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Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine

Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine

Titel: Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Randall
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versteckte ich auf der Ghost-Ranch, wo du es vorhin gefunden hast, Pete — und dann fuhr ich nach Santa Fe, ich, der Landstreicher Brandy.  
     Der Richter, der damals den Unglücksfall anläßlich des Jagdausflugs untersucht hatte, erkannte mich sogleich wieder. Ich berichtete ihm, wie ich in sinnlos betrunkenem Zustand den Brand der Hütte verschuldet hatte, verlangte, daß Anklage gegen mich erhoben würde — aber der Richter lehnte ab. Er erklärte, die Beweise reichten nicht aus, und es könnte ja gut möglich sein, daß Applewood, der ja in jener Nacht nüchtern war, die ganze Geschichte nur erfunden hätte, um mich zu erpressen. Viel-  
       
     leicht ist es so, vielleicht ist meine Schuld geringer, als ich glaubte. — Ich bestand jedenfalls darauf, unter Anklage gestellt zu werden, und schließlich gab der Richter nach. Vielleicht begriff er, was mich bewegte — jedenfalls wollte er mir helfen. Ich wurde wegen fahrlässiger Tötung verurteilt und zwei Monate lang eingesperrt. Entscheidend war dabei mein Geständnis der Schuld . . .  
     Vom Gefängnis aus konnte ich zunächst nicht an dich schreiben, Nora. Das Gefängnis von Santa Fe mußte damals geräumt werden, nachdem bei einer Gefangenenrevolte das Gebäude abgebrannt war. Die Gefangenen wurden auf andere Staatsgefängnisse verteilt, und ich kam nach Tucson — dort endlich erhielt ich die Erlaubnis, jenen Brief an dich zu schreiben und dich auf das Testament aufmerksam zu machen. Natürlich schrieb ich unter dem Namen .Brandy'; denn Paddington war ja — mußte ja tot sein, damit Applewood keine Möglichkeit mehr besaß, mit einem Skandal zu drohen.  
     So also kam es, so entwickelte sich alles. — Als Applewood dahinter kam, daß ein Testament existierte, handelte er, wie es seiner Schurkennatur entspricht. Er schickte sofort zwei Detektive aus, mit dem Auftrag, auf der Ghost-Ranch nach dem Dokument zu suchen und es zu vernichten. Er ließ ein ärztliches Gutachten fälschen, wonach du angeblich .nervenkrank' bist — nur damit dir niemand die Geschichte von dem Testament glauben sollte. Schließlich, als das Testament nicht aufzufinden war, kaufte er die Ghost-Ranch.  
     Nun wäre es ja für mich ein leichtes gewesen, aus meiner Reserve herauszutreten und zu sagen: Hier bin ich, John Paddington! Der Landstreicher Brandy ist tot, und ich bestimme, daß meine Enkelin Nora mein gesamtes Vermögen erhält. Das hätte ich im Notfall tun können. Aber, ich bin froh, daß ihr Jungen vom ,Bund der Gerechten' mir geholfen habt — und daß ich damit, unberührt von Skandal und neuerlichen Gerichtsverhandlungen, unbelästigt durch den Erpresser Applewood irgendwo im Ausland den Rest meiner Tage verbringen kann. Ich will an jene schrecklichen Tage in den Rocky Mountains, die ich nie vergessen — nie verwinden werde, an jene Unglücksnacht will ich nicht durch die schurkenhafte Anklage eines Mannes wie Applewood erinnert werden, der sich nicht scheuen würde, falsch zu schwören.  
     Hier ist mein Testament, Nora — es ist ein sehr wertvolles Dokument. Hüte es gut und versuche zu vergessen, daß dein Großvater es gewesen ist, der den Tod deiner armen Eltern verschuldet hat — versuche, auch mich . . . zu vergessen. Ich habe eine kleine Hazienda in Mexiko gekauft — dort will ich Vergessen suchen. Bitte, sage nichts, mein Kind. Ich weiß, was dein Herz dir eingibt — bedenke jedoch, daß ich ein alter Mann bin, der mit seinem Leben abgeschlossen hat. Du könntest mir keinen Trost bringen, Nora. Vielleicht wirst du mich einmal begreifen . .  
     John Paddington stieg aufs Pferd. Er winkte Nora abschiednehmend zu: „Lebe wohl, Kind — lebt wohl, ihr Jungen!"  
       
     Und dann ritt der alte Mann in die Nacht davon . . . seiner Vergangenheit, seinen Erinnerungen entgegen, die ihn niemals, bis an das Ende seiner Tage, verlassen sollten.  
     Dorothy legte ihren Arm um das schluchzende Mädchen. Sie sagte nichts. Denn da gab es nichts, was sich hätte in Worte — in leere Worte — kleiden lassen.  
     „Ich hätte ihn nicht gehen lassen dürfen — so nicht!" schluchzte Nora Paddington bitterlich.  
     Aber das Mädchen empfand, obwohl niemand ein Wort sprach, das gleiche, woran alle dachten: nur John Paddington allein besaß das Recht, die Entscheidung zu treffen, die er für notwendig hielt — und diesen seinen Entschluß mußte man achten, auch, wenn man ihn nicht ganz begreifen konnte.  
     Suchte er wirklich nur die Einsamkeit?

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