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Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Titel: Das Phantom auf dem Feuerstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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liegen. Die Ladefläche war
mit einer Plane überdacht.
    Tarzan machte sich winkend bemerkbar.
Der Wagen hielt auf der anderen Straßenseite. Ein Mann stieg aus.
    „Hallo! Hallo! Unfall? Keiner tot,
hoffentlich!“
    Es war eine seltsame Stimme. Sie
schepperte, als hätte der Mann leere Flaschen im Hals.

    „Aber verletzt“, sagte Tarzan. „Wir
brauchen Hilfe. Mein Lehrer ist bewußtlos und am Kopf verletzt. Er liegt hier.
Ein Arzt muß her. Und die Ambulanz. Und die Polizei muß verständigt werden.“
    „Gott! Ach, Gott! Wie ist denn das
passiert?“
    Er kam über die Straße.
    Tarzan sah seine Silhouette gegen das
Scheinwerferlicht. Der Mann war mittelgroß, an seiner Figur nichts besonderes.
Aber in seinen schlotternden Regenmantel hätte er zweimal gepaßt. Seine
Gummistiefel schluppten.
    „Ströter“, sagte er, als er vor Tarzan
stand.
    „Wie bitte?“
    „Ströter. So heiße ich. Franz Ströter.
Tot ist er nicht, nein?“
    „Verletzt, wie ich sagte. Könnten Sie
bitte ins nächste Dorf fahren und einen Arzt benachrichtigen. Oder — noch
besser — wir laden den Verletzten in Ihren Transporter und...“
    „Geht nicht. Unmöglich. Habe hinten
alles voll. Meine Ware. Bin Holzschnitzer. Deshalb. Hat nichts mehr Platz.
Arzt? Ja, mache ich. Polizei? Nee! Muß ich gleich in ‘ne Röhre blasen. Geht
nicht — bei fünf Bier.“
    Himmel! dachte Tarzan. Ist der nicht
ganz dicht oder nur betrunken? Der redet wie der letzte Mensch. Warum fährt er
nicht endlich? Eile tut not.
    Aber so leicht war Franz Ströter nicht
abzuwimmeln. Er wollte wissen, wie es zu dem Unfall gekommen war. Im Eiltempo
wurde er von Tarzan informiert. Als er dann immer noch Fragen hatte, wurde es
dem Jungen zu bunt.
    „Herr Ströter, bitte! Es geht
vielleicht um Minuten! Der Verletzte braucht ärztliche Hilfe.“
    „Gut, gut, mein Junge! Mache ich. Dort
in dem Dorf — da wohne ich. Arzt kommt gleich. Kennst du Klettenborn? Das Dorf
heißt so. Nicht der Arzt. Besuch’ mich mal, wenn du nach Klettenborn kommst.
Erzählst mir dann mehr von dem Phantom. Warte, ich schenk’ dir was.“
    Er latschte zu seinem Wagen, holte
etwas, kam zurück, ließ sich Zeit und überreichte Tarzan einen kleinen,
geschnitzten Holzesel.
    „Das ist Balthasar. Den schnitze ich
immer wieder. Wird gern gekauft.“
    „Vielen Dank, Herr Ströter! Ich besuche
Sie bestimmt und erzähle dann alles von dem Phantom. Aber, um Himmels willen,
fahren Sie jetzt! Und sagen Sie dem Arzt, daß es dringend ist.“
    „Mach’ ich, mein Junge.“
    Tarzan sah dem Lieferwagen nach. Auch
auf der Rückseite war die Plane festgezurrt.
    Ströter fuhr ungefähr Tempo 50.
Vielleicht wegen der Biere. Vielleicht weil das alles war, was der Motor noch
hergab.
    Tarzan machte sich Luft, indem er
fluchend auf und ab lief. So ein Mist! Der eine fährt vorbei, der andere ist
ein Trottel, der die Lage nicht begreift. Und der arme Dr. Bienert...
    „Tarzan!“
    „Gott sei Dank, Herr Doktor! Endlich
sind Sie wach. Wie fühlen Sie sich?“
    „Bist du verletzt?“ fragte der
Studienrat mit schwacher Stimme.
    „Überhaupt nicht. Mir geht’s prima.
Aber Sie haben Pech gehabt. Sie haben das Dach auf den Kopf gekriegt, als wir
uns überschlugen.“
    „So fühle ich mich auch. Mein Schädel
dröhnt. Danke, daß du dich um mich gekümmert hast. Wo sind die andern?“
    „Sie kommen gerade“, rief Tarzan. „Eben
sehe ich den Bus. Da hinten ist er. Ein Arzt wird bereits verständigt. Nicht
mehr lange, und Sie sind in besten Händen.“
    Dr. Bienert seufzte. „Wie... wie konnte
das nur passieren?“
    „Haben Sie das nicht mitgekriegt? Das
Phantom hat uns erwischt, Herr Doktor. Mit einem kopfgroßen Stein. Hat ihn von
der Brücke geworfen. Der Stein ist auf die Motorhaube geprallt und gegen die
Windschutzscheibe. Die war sofort blind. Trotzdem hatten Sie den Wagen prima in
der Gewalt. Was dann noch passierte, ließ sich eben nicht verhindern.“
    „Jetzt erinnere ich mich.“
    Das Phantom! dachte Tarzan. Ein
Wahnsinniger! Seit Monaten treibt er sein Unwesen. Daß es bei den zahlreichen Anschlägen
noch kein Todesopfer gegeben hat, ist reiner Zufall. Aber das kann morgen schon
anders sein. Und verletzt wurden viele. Dieser Verrückte ist jetzt mein
persönlicher Feind. Ab sofort nehme ich den Kampf auf.

2. Klößchens Schokoladen-Vorrat
     
    Minutenlang herrschte unbeschreibliche
Aufregung. Der Busfahrer, ein zweiter Lehrer, die Volleyball-Mannschaft und
einige Schlachtenbummler — alles lief

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