Das Pete Buch 25 - Das wird ne Sache
ihnen sagte ein Wort, bis die Stille plötzlich durch ein aufgeregtes „Kroah-kroah!" unterbrochen wurde, dem ein ruhiges, gesetztes, beinahe verweisendes „Kroah!" folgte. Zwei Raben von der großen, schwarzen Sorte strichen heran, drehten ziemlich tief über dem Boden eine „Ehrenrunde" und ließen sich auf dem Brückengeländer nieder. Sie guckten einander an, besahen sich die Gegend und schauten sich von neuem an. Dann machte der erste wieder „Kroah!", während der andere mit „Kroah-kroah!" Antwort gab.
Die Jungen schauten interessiert zu. „Möchte wissen, worüber sie sich eben unterhielten! Über irgend etwas sprachen sie, das ist sicher. Oder seid ihr anderer Meinung?"
„Was gibt's da anderer Meinung zu sein?" lachte Sam. „Unser Halbohr zum Beispiel weiß ganz genau, was er sagen will, wenn er losbellt, und wir verstehen ihn, weil wir seine Sprache kennen. Ähnlich wird's wohl auch mit dem andern Getier sein."
„Yea, wenn man die Sprache aller Tiere verstehen könnte!" seufzte Conny Grey. „Müßte interessant sein, ihnen zuzuhören!" Weiter kam er nicht. Beide Raben krächzten nun gleichzeitig los, erhoben sich schwerfällig in die Luft und flatterten empört davon.
„Da kommen die andern!" rief Sommersprosse. „Jetzt kann's weitergehen!"
Sie vernahmen Pferdegetrappel, pfiffen ihre Gäule zurück, und gleich darauf tobte die lustige Gesellschaft ins Gebirge hinauf.
Es war nicht weit bis zu Ballings Hütte; sie erreichten sie nach einer Stunde. Der Alte war von Watsons Besuch nicht gerade beglückt; aber über die Jungen freute er sich. Nicht wegen des Tabaks, den sie ihm verehrten; er hatte die quecksilbrige, allzeit schabernacklustige Bande nun einmal in sein Herz geschlossen.
Auf dem Heimweg hielten sie es für selbstverständlich, Watson das Ehrengeleit bis zum Office zu geben. Sie verabschiedeten sich mit einem dreifachen „Yip-e-e-e!" von ihm. Der Hilfssheriff antwortete mit einem kräftigen: „Old Sioux grüßt euch!"
„Sieh dich vor!" mahnte Weidereiter Gribble. Interessiert musterte er Joe Jemmery von oben bis unten. Er brauchte dabei weder sehr hoch noch sehr tief zu blicken; Joe war nun einmal von der kleineren Sorte. „Mach's doch wie Johnny Wilde und Bill Osborne, die liegen hinter der Hütte im Gras und schlafen sanft und selig."
„Zum Schlafen ist die Nacht da! Und passieren kann mir nichts", gab Regenwurm selbstbewußt zurück. „Falls ich wirklich auf Wölfe stoße — hab' ich ja die beiden Hunde bei mir, die wir mitbrachten."
„Du sollst dich nicht vor Wölfen vorsehen — die gehen den Menschen um diese Jahreszeit aus dem Weg. Vor den beiden Hunden nimm dich in acht; das meinte ich!"
„Das sind brave Tiere, warum sollte ich mich vor ihnen fürchten?"
„Du hast keine Ahnung von dieser Rasse, Boy! Sie sind nur darauf dressiert, Wölfe zu jagen; etwas anderes existiert nicht für sie. Big und Berry erkennen keinen Herrn an. Sie respektieren höchstens den, der ihnen das tägliche Futter reicht; das ist aber auch alles. Anhänglichkeit, Treue, Aufopferung — so etwas kennen sie nicht. Auch der sie füttert, kann sich nicht auf sie verlassen. Sind eben 'ne besondere Sorte! Sie gehen ran, sobald sie 'nen Wolf wittern, und geben erst Ruhe, wenn sie ihn erledigt haben — well! Mehr darf kein Mensch von ihnen verlangen. Das wollte ich dir nur gesagt haben."
„Ich geb' schon acht! Streife ja nur ein bißchen durch die Gegend! Vielleicht gelingt's mir, Bess Silver aufzustöbern."
„Dreikäsehoch!" Der Cowboy lachte. „Seit vierzehn Tagen befinde ich mich hier oben bei Stickens Horn, und seit dieser Zeit reißt dieser Bess Silver ein Rind nach dem andern. Und dabei habe ich ihn noch nicht einmal zu Gesicht bekommen. Nur Spuren von ihm kriegten wir zu sehen. Nach diesen zu urteilen, muß es ein verdammt schwerer Bursche sein. Und daß er einzeln geht, nur von einer kleinen, äußerst wendigen Wölfin begleitet, ist kein gutes Zeichen. Wölfe pflegen stets in Rudeln zu jagen. Sieh dich vor, Boy!" Nicht vor Bess Silver und seiner Wölfin — die bekommst du wahrscheinlich genau so wenig zu sehen wie ich bisher — aber vor den beiden Hunden, die du mitnehmen willst. Falls du sie falsch behandelst — nun, dann mußt du eben selbst sehen, wie du mit ihnen fertig wirst. Ich an deiner Stelle würde die Tiere im Zwinger lassen, mich lang ins Gras legen und warten, bis Pete zurückkommt."
„Pete ist nun schon fünf Stunden fort! Er sagte doch, daß er spätestens
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