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Das Phantom der Freiheit

Das Phantom der Freiheit

Titel: Das Phantom der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Luif
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Stempel, den jeder Androide mit sich herumtragen mußte, war immer etwas gewesen, worüber die Menschen spotten und Witze reißen konnten.
    »Es sind Bestrebungen im Gange«, sagte Dr. Geller, »im Zuge der vollen Gleichberechtigung für Androiden auch diese Markierung abzuschaffen, die in den Augen vieler Leute für immer mit dem Makel der Knechtschaft behaftet ist ...«
    »Darüber zu befinden, ist nicht Sache dieses Gerichts«, unterbrach der Richter. »Wir haben uns mit den Dingen zu befassen, wie sie sind.« Er blickte fragend zu Roderick. »Haben Sie noch Fragen an diesen Zeugen?«
    »Nein danke«, sagte Roderick. Er sah so selbstzufrieden aus, daß Alison, die nicht leicht in Erregung zu bringen war, ihn am liebsten geschlagen hätte. »Sie haben Doktor Gellers Ausführungen gehört. Ich beantrage, daß Alison den beiden erwähnten Identifikationstests unterzogen wird. Wenn amtlich festgestellt ist, daß sie ein Androide ist, wird damit auch bewiesen sein, daß sie kein Kind haben kann. Und daß sie darum, indem sie ihren Androidenstatus vor mir verbarg, auch die Tatsache verbarg, daß sie kein Kind haben kann.«
    Der Richter nickte etwas zögernd und blickte über seine Brille zu Alison. Es wäre ein Jammer, wenn ein so vielversprechender und sensationsträchtiger Fall so schnell und so trivial verpuffen würde. Aber er konnte sich nicht vorstellen, wie Alison diese logische Argumentation entkräften sollte. Roderick kehrte auf seinen Platz zurück, und Richter Collier fragte Alison, ob sie Fragen an den Zeugen habe.
    »Ich danke Ihnen«, sagte sie mit lieblichem Lächeln. Sie stand auf und näherte sich dem Zeugenstand. Sie trug ein einfaches graues Kostüm mit einer gelben Bluse, von der nur wenig zu sehen war, gerade genug, um den notwendigen Farbtupfer zu liefern. Sie hatte nie besser ausgesehen und war sich dessen bewußt, als sie sich zu Dr. Geller wandte.
    »Sie gebrauchten vorhin eine interessante Redewendung, Doktor«, begann sie. »Sie sagten, es dürfe als wissenschaftlich gesichert gelten, daß Androiden zur Fortpflanzung unfähig sind. Sie sind Direktor der Everton-Krippe, wenn ich Sie richtig verstanden habe, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Und Ihre berufliche Erfahrung ist daher auf Androiden bis zum Alter von zehn Jahren beschränkt?«
    »Ja.«
    »Ist es üblich«, fragte Alison, »daß Menschen mit der Fortpflanzung beginnen, bevor sie ein Alter von zehn Jahren erreicht haben?«
    Darauf folgte verblüffte Stille, dann ein Lachen, dann Applaus. »Dies ist keine Fernsehschau!« rief der Richter. »Bitte fahren Sie fort, Mrs. Liffcom.«
    Alison tat es. Dr. Geller sei der richtige Mann für alle Angelegenheiten, die junge Androiden beträfen, aber wenn es um erwachsene Androiden gehe, schlage sie vor, Dr. Smith als Zeugen anzuhören.
    Roderick unterbrach. Er sei bereit, Alisons Einlassungen zur Sache anzuhören, aber sollte nicht zuerst über seinen Antrag entschieden werden? War Alison bereit, sich den erwähnten Tests zu unterziehen?
    »Das ist unnötig«, sagte Alison. »Ich bin ein Androide. Ich leugne es nicht.«
    »Nichtsdestoweniger ...«, sagte Roderick.
    »Ich verstehe nicht ganz, Mr. Liffcom«, warf der Richter ein. »Wenn es einen Zweifel gäbe, ja. Aber Mrs. Liffcom behauptet nicht, daß sie kein Androide sei.«
    »Ich will, daß die Tatsache aktenkundig gemacht wird«, erwiderte Roderick. »Sehen Sie, ich möchte die Scheidung, weil Alison Androide ist und kein Kind haben kann. Wenn sie sich geirrt oder irgendein Spiel mit mir getrieben haben sollte und in Wirklichkeit ein Kind haben kann, dann ziehe ich mein Scheidungsbegehren zurück. Darum ist es wichtig, daß in dieser Sache absolute Klarheit besteht.«
    »Gut«, sagte Alison. »Der Vergleich der Fingerabdrücke wird länger dauern, aber der andere Test kann jetzt gemacht werden. Was habe ich zu tun, Herr Vorsitzender? Soll ich mich hier vor allen Leuten ausziehen?«
    »Um Himmels willen, nein!«
    Fünf Minuten später untersuchten der Richter, seine beiden Beisitzer und Roderick den Beweis. Es gab keinen Zweifel. Der Androidenstempel war klar zu sehen. Roderick betrachtete ihn als letzter. Als er sich wieder aufrichtete und in Alisons Augen blickte, mußte sie aufsteigende Tränen unterdrücken. Denn er zeigte weder Befriedigung noch Zorn, nur Bedauern.
    Wieder im Gerichtssaal, erklärte Roderick, daß er mit dem angebotenen Beweis zufriedengestellt sei und auf den Vergleich der Fingerabdrücke verzichte. Und Alison bat ihren

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