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Das Prachtstück

Das Prachtstück

Titel: Das Prachtstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Touristenschuppen unmittelbar in Bahnhofsnähe. Die einzige Möglichkeit, wie sie mir überzeugend versichert hat, um sich schwarz ein bisschen Kohle zu verdienen. Alles andere würde ihr nämlich sofort weggepfändet – ratzeputz! Von ihrem Geschiedenen will sie nichts mehr wissen. Und ich glaube es ihr sogar. Schuldgefühle statt Aggression, wenn du mich fragst. Sie hat ihm sogar ihr Appartement überlassen, die Gute, Edle.« »Und das hat sie dir alles einfach so erzählt?«
    Â»Hat sie. Was meinst du, welche Wunder es wirkt, wenn man als Journalist einem ganz bestimmten Menschenschlag eine Reportage in Aussicht stellt? ›Unschuldig im Unglück‹ oder so ähnlich. So etwas zieht immer! Außerdem weißt du doch: Es wird bei weitem nicht alles auch gedruckt, was so ein armer Reporter im Schweiße seines Angesichts recherchiert.«
    Â»Alter Fiesling! Die arme Karin so aufs Glatteis zu führen!«
    Â»Wolltest du Fakten, oder wolltest du sie nicht?«
    Sie nickte.
    Â»Na also! Um dich nicht länger auf die Folter zu spannen: Dein Lover und seine Ex betrieben zusammen eine Videothek. Ihre Idee, er hat sich dazu breitschlagen lassen und seinen guten Namen beigesteuert: Video Häusler. Lief anfangs ganz ordentlich, schließlich aber machte ein neuer Laden gleich um die Ecke auf. Größer. Billiger. Und um einiges gemeiner, was die Geschäftspraktiken anging. Ihre Kunden blieben nach und nach weg, die Schulden allerdings, die das junge Ehepaar für die Eröffnung gemacht hatte, hielten sich umso hartnäckiger. Es kam, wie es kommen musste: Die Gläubiger erkannten den Ernst der Lage und setzten den beiden zu, bis ihnen nichts anderes übrig blieb, als die berühmte eidesstattliche Versicherung abzugeben.«
    Er trank einen Schluck Weißbier und schielte verdrossen auf seinen Teller. »Lasagne nennt sich dieser Fraß? Dass ich nicht lache! Davon wird man ja auf der Stelle gemütskrank!« Lumpi zwinkerte Sofie zu. »Apropos Essen: Hab’ ich dir schon gesagt, dass mich deine Freundin Linda gestern angerufen hat? Die Frau hat Ideen, kann ich dir sagen!«
    Â»Und wenn schon – von mir aus kann sie erst einmal bleiben, wo der Pfeffer wächst! Verrat mir lieber, was dein beeindruckendes Rührstück mit Fabians verschiedenen Identitäten zu tun hat«, sagte Sofie ungeduldig. »Denn darum geht es doch eigentlich. Ist er jetzt Robert Häusler oder nicht?«
    Â»Ja und nein.« Lumpi wiegte seinen dicken Kopf. Es schien ihm großes Vergnügen zu bereiten, sie hinzuhalten. »Getauft wurde er ursprünglich auf den Namen Karl. Soviel kann ich dir schon mal verraten.«
    Natürlich war sie nervös, als sie ihm schließlich wieder begegnete. Nach diesen Tagen! Obwohl sie sich geschworen hatte, sich um nichts in der Welt etwas davon anmerken zu lassen. Fabian war gleich einverstanden gewesen, als sie James’ Café in der Innenstadt als günstigsten Treffpunkt vorgeschlagen hatte, murmelte etwas von neuen Aufgaben und furchtbar vielen Terminen, die sich kaum unterbringen ließen, war aber zu ihrer Überraschung überpünktlich.
    Ihr Herz setzte den Bruchteil einer Sekunde in altbekannter Manier aus, als sie ihn allein an einem der hellen Tische sitzen sah. Es war später Nachmittag, sonnig und warm, und nur ein paar Stammgäste hatten sich hierher verirrt, um Kaffee oder das erste Viertel Wein zu trinken. Mein Sohn bekommt vielleicht schwarze Haare, dachte sie. Oder meine Tochter porzellanblaue Augen. Schade nur, dass er das niemals erfahren wird!
    Er sah auf, steckte sein Buch weg und strich sich mit dieser unnachahmlichen Bewegung, die nur ihm eigen war, das inzwischen viel zu lange Haar aus der Stirn. In seinem Gesicht zuckte es. Er sah aus, als ob er einen Halt gut gebrauchen könne. Nicht Eifersucht war es, was sie in diesem Moment durchfuhr, aber doch ein Gefühl nah am Schmerz.
    Sie entschied sich für ein Lächeln.
    Â»Lange nicht gesehen«, sagte sie so leichthin wie möglich. »Ich hab’ dich schon richtig vermisst.«
    Â»Ja«, erwiderte er, »ich dich auch, Sofie. Ich hätte mich bei dir melden sollen. Aber ich war ständig unterwegs. Eine echte Irrfahrt, quer durch die Republik. Sachen ordnen, ein paar frühere Verpflichtungen erledigen.« Er lachte beinahe verlegen. »Die Dinge meines Lebens neu bestellen, auch wenn das in deinen

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