Das Pete Buch 25 - Das wird ne Sache
„Sparen Sie sich Ihren Sermon! Was geht Sie der Junge an? Platz gemacht!" Und ehe Watson wußte, was los war, stampfte er mit den beiden Kindern davon.
Verblüfft starrte ihm der Hilfssheriff nach; ebenso verblüfft, wie die acht Jungen vom Bund der Gerechten es taten.
Gleich darauf fuhr er zusammen; jemand hatte ihn in die Seite geknufft. „Was sagen Sie nun, Sioux?" fragte Sommersprosse und schielte ihm von unten her augenzwinkernd ins Gesicht.
„Wie nennst du mich?" fragte der Hilfssheriff verwirrt. „Welchen Namen hörte ich da?" Auf einmal aber verklärten sich seine Züge. „Sioux? By gosh, boy, du hast recht: Indianeraugen, todesmutiges Herz, ehrlich bis ins Mark, unbestechlich, ein Mensch ohne Fehl — das alles trifft auf mich zu; Siouxart, das ist auch Watsonart! Wer entdeckte diesen schönen Namen?" Er blickte verträumt über die Jungen hinweg.
Bret Halfman trat vor. Er wußte nicht, ob er jetzt eine Ohrfeige beziehen oder ob er belobt werden sollte; er war nun einmal eine ehrliche Haut. „Braver Kerl!" meinte John Watson. „Hört mal alle her: ich gestatte euch in Zukunft, mich ,Sioux' zu nennen! — Warum war denn der Müller so kurz angebunden? Es ist doch ein guter Zug von ihm, einen armen Waisenjungen bei sich aufzunehmen! Dessen braucht er sich doch nicht zu schämen!"
„Wir denken anders darüber, Mr. Watson!" ließ Sam sich vernehmen und zog sein Gesicht in Falten.
„Sag ruhig ,Sioux' zu mir!" unterbrach ihn der Hilfssheriff. „Was für Befürchtungen habt ihr denn, wenn ich danach fragen darf?"
„Mr. Givern ist ein Geizhals", stellte Sam in ruhiger Sachlichkeit fest.
„Es zeugt aber nicht von Geiz, wenn er ein armes Waisenkind mit durchfüttert!"
„Das ist's ja! Er nahm diesen Jungen doch nicht zu sich, um ein gutes Werk zu tun, sondern um d< J j Kleinknecht einzusparen, den er dringend braucht, Sioux!"
Watson blickte Sam nachdenklich an; er starrte so durchdringend drein, daß Sommersprosse fürchtete, die Augen könnten „Sioux" herausfallen. Dann entgegnete er energisch: „Wenn das so sein sollte, Boys, dann bekommt er es mit mir zu tun!"
„Und mit uns!" krähte Tim Harte dazwischen. „Mit dem ganzen Bund der Gerechten!"
„Na, na, na!" machte Watson und drohte ihm mit dem langen Zeigefinger. „Denkt daran, daß ihr noch einer weisen, überlegenen Führung bedürft! Wenn ihr etwas unternehmen wollt, ist es besser, vorher bei mir anzuklopfen."
„Wir werden es nicht versäumen, Mr. Watson!" Der Hilfssheriff schaute Sam prüfend an; es hatte wohl ein wenig spöttisch geklungen. Aber Sommersprosse blieb ernst; Watson hatte sich also geirrt.
In der nächsten Sekunde kam ihm eine großartige Idee. „Ich muß nach Ballings Hütte hinauf, Boys. In einer halben Stunde geht's los! Wenn's euch Spaß macht, dürft ihr mich begleiten."
Die Jungen schauten sich überrascht an. Es hatte eine Zeit gegeben, da jeder von ihnen wie ein rotes Tuch auf den Hilfssheriff wirkte; das schien nun vorüber zu sein. „Yip-e-e-e!" schrien sie also los, faßten sich bei den Händen, nahmen John Watson in die Mitte, und legten zu dem Song, den Conny Grey nach Joes Rezept schnell zusammenreimte, einen tollen Indianertanz auf das „Parkett":
„Freund Sioux ist ein großer Mann, Großer Mann, großer Mann, Der alles, alles prima kann, Prima kann, prima kann, Prima kann, prima kann —"
Und das „Prima kann!" wollte kein Ende nehmen.
Zuerst war Watson völlig verdattert, dann fühlte er sich geehrt, und zum Schluß grinste er geschmeichelt über sein faltenreiches Gesicht. „Halb so schlimm, Boys!" sagte er gerührt. „Wenn wir zurückkommen, spendiere ich jedem von euch auch ein Eis!" Worauf der Trubel erst richtig losging. Die Leute aus den umliegenden Häusern kamen zum Bahnhof, weil sie annahmen, dort sei wieder etwas Ungewöhnliches im Gange. —
Und da hatten sie gar nicht so unrecht...
Treffpunkt war die Red River-Brücke. Sam, Conny und Jerry fanden sich als erste dort ein. Sie hatten ein Paket Tabak, einige Schachteln Streichhölzer und eine Rolle Kautabak eingekauft, denn sie wußten, daß der alte Ballings Tabak in jeder Form liebte, sich ihn jedoch nicht oft leisten konnte, weil er über keine Reichtümer verfügte.
Die Jungen schickten ihre Pferde mit einem leichten Klaps auf die Weide und warfen sich ins Gras. Wahrscheinlich würde es noch ein halbes Stündchen dauern, bis alle beisammen waren.
Zufrieden ließen sie sich von der Mittagssonne schmoren. Keiner von
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