Das Programm
zu, Duncan«, sagte Lenka. »Weißt du, was du tust, wenn einmal alles wirklich schief läuft?«
»Was denn?«
»Du kommst hier runter und trinkst ein paar Bier mit uns. Das ist die tschechische Methode. Sie funktioniert.«
Duncan lächelte und leerte sein Glas. »Du hast mich überzeugt. Sorgen wir für Nachschub.« Er hielt eine vorbeikommende Kellnerin am Arm fest, die ihn zwar finster ansah, aber seine Bestellung entgegennahm.
»Du kommst also aus der Tschechoslowakei?«, fragte Chris. »Ich wusste gar nicht, dass Bloomfield Weiss auch eine Niederlassung in Prag hat?«
»Ja, ich bin Tschechin. Aber ich bin hier in New York angestellt. Nachdem der Eiserne Vorhang gefallen ist, sind die Investmentbanken hinter den Osteuropäern her wie der Teufel hinter der armen Seele. Sie sagten, sie würden mir viel Geld bezahlen. Eigentlich weiß ich nur über Keats and Shelley Bescheid, aber das habe ich ihnen nicht gesagt.« Ihr Englisch war fließend und mühelos, aber sie hatte einen unüberhörbaren Akzent.
»Hast du Englisch im Hauptfach gehabt?«, fragte Alex.
»Ich habe Englisch und Russisch an der Karls-Universität in Prag studiert. Dann wollte ich meinen Magister in Yale machen. Aber dieser ganze postmoderne Quatsch hat mich fertig gemacht. Da es in Amerika sowieso nur ums Geld geht, dachte ich, ich sollte mich lieber darum kümmern. Vor zwei Wochen habe ich bei Bloomfield Weiss angefangen.«
»Und du hast überhaupt nichts mit Wirtschaft gemacht?«, fragte Alex.
»Ich glaube nicht, dass die Art von Wirtschaftswissenschaft, die man bei mir zu Hause lehrt, großen Eindruck bei Bloomfield Weiss machen würde. Aber ich habe ein paar amerikanische Bücher zum Thema gelesen. Ich komm schon klar.« Sie wandte sich an Chris. »Und was ist mit dir, Mr. Szczypiorski? Bist du Pole?«
Chris lächelte, als sie seinen unaussprechlichen Namen so geläufig hervorbrachte. »Nein«, antwortete er. »Klar, meine Eltern kommen aus Polen. Aber ich bin in Halifax geboren, Nordengland. Ich war nur einmal in Polen. Und Polnisch spreche ich mit Yorkshire-Akzent.«
»Fließend polackisch, eh«, sagte Duncan.
Chris lächelte etwas mühsam. Er hatte vor Jahren aufgehört, Witze über seinen Akzent oder seinen polnischen Namen komisch zu finden.
»Das ist ja mal ein heißer Name«, sagte Alex. »Wie war das … Zizipisky? Das ist selbst für amerikanische Verhältnisse ein Zungenbrecher.«
Chris machte sich nicht die Mühe, die Aussprache zu verbessern. »Weiß ich. Ich hab schon daran gedacht, ihn in Smith oder so was zu ändern, aber das ist scheußlich kompliziert.«
»Dafür hatten wir Ellis Island«, sagte Alex. »Ein paar Vokale mehr, die Zets raus, und fertig ist ein Name, der so amerikanisch ist wie Apfelkuchen.«
Auf der Uni hatte Chris seinen Namen bei jeder Gelegenheit zweimal buchstabieren müssen und war schließlich so genervt, dass er sich die Formulare für eine Namensänderung besorgte. Doch beim Eintragen des neuen Namens, den er sich ausgesucht hatte, »Shipton«, hatte er innegehalten. Szczypiorski war der Name seines Vaters, und von seinem Vater war ihm wenig geblieben. Allerdings hatte er keine Probleme, seinen Vornamen Krzysztof in Chris abzuändern.
»Was ist dieser Rudy Moss bloß für ein Typ?«, fragte Duncan. »Habt ihr gesehen, was er mir für einen Blick zugeworfen hat, als ich ihn gefragt habe, ob er mitkommt? Als hätte ich ihm gesagt, dass seine Schwester eine Lesbe ist.«
»Er ist ein Arschloch«, sagte Alex. »Es gibt ein paar von seiner Sorte im Programm. Aber er ist der schlimmste. Beachtet ihn einfach nicht.«
»Soll heißen?«, fragte Duncan.
»Wir haben sechs Monate mit ihnen zusammengearbeitet«, sagte Alex. »Viele von ihnen sind Arschkriecher. Sie glauben, wenn sie in den richtigen Arsch kriechen, kriegen sie den besten Job. Und nicht nur das, sie wollen auch als Erste hinein. Das ist Rudys Spezialität.«
Duncan zog eine Grimasse.
»Die heilige Kuh unserer Unternehmensphilosophie heißt Konkurrenz«, erläuterte Eric. »Man erwartet von uns, dass wir um die besten Posten und die besten Noten im Programm konkurrieren. Typen wie Rudy Moss ist das in die Wiege gelegt.«
»Und dir weniger?«, sagte Chris.
»Ich bin wohl eher der Typ Teamspieler. Mit anderen zusammenzuarbeiten, das ist mein Ding, nicht gegen sie zu arbeiten.«
»Was um alles in der Welt willst du dann bei Bloomfield Weiss?«, fragte Ian. »Das scheint doch kaum die Unternehmenslinie zu sein.«
Eric lächelte und
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