Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Paket mit dem Totenkopf

Das Paket mit dem Totenkopf

Titel: Das Paket mit dem Totenkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Maskierte.
    Tarzan kniete halb auf ihm. Es
war eine Kleinigkeit, den Kerl niederzuhalten.
    Aber in diesem Moment mischte
der Opa sich ein.
    „Ich helfe dir“, rief er. „Kopf
weg!“
    Tarzan wußte nicht, wie ihm geschah.
Mit voller Wucht donnerte der schwere Spazierstock auf seinen Rücken.
    Schmerz durchfuhr ihn, zuckte
durch die Brust, nahm ihm den Atem. Plötzlich waren seine Arme wie gelähmt. Er
rutschte von dem Maskierten, kniete im Schnee und rang nach Luft.
    „O Gott!“ hörte er die
entsetzte Stimme des Alten. „Das... das... war der Falsche.“
    Jetzt ist es aus! dachte
Tarzan. Jetzt machen sie mich fertig. Und den Opa auch.
    Immer noch war die Taubheit in
seinen Armen.
    Er sah, wie der zweite Räuber
sich aufrichtete.
    „Weg, Toni!“ Das galt dem
Stämmigen.
    Die hauen ab! dachte Tarzan.
Ein Glück! Die haben auch so die Nase voll.
    Rasche Schritte entfernten
sich. Die beiden liefen, als wäre der Teufel hinter ihnen her. Und in den
Wipfeln der Fichten krächzten Krähen und Dohlen.
    Ganz plötzlich, als wäre nichts
geschehen, wich die Taubheit aus den Gliedern. Kraft kehrte zurück. Tarzan
stand mit Schwung auf, klopfte den Schnee von seinem Anorak und wandte sich dem
alten Mann zu.
    „Hätten Sie das bloß nicht
gemacht! Ich hatte doch beide schon. Entlarvt hätte ich sie. Und da hauen Sie
mich ins Kreuz!“
    „Junge!“ Der Alte schneuzte
sich, und seine Stimme war ganz welk vor Gram. „Dich wollte ich doch nicht
treffen. Den anderen! Weil... Herrjeh! Ich bin wirklich zu nichts mehr zu
gebrauchen. So ist es, wenn man 80 Jahre alt wird und...“ Er sprach nicht
weiter, stopfte sein Taschentuch in die linke Manteltasche, zog es dann wieder
heraus und verstaute es auf der rechten Seite.
    „Wie 80 sehen Sie aber nicht
aus“, sagte Tarzan, weil er meinte, den Alten trösten zu müssen.
    Aber den überkam noch einmal
der Zorn.
    „Diese Banditen!“ schimpfte der
Alte. „Es wird immer schlimmer. Nicht mal mehr hier im Stadtwald ist man seines
Lebens sicher. Die Meisen wollte ich füttern. Plötzlich fallen diese Kerle mich
an. Kommen wie aus dem Nichts. Und maskiert. Meine Brieftasche wollten sie. Da
liegt sie ja.“
    Er hob sie auf und prüfte den
Inhalt. Tarzan sah ein dickes Geldbündel.
    Überhaupt: Der Mann war gut
gekleidet. Sein Spazierstock hatte eine silberne Krücke, und das hagere Gesicht
mit dem spitzen Kinn und der kühnen Hakennase wirkte irgendwie nobel.
    „Ich bin Oberst Grewe“, sagte
er zu Tarzan. „Pensioniert, natürlich. Dein Mut hat mir imponiert, mein Junge.
Und wie du mit den beiden fertig geworden bist. Die waren bestimmt älter als
du, und größer waren sie auch. Wie heißt du?“
    „Tar... Aber nein!“ unterbrach
er sich lachend. „Das ist mein Spitzname. Tarzan wollte ich sagen. Das höre ich
so oft, daß ich eines Tages sicherlich so unterschreiben werde. Aber ich heiße
Peter Carsten.“
    „Aha!“ sagte Oberst Grewe. „Ich
meine, Tarzan paßt als Spitzname zu dir.“
    Damit hatte er recht. Den
Spitznamen hatte der Junge weg, weil er unter anderem mit affenartiger
Geschwindigkeit am Kletterseil hochturnen konnte. Außerdem vielleicht, weil er
dunkle Locken hatte und immer gebräunt war. Für einen 13jährigen war er groß
und sehr kräftig. Er hatte blaue Augen; und in seiner Klasse — der 9b — war er
nicht nur in Sport, sondern auch in Mathe der Beste.
    „Du bist nicht von hier, nicht
wahr?“ meinte der Oberst. „Das höre ich an deiner Aussprache.“
    „Stimmt! Ich bin
Internatsschüler.“ Tarzan wies mit dem Daumen über die Schulter.
    Dort lag — ein paar Kilometer
außerhalb der Stadt — das Internat: Eine Schule, die für ihre hohen
Anforderungen bekannt war. Nur Jungen wurden als Heimschüler aufgenommen, aber
die Klassen waren gemischt. Drei, vier Mädchen gehörten zu jeder. Jeden Morgen
kamen sie mit dem Schulbus aus der Stadt, und es war, als würden willkommene
Farbtupfer auf das ewig graue Einerlei des alltäglichen Internatslebens
gesetzt.
    Freilich — an Abwechslung
mangelte es nicht. Namentlich nicht für einen Draufgänger wie Tarzan. Die Stadt
war nicht weit, nur etwa 20 ,Trablaufminuten’ von der Schule entfernt. Und es
war eine Großstadt mit Flughafen, U-Bahn, Sportstadion und allen
Annehmlichkeiten. Allerdings auch mit allen Gefahren. Eine Zubringerstraße, die
durch die jetzt verschneiten Felder und Wiesen führte, verband Schule und
Stadt.
    „Aha!“ Oberst Grewe nickte.
„Ich... äh... wollte doch noch was sagen.

Weitere Kostenlose Bücher