddock stand also auf dem Vorsprung.
    Dort lauerte er und schrie mir zu: »Bleib stehen, verfluchter Bulle! Bleib nur ruhig!«
    Ich stoppte. Auf dem glatten Boden wäre ich fast noch ausgerutscht, drehte meinen Körper ebenfalls nach rechts und hielt mich am Geländer fest, wobei ich nicht antworten konnte, weil ich außer Atem war.
    »So ist es gut, Bulle!«
    »Verdammt, Craddock, was soll das?« rief ich. »Was haben Sie für einen Mist vor?«
    »Das ist kein Mist!«
    »Doch. Sie werfen Ihr Leben einfach weg. Kommen Sie hoch, Sie haben nichts verbrochen!«
    »Nein, ich werde nicht kommen. Bleiben Sie zurück sonst springe ich. Mich kriegt ihr nicht. Ich bin den anderen entkommen, und das schaffe ich auch bei euch.«
    »Craddock, ich will in Ruhe mit Ihnen reden. Wir setzen uns in meinen Wagen…«
    Er lachte nur schrill.
    »Oder auch in einen Pub und sprechen dort. Das ist doch nichts Schlimmes. Sie sollen nicht verhaftet werden. Mit Ihnen geschieht nichts, Craddock glauben Sie mir!«
    »Das kannst du mir nicht weismachen, Bulle. Ihr wollt mich fertigmachen. Die anderen sind es auch, verflucht!«
    Ich verdrehte die Augen.
    Er hatte ja recht. Craddock war als einziger

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