Das Wahnsinnsweihnachtswunder
»Wau, wau, wau!«, bellte ich. »Achtung, Achtung! Bitte alle auf ihre Plätze! Wir probieren jetzt den ›Ihr-Kinderlein-Komet‹. Und Licht aus!«
Mit einem Schlag wurde es dunkel und man hörte nur noch ein paar helle Stimmen wispern. Ich wartete einen Augenblick, bis alle Mitarbeiter bereit waren, dann gab ich das Zeichen: »Achtung! Sind alle so weit? Drei, zwei, eins und ab!«
|6| Unverzüglich flammten dreiundzwanzig Feuerzeugflämmchen in der Dunkelheit auf, die nach und nach ein bezauberndes Gewirr von knisternden und funkensprühenden Lichtpunkten entzündeten.
Es waren bloß gewöhnliche Wunderkerzen, die dort ihr Feuerwerk abbrannten, doch sind es meist die einfachen Dinge, mit denen sich die wundervollsten Schauspiele erzeugen lassen.
Die sprühenden Lichter lösten sich voneinander und formten nun gemeinsam einen großen Stern, der einen Moment lang strahlend und funkelnd im Raum schwebte.
»Juhuuuu!«
|7| Es ertönte ein Geschrei wie aus unzähligen Kinderkehlen, wenn gerade die Ferien angebrochen sind, während sich gleichzeitig der Stern mit lautem Getrampel in Bewegung setzte.
Er zog wie einen feurigen Schweif eine leuchtende Spur durch die Finsternis, bis er schließlich in der Mitte des Saales stehen blieb und erlosch. Im selben Moment ging das Licht wieder an und vor aller Augen erstrahlte der Saal nun in seiner ganzen weihnachtlichen Pracht.
|10| Freudige Rufe ertönten unter den Mitarbeitern, denn diese Vorführung war perfekt gewesen. Der ›Ihr-Kinderlein-Komet‹ würde sicher einer der Höhepunkte des heutigen Abends werden. Ein Spektakel in genau der Art, für die unser Unternehmen berühmt war.
»Vielen Dank, Leute!«, rief ich und klatschte in die Pfoten. »Das war wirklich ausgezeichnet!«
Ich ließ mich erleichtert auf den Hinterbeinen nieder.
Na also, dachte ich zufrieden, bis jetzt läuft ja alles wie geplant.
Manch einer meiner verehrten Leser wird es vielleicht schon bemerkt haben:
Bei uns handelt es sich um kein ganz gewöhnliches Unternehmen.
|12| Das ist die Firma, für die ich arbeite.
Wie der Name schon sagt, sind wir im Weihnachtsgeschäft tätig. Wir arbeiten mit den besten Spezialisten aus aller Welt und haben, das darf ich wohl in aller Bescheidenheit sagen, einen exzellenten Ruf weit über Europa hinaus.
Mr Feyertags Motto lautet: Erleben Sie mit uns das Wunder Weihnachten! Wir veranstalten das beste aller Feste!
Ich bin Chimney, der sprechende Hund der Firma. Ein Bobtail. Der Name ist, na ja, wie soll ich sagen, etwas gewöhnungsbedürftig. Mr Feyertag hat mich so genannt. Aus Geschäftsgründen. Denn ich bin ziemlich wuschelig und schwarz wie die Nacht. Nicht hässlich, das nicht, aber bei einem Weihnachtsunternehmen erwarten die Kunden einfach einen sprechenden Hund mit weißem Fell. Am besten noch seidig glänzend. Also erzählt Mr Feyertag immer die Geschichte, dass ich nur deshalb so schwarz wäre, weil ich |14| eines Tages mit dem Weihnachtsmann durch den Kamin gekommen bin. Daher also mein Name: Chimney, Kamino.
|14| Wir sind ein echtes Familienunternehmen in guter alter Tradition. Außer mir arbeiten bei SCWonderworks auch noch Mr Feyertags Sohn Willy und seine Tochter Fanny. Willy ist fünf Jahre alt und Fanny sechs. Kinder in diesem Alter sind die besten Weihnachtsspezialisten, die man kriegen kann. Die beiden arbeiten natürlich nicht alleine, das wäre gar nicht zu schaffen, sondern in einem ganzen Team von Spezialisten: dem Betriebskindergarten. Insgesamt dreiundzwanzig Kinder sind mit an Bord, alle so zwischen drei und sieben Jahre alt. Sie machen die ganzen Spezialeffekte und solche Dinge. Wouuuh! Wenn die mal loslegen: einfach wonderful!
Der ›Ihr-Kinderlein-Komet‹ ist da nur ein Beispiel von vielen anderen kleinen Wundern.
|16| Unterstützt werden sie von den beiden Kindergärtnerinnen Mrs Chaircircles und Mrs Rauschgold. Wirklich zuverlässige Mitarbeiterinnen, aber sie sind vor allem für die Organisation von Material zuständig: Papier, Scheren, Kleber, diese Dinge. Im Kreativbereich arbeiten ausschließlich die Kinder.
Dieses Jahr hatten wir schon ganze Arbeit geleistet. Alles war bis ins kleinste Detail geplant worden. Es war der 24. Dezember und der riesige Weihnachtssaal im zehnten Stock des Metropolitan Christmas Buildings war, nun ja, fast fertig. Bereit für die große SensationalChristmasWonderworks-Show. Das beste aller Feste!
|17| Aber wie das so ist, kurz vor dem Countdown gibt es auch immer noch ein
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