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Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Titel: Das Phantom auf dem Feuerstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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zur Brücke hinauf. Aber dort war niemand mehr. In der Ferne — offenbar im
Wald — dröhnte ein Motorrad.
    Das Phantom! dachte Tarzan. Jetzt habe
ich’s selbst erlebt. Seit Monaten schreiben die Zeitungen über diesen
Wahnsinnigen, den keiner kennt. Gesehen habe ich ihn. Aber beschreiben könnte
ich ihn nicht.
    Die Fahrertür ließ sich leicht öffnen.
    Dr. Bienerts reglose Gestalt kippte
Tarzan entgegen. Er fing den Lehrer auf.
    Dr. Bienert war kräftig und ziemlich
schwer. Aber Tarzan hatte keine Mühe. Für seine 13 Jahre (und ein paar Monate)
war er sehr groß und ungemein stark, außerdem einer der besten Sportler der
großen Fleimschule, vor allem in seinen Spezial-Disziplinen: Judo, Volley-Ball
und Sprint.
    Er faßte Dr. Bienert unter den Armen.
Vorsichtig zog er ihn zum Fahrbahnrand. Nur die Absätze des Lehrers schleiften
über den Asphalt.

    Im Schutz eines Brückenpfeilers legte
Tarzan den Studienrat auf den Boden — auf die Seite, wie Tarzan es in einem
Erste-Hilfe-Kurs gelernt hatte. Seitenlage ist wichtig. Denn falls der
Verunglückte erbricht, gerät nichts in die Luftröhre.
    Tarzan lief zu dem Wrack zurück. Es war
wirklich ein Wrack — mit verbeultem Dach, eingedellten Türen, total kaputter
Motorhaube, unbrauchbarer Windschutzscheibe und was sonst noch zerstört sein
mochte.
    Immerhin — die Räder waren in Ordnung,
und auch die Lenkung funktionierte.
    Tarzan stemmte sich in die offene Tür —
gegen Pfosten und Lenkrad. Meter um Meter schob er den Wagen zur Seite, bis er
auf dem Grünstreifen stand.
    Der Kofferraum ließ sich öffnen. Tarzan
fand einen Mantel und eine Decke. So gut es ging, hüllte er Dr. Bienert damit
ein. Denn ein Verletzter darf seine Körperwärme nicht verlieren.
    Mit dem Warnschild lief Tarzan hinter
die Brücke zurück. Er stellte es dort auf. Tarzan sah in die Richtung, aus der
sie gekommen waren. Aber die Nacht sank herab. In der Dunkelheit ließ sich nur
ahnen, daß dort Felder und Wiesen waren, durchzogen von wenigen Landstraßen,
aber von vielen Wegen und Pfaden. Die Lichter in der Ferne verschwammen im Dunst.
Vielleicht gehörten sie zu einem Dorf oder zu einem Gehöft.
    Tarzan überlegte. Woher sollte er Hilfe
holen? War es nicht besser, bei Dr. Bienert zu bleiben? Bald mußte der Bus
kommen. Sie hatten nur eine Viertelstunde Vorsprung gehabt — höchstens.
    Er ging zu Dr. Bienert zurück, hockte
sich neben ihn, fühlte den Puls des Bewußtlosen und war einigermaßen beruhigt.
Dann wartete er: Ein 13jähriger Junge, Schüler der 9 b und in der ganzen Schule
nur als Tarzan bekannt, obwohl das natürlich sein Spitzname war.
    In Wirklichkeit hieß er Peter Carsten.
Tarzan nannte man ihn, weil er mit enormer Geschwindigkeit am Kletterseil
hochturnen konnte. Vielleicht auch, weil er immer braungebrannt war und dunkle
Locken hatte. Wer in seine blauen Augen sah, wußte fast sofort, daß Tarzan
wegen jeder Ungerechtigkeit aus der Haut fahren konnte. Dann war nicht gut mit
ihm Kirschen essen. Aber für seine Freunde war er der beste Kumpel, den man
sich denken kann.
    In der Ferne tauchten Scheinwerfer auf;
sie kamen näher.
    Tarzan sprang auf, sah dann aber, daß
es nicht der Bus war.
    Trotzdem! Dr. Bienert brauchte Hilfe.
Ein Arzt mußte verständigt werden.
    Der Junge stellte sich in die Mitte der
Fahrbahn. Winkend hob er die Arme.
    Mit hohem Tempo preschte der Wagen
heran. Fernlicht. Es fiel auf das Autowrack. Und auf Tarzan.
    Aber was war mit dem Fahrer los? Statt
das Tempo zu verringern, fuhr er mit unverminderter Geschwindigkeit weiter.
    Ist der betrunken? Tarzan winkte wie irre.
    Jetzt war der Wagen unter der Brücke,
der Fahrer hupte.
    Tarzan sprang zur Seite. Mehr aus
Vorsicht, denn der Wagen hätte ihn nicht mal gestreift. Dennoch spürte er den
Fahrtwind.
    „He! Anhalten!“ rief er. „Wir brauchen
Hilfe...“
    Aber der Fahrer dachte nicht daran.
    So ein gemeiner Hund. Na, warte! Tarzan
versuchte das Nummernschild zu entziffern. Ganz gelang ihm das nicht. Aber er
sah, daß der Wagen in der Stadt zugelassen war — jener nahen Großstadt, in
deren Umgebung die Internatsschule lag. Dann erkannte er noch eine 49, mehr
nicht.
    Kriminell! dachte Tarzan. Verweigert
Hilfe, obwohl er erkannt haben muß, daß hier ein Unfall passiert ist. Anzeigen
sollte man so einen!
    Doch schon kam das nächste Fahrzeug,
diesmal aus entgegengesetzter Richtung. Und in gemächlichem Tempo.
    Es war ein kleiner Lieferwagen. Er
schnaufte. Der Motor schien in den letzten Zügen zu

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