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Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Titel: Das Phantom auf dem Feuerstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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drückte ihm auf die Seele.

    „Mir wäre es lieb, Tarzan, wenn du
Donnerstagnachmittag herkämst. Bis dahin habe ich die neue Taktik
ausgearbeitet. Dann gehen wir’s gemeinsam durch. Und du | erklärst es der
Mannschaft.“
    „Gern, Herr Doktor. Um 14 Uhr bin ich
da.“
    Nach Schulschluß radelten Gaby und Karl
im Eiltempo heim. Klößchen verzog sich ins ADLERNEST, um vor dem Mittagessen
noch rasch eine halbe Tafel Schokolade zu verputzen. Tarzan lief Jürgen Selbach
in die Arme.
    Jürgen war ein Pfundskerl, Schüler der
11a und Chefredakteur vom ECHO. So hieß die Schülerzeitung.
    „Keine Ausflüchte, Tarzan. Über die
Sache mit dem Phantom auf dem Feuerstuhl mußt du was schreiben. Am besten,
sofort. Muß nicht lang sein. Aber schön spannend. Wann habe ich schon mal
Gelegenheit, so was aus erster Hand zu kriegen.“
    Tarzan fügte sich. Noch vor dem
Mittagessen hatte er den Artikel fertig, und Jürgen war happy.
    Beim Essen saßen Tarzan und Klößchen
zusammen. In dem großen Speisesaal summte es wie in einem Bienenschwarm. Es gab
Spaghetti mit Fleischsoße, und Klößchen
    aß drei Portionen.
    „Recht so!“ sagte Tarzan. „Und nachher
kriegst du wieder Seitenstechen auf dem Rad.“
    „Ich muß mich stärken für das, was wir vorhaben.“
    „Und du meinst, das gelingt, wenn du
dich vollhaust? Willi, bist du drei oder 13? Kraft kann man sich nicht
anfuttern, sondern nur antrainieren. Du ißt wie ein Gewichtheber der
Schwergewichtsklasse. Aber die bewegen ein paar Tonnen Eisen am Tag. Dir ist es
schon zuviel, wenn du deine Mappe in die Bude trägst.“
    „Daß du immer meckern mußt!“
    „Das ist ein Freundschaftsdienst. Ich
meckere so lange, bis du vernünftig wirst.“
    An jedem der langen Tische saß ein
Lehrer und paßte auf, daß es nicht zu rüpelhaft zuging — zumindest mußte man
das bei den kleineren Schülern befürchten. Allerdings — selbst die aus der
Oberstufe hatten nicht die besten Manieren. Wahrscheinlich lag das daran, daß
in dem großen Saal nur Jungs waren. Die Heimschule nahm keine Mädchen auf. Zwar
gab es einige in jeder Klasse, aber die waren ,extern’ und kamen zum Unterricht
aus der Stadt.
    Nach dem Essen holten Tarzan und
Klößchen ihre Räder aus dem Fahrradkeller.
    Es war ein Maitag, wie man ihn sich
erträumt: Vom blauen Himmel strahlte die Sonne. Alle Laubbäume hatten zartes
Grün angelegt. Die Erde war noch feucht, dampfte und verströmte starken,
würzigen Duft. Nächtlicher Regen hatte die Felder getränkt. Frühlingswind
strich über die Wiesen. Und die Wildblumen nickten mit den Köpfen, als wären
sie einverstanden mit einem so herrlichen Tag.
    Die beiden radelten über die
Zubringerstraße. Aber nicht ganz bis zur Stadt. Vorher bog ein Feldweg ab. Er
führte querfeldein, über hügeliges Gelände, und mündete schließlich in eine mit
Schlaglöchern übersäte Straße, die nur für landwirtschaftliche Fahrzeuge
zugelassen war. Wenn man ihr folgte, umrundete man die Stadt im großen Bogen
und kam zu einem ausgedehnten Waldgebiet. Dort lag der Herold-See. Noch ein
Stück weiter, und man kam nach Klettenborn. Von dort war es dann nur ein
Katzensprung bis zur Phantom-Brücke. So hatten die vier Freunde den Schauplatz
der Autofalle getauft.
    Bei einer knorrigen Eiche auf dem
Feldweg warteten Gaby und Karl mit ihren Rädern.
    Oskar war auch dabei.
    Kaum daß er Tarzan sah, begann er, sich
wie toll zu gebärden. Er zerrte an der Leine, sprang hoch, bellte vor Freude
und wedelte heftig mit seinem Stummelschwanz. Tarzan war sein spezieller
Freund. Und jedesmal dauerte die Begrüßung mindestens drei Minuten.
    Der Cocker-Spaniel war weiß, mit großen
schwarzen Flecken. Auf der Nase hatte er einen braunen Punkt. Auf einem Auge
war er leider blind, aber das fiel nicht auf. Und seine ausgezeichnete Nase
glich diesen Mangel aus. Woher Oskar stammte, wußte niemand. Herzlose Menschen
hatten ihn auf einem Rastplatz nahe der Autobahn ausgesetzt — einfach an einen
Müllbehälter gebunden. Er war ins Tierheim gekommen. Von dort hatte Gaby ihn zu
sich geholt.
    „Eine Hitze ist das wieder!“ stöhnte
Klößchen. „Was soll das erst im Sommer werden! Jedenfalls freue ich mich auf
die Abkühlung im See.“
    „Aber bleib’ nicht zu lange drin“,
lachte Karl, „sonst verdampft das Wasser.“
    Oskar lief an der Leine neben Gabys
Rad, als sie weiterfuhren. Bald ließ er die Zunge heraushängen, aber müde war
er deshalb noch lange nicht.
    Sie erreichten den Wald. Ein

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