Das Prachtstück
wie du. Ist gar nicht so schrecklich lange her. Ich kennâ also die Probleme.«
Inzwischen saà ihr netter Nachbar von unten auf dem Sofa, trank Sherry wie stets, wenn Aki auÃer Reichweite war und nichts von überflüssigen Kalorien murmeln konnte, und lächelte noch immer vielsagend.
»Und, Bruno?«, fragte sie. »Was ist los?«
»Ich weià einen Käufer für deine beiden Wintersteins, das ist los! Beziehungsweise habe ich einen Galeristen aufgetan, der wiederum einen festen Interessenten an der Hand hat. Und rate, wie viel er dafür ausspucken will.«
»Keine Ahnung.«
»Halt dich fest: DreiÃigtausend!«
»Für Mamas blaue Bilder?« Jetzt musste Linda sich ebenfalls setzen. »Ich glaubâ es nicht!«
»Kannst du aber ruhig! Und sei versichert, dass der Mann dabei auch noch sein Schnäppchen macht, von der Heilsarmee ist der gute alte Dr. Grünberg nämlich nicht. Er ist hin und weg, will am liebsten noch mehr von dieser Sorte, aber ich habe ihm klargemacht, dass die beiden vorerst alles sind, was er bekommt.«
»Und weshalb? Babette könnte ja richtig reich werden.« »Mensch, Linda, um seine Begierde anzuheizen und damit den Preis hochzutreiben, was sonst! Gelernt ist schlieÃlich gelernt, will ich meinen. So haben wir damals unsere Antiquitäten auch marktgerecht angeboten. Später einmal könnten wir uns ja gegebenenfalls noch immer groÃzügig zeigen und weiteres Material rausrücken. Vorausgesetzt natürlich, deine werte Frau Mama ist damit einverstanden.« Sein Tonfall bekam etwas betont Beiläufiges, wie immer, wenn er sehr interessiert war. »Hat sie überhaupt hier in Deutschland einen anständigen Galeristen? Oder jemanden, der sich um ihre Vermarktung kümmert? Falls nicht, sollte man sich mal intensiver darum kümmern!«
»Nicht, dass ich wüsste. Und in Frankreich wohl auch nicht. Bei ihr zu Hause stehen, soweit ich informiert bin, die Gemälde einfach im Atelier herum. Oder nebenan, in der ausgebauten Scheune. Hat sich im Lauf der Zeit in der näheren und weiteren Umgebung rumgesprochen, so sagt sie jedenfalls. Ich glaube, sie verkauft nur an Leute, die vorbeikommen und danach fragen. Vorausgesetzt allerdings, die potenziellen Kunden erregen nicht ihr Missfallen. Babette hat nämlich strikte Kriterien. Jeder, der möchte, kommt beileibe nicht für ihre Bilder in Frage.«
»Und du bist befugt, diese beiden hier zu veräuÃern? Nur, damit wir nicht anschlieÃend unerwartete Scherereien bekommen. Wenn die Lady schon so streng ist, meine ich.«
»Geschenkt ist schlieÃlich geschenkt. Sie wollte nur nicht, dass ich sie auf dem Flohmarkt verschleudere. Und das tun wir ja schlieÃlich nicht, oder?« Lindas Lächeln wurde breiter. »Ich kann es noch gar nicht fassen. Das heiÃt mit anderen Worten, ich kann mich endlich verbindlich um die Pacht der Verlagskantine bewerben â¦Â«
»Kannst du. Jetzt, mit dem nötigen Kleingeld für die geforderte Ablöse. Dir bleibt sogar etwas übrig, und nicht zu knapp, wenn ich die Lage richtig überblicke.« »Bleibt mir nicht«, erwiderte sie kategorisch.
»Ich dachte, du brauchst nicht mehr als achtzehntausend?«
»Soll ich die Damen und Herrn Redakteure vielleicht weiterhin von Resopaltischen zwischen scheuÃlichem Plastikgrünzeug essen lassen? Damit ihnen meine wunderbaren italienischen Spezialitäten wie ein Kloà im Hals steckenbleiben, das täglich wechselnde Dessertbuffet vom Allerfeinsten mit eingeschlossen?« Sie stand auf, stemmte wie Graziella bei ihren Temperamentsausbrüchen beide Hände in die Taille. »No, Signore Bruno, impossibile! So wir nicht macken! So nicht gewettet!« Bruno brach in lautes Gelächter aus und schenkte sich noch einmal groÃzügig nach. »Ich wusste gar nicht, dass du ein so groÃes komödiantisches Talent besitzt, Linda.«
»Dann wusstest du vermutlich auch nicht, dass ich schon mal vorab eine neue Kantinenausstattung bestellt habe«, sagte sie ruhig. »Schlicht und schön. Alles Holz. Keinerlei Schnickschnack. Herr Küfer, der nette Schreiner von drüben, hat schon einen Kostenvoranschlag gemacht. Und sich mit mir auf einen Abzahlungsmodus geeinigt. Wenn die Bilder verkauft sind, kann ich ihm sagen, dass der Auftrag in Ordnung geht.« »Und das ist wirklich dein Traumjob, Linda?« Brunos
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