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Das Paket mit dem Totenkopf

Das Paket mit dem Totenkopf

Titel: Das Paket mit dem Totenkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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eine
Rakete schoß er auf ihn zu. Freudengeheul erfüllte den Hof. Das wirkte
ansteckend, und die fünf anderen stimmten aus voller Brust ein. Während das
Konzert zum ruhestörenden Lärm anschwoll, sprang Oskar an Tarzan wie ein
Gummiball hoch. Das tat er jedesmal zur Begrüßung — ein Beweis treuer
Freundschaft.
    Der nächste, von dem Tarzan
begrüßt wurde, war Chico, der bildhübsche Pudel mit bernsteingelben Augen. Er
war — wie Gaby zu sagen pflegte — klüger als ein dummer Mensch, sehr gelehrig
und hatte mindestens soviel Mut wie ein abgerichteter Schäferhund. Selbst fing
er nie mit dem Raufen an. Aber wehe, wenn er herausgefordert wurde! Dann ging
er sogar auf Bernhardiner los. Und es schien fast, als wäre er stolz auf jede
Narbe unter seinem schwarzlockigen Fell.
    Als der Tumult abklang, konnte
Gaby die Hundepflege fortsetzen. Tarzan sah zu und aß seinen Apfel.
    „Für Peggy“, meinte er kauend,
„brauchst du eine Bürste mit langem Stiel. Ist doch unpraktisch, immer an den
Flanken entlang zu laufen. Naja, bei zwei Meter Hund.“
    „So lang ist sie nicht“,
protestierte Gaby. „Das wirkt nur so, weil sie sehr kurze Beine hat.“
    „Laufwarzen“, meinte Tarzan.
    „Sie ist trotzdem schön!“
    „Klar! Jeder Hund ist schön.
Von Menschen kann man das nicht immer behaupten. Da bist du eine rühmliche...“
Er räusperte sich und biß rasch in den Apfel, obwohl nur noch ein bißchen
Gehäuse da war. Verflixt! Beinahe hätte er sich wieder vergaloppiert. Und Gaby?
Natürlich, die kriegte alles mit, mit ihren rosigen Öhrchen.
    „Was bin ich?“ fragte sie,
legte den Kopf schief — wobei ihr goldenes Haar auf die Schulter fiel — und sah
ihn durch die langen Wimpern an... eine rühmliche... Wolltest du Ausnahme
sagen?“
    Tarzan spürte, wie er rot
wurde. Das ärgerte ihn mächtig. „Ausnahme? Kann sein. Weiß nicht mehr, was ich
sagen wollte. Jedenfalls — so gekämmt wie jetzt sind die Hunde noch schöner.“
    Gaby senkte den Kopf. Aber er
hatte ihr Lächeln noch bemerkt. Himmel, wie sie ihn verlegen machen konnte!
Niemand gelang das, nur ihr! Sonst war er so locker, daß ihn nichts aus der
Fassung brachte. Aber wenn Gaby ihn kokett ansah, fühlte er sich jedesmal wie
unter einer Wechseldusche: Mal heiß, mal kalt. Woran das wohl liegt? fragte er
sich.
    „Bin gleich fertig“, sagte
Gaby.
    „Ich muß dir was erzählen. Ich
glaube, ich bin rauschgiftsüchtigen Kriminellen auf der Spur.“
    „Wie bitte?“ Sie ließ die
Bürste sinken.
    „Und wenn mich nicht alles
täuscht“, nickte er, „sind das welche von der Penne. Sie waren zwar maskiert,
aber bei der Prügelei habe ich dem Stämmigen mit dem Fingernagel am Handgelenk
Haut abgefetzt. Als Beweis taugt das zwar nicht, aber es könnte helfen, um den
Typ zu ermitteln.“
    Er erzählte.
    Mit großen Augen betrachtete
Gaby das Fixerbesteck.
    „Du hast recht. Sowas benutzen
Rauschgiftsüchtige.“
    „Woher weißt du das?“
    „Von meinem Papi. Neuerdings
arbeitet er bei den Rauschgiftfahndern. Zur Zeit sei es ganz schlimm in der
Stadt, sagt er. Eine richtige Heroinschwemme! Und Heroin ist die schlimmste
Droge. Gilt als harte Droge. Wer damit anfängt, ist meistens verloren. Obwohl
es natürlich immer wieder welche gibt, die davon runterkommen. Aber die Gefahr
sei riesenhaft, sagt mein Papi.“
    „Und woher kommt das Zeug?“ fragte
Tarzan.
    „Das weiß die Polizei noch
nicht. Das ist es ja. Offenbar hat sich hier eine Bande eingenistet. Aber
keiner kennt die Verbrecher: Die Dealer (Verteiler und Händler) und die
Lieferanten. Was du vorhin mit Oberst Grewe erlebt hast, kommt dutzendfach vor.
Ein Süchtiger braucht nämlich eine Menge Geld, um sich Heroin zu kaufen. Die
meisten besorgen es sich auf verbrecherische Weise: Durch Überfälle, durch
Einbrüche, oder indem sie selbst Dealer werden, andere süchtig machen und
Heroin verkaufen.“
    „Ich verstehe die Menschen
nicht“, meinte Tarzan kopfschüttelnd. „Jeder Tag ist doch voll von herrlichen
Sachen. Man kann Sport treiben, mit seinen Freunden reden, was unternehmen,
Bücher lesen, Tiere beobachten, Hunde striegeln und notfalls“, er lachte, „Tee
trinken und auf bessere Zeiten warten. Warum gibt’s nur immer wieder Dummköpfe,
denen das nicht genügt! Daß Kinder und Jugendliche wie Schlote qualmen, Schnaps
trinken und sich dabei großartig vorkommen, ist schlimm genug. Und dann auch
noch Rauschgift! Ich wäre mir zu schade dafür. Jeder weiß doch heutzutage, daß
man

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