Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Prachtstück

Das Prachtstück

Titel: Das Prachtstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
Vom Netzwerk:
Ohr, während ihr Keuchen langsam anschwoll. »Sehnsucht – kaum zum Aushalten! Irgendwie schien die Zeit stehenzubleiben und sich ganz grausam über mich lustig zu machen. Vor allem liebe ich dich. Vergiss das nie! Was immer auch geschehen mag. Egal, was irgendwelche Leute dir erzählen. Versprochen, mein Engel?«
    Â»Versprochen!«, hauchte Linda zurück.
    Â»Gut!« Trotz ihrer Erregtheit konnte sie spüren, wie die Anspannung langsam aus seinem Körper wich, als sei er nach langer Irrfahrt endlich zu Hause angekommen. Ein warmer, sicherer Ort, eine Zuflucht, wo ihm niemand Schaden zufügen würde. »Und alles andere ist mir herzlich gleichgültig.«

15
    Jetzt lagen die Fakten auf dem Tisch. Es waren ohnehin nicht viele. Wäre Lumpi Wagner nicht im allerletzten Moment aus der entscheidenden Eingebung heraus aktiv geworden, wäre es sogar beschämend wenig gewesen.
    Â»Dein Fabian hat es seit mehr als zwei Jahren geradezu darauf angelegt, sich unsichtbar zu machen«, sagte er, als er während der Mittagspause Sofie in einer ungestörten Kantinenecke seine jüngsten Ergebnisse vorlegte. »Nicht unerfolgreich, muss ich sagen. Inzwischen weiß ich auch, warum. Komischerweise immer wieder die gleiche Kiste. Abgedroschen, aber leider nur zu wahr.« »Keine Ahnung, wovon du redest.«
    Sofie war blass und wirkte mitgenommen. Trotz der dicken Schicht Make-up, die sie als Tarnung aufgelegt hatte. Insgeheim fragte sie sich, wie lange Lumpi ihr die Geschichte mit dem verkorksten Magen noch abnehmen würde. Aber sie war fest entschlossen, nicht einmal ihn in ihr Geheimnis einzuweihen.
    Â»Na, ein süßer kleiner Offenbarungseid, was denn sonst? Den hat er allerdings nicht allein leisten müssen. Sondern, wie es aussieht, im Duett mit seiner ehemaligen besseren Hälfte provoziert. Sie war die treibende Kraft, und für ihn galt eher das Motto: mitgefangen, mitgehangen. So ist es nun einmal im wirklichen Leben, wenn man keinen anständigen Ehevertrag hat. Da staunst du, was? Verheiratet war dein sauberes Prachtstück auch schon einmal. Und er ist rechtskräftig geschieden.«
    Â»Woher weißt du das?«
    Er lachte. »Schuldnerkartei beim örtlichen Amtsgericht. Immer wieder eine echte Fundgrube.«
    Â»Und da kann jeder einfach so anrufen und nachfragen?«
    Â»Jeder. Ich hätte dich gern tiefer beeindruckt, Sofie. Aber unter so guten Freunden wie uns beiden sollte man doch lieber ehrlich sein.«
    Sie grinste zurück. Trotz der anhaltenden Übelkeit, die, wie sie manchmal fürchtete, wohl nie wieder aufhören würde.
    Â»Stand da auch etwas über seine Ex?«
    Â»So schlau sind die Burschen dort auch nicht. Aber wozu hat man schließlich sein Handwerk gelernt?« Er klopfte sich auf den stattlichen Bauch. »Ich hab’ ein bisschen hinter ihr her recherchiert. Hübsche Dame, muss schon sagen, rasantes Fahrgestell, rabenschwarzes Schneewittchenhaar, sinnlicher Mund, wilde, grüne Augen. Eindeutig ein Exemplar aus der Gattung Felidae. Katze, Panther, was weiß ich, auf jeden Fall etwas gefährlich Männermordendes mit langen, roten Krallen. Im Moment aber ziemlich gestutzt, würde ich sagen. Macht keinen besonders stabilen Eindruck. Außerdem redet sie zuviel, sobald sie ein paar Gläschen intus hat.«
    Â»Du hast sie unter Alkohol gesetzt?« Sofie kam aus dem Staunen gar nicht heraus. »Wie in aller Welt hast du das denn hinbekommen?«
    Â»Mit meinem sprichwörtlichen Charme natürlich.« Lumpi wirkte tatsächlich leicht verschnupft. »Abgesehen davon musste ich kein bisschen penetrant werden. An ihrem neuen Arbeitsplatz ergab sich das sozusagen ganz von selbst.«
    Â»Ich versteh’ nur noch Bahnhof«, murmelte Sofie. Sie schob den Teller mit dem angebrannten Hackbraten angeekelt weg. Lumpi hatte recht. Das Essen in der Kantine wurde wirklich von Tag zu Tag ungenießbarer. Fraglich, ob der zukünftige Pächter beziehungsweise seine Kochkünste eine wirkliche Verbesserung sein würden. Manchmal beschlich sie das Gefühl, dass ausschließlich verkrachte Existenzen mit einem gespaltenen Verhältnis zum Kulinarischen auf solchen Posten landeten.
    Â»Bahnhof trifft die Sache ziemlich genau. Kannst du vielleicht hellsehen?«
    Â»Was soll das nun wieder heißen?«
    Â»Karin – so heißt sie nämlich – arbeitet als Bardame. In einem

Weitere Kostenlose Bücher