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Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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knapp über dreißig Jahren tatsächlich war. Nichtsdestotrotz besaß er das, was man gemeinhin als jungenhaften Charme bezeichnete. Auch heute, da sein Gesicht von Müdigkeit gezeichnet war und seine himmelblauen Augen eingetrübt wirkten, so als zögen Regenwolken über die Iris hinweg.
    Theo schloss den Spind, dessen Anblick bei ihm immer wieder ein Gefühl der Trostlosigkeit hervorrief. Das Sankt-Vinzenz-Krankenhaus war im Laufe der vergangenen zehn Jahre in vielerlei Hinsicht auf den neuesten Stand gebracht worden, doch für die Aufenthaltsräume des Personals hatte man keinen Cent erübrigt. Die Spinde hier stammten aus den Siebzigern des vorigen Jahrhunderts, davon kündeten neben dem grauenhaften orangefarbenen Anstrich auch vereinzelte Pril-Blumenaufkleber, die sich sämtlichen Versuchen nachfolgender Mitarbeitergenerationen, sie abzulösen, hartnäckig widersetzt hatten und auch heute noch Zeugnis ablegten über damalige Geschmacksverirrungen.
    So sehr Theo auch in seiner Arbeit aufging und für sie lebte, konnte er es nach Dienstende kaum erwarten, aus diesem Raum zu kommen.
    Yash war – auch in diesem Punkt – weit stoischer. Er verlor nur selten die Ruhe, aber wenn, dann richtig. Wie heute Nachmittag, als im OP das Blutplasma auszugehen drohte.
    Im Gegensatz zu Theo hatte er es nicht eilig, nach Hause zu kommen. Er saß an einem wackligen Tisch, in dessen Resopalplatte sich offenbar all jene Generationen von Mitarbeitern verewigt hatten, die im Kampf gegen die Pril-Blumen gescheitert waren. Irgendjemand hatte ein Exemplar der heutigen Ausgabe der BZ liegen gelassen. Yash blätterte auf der Suche nach dem Kreuzworträtsel darin; er konnte keines ungelöst lassen und legte dabei ein Tempo vor, das rekordverdächtig war.
    Als Theo schon fast die Tür erreicht hatte, schreckte Yash hoch und verschüttete dabei den Kaffee, den er in der linken Hand hielt.
    »Das ist ja ein Ding«, entfuhr es ihm. Verdutzt rückte er seine Buddy-Holly-Brille zurecht und deutete auf ein Bild in der Zeitung.
    Theo blieb stehen und sah zu ihm hinüber. »Was?«
    »Schau dir das hier an.« Yash schob die aufgeschlagene Zeitung über den Tisch und deutete auf ein Foto, das auf der Seite abgebildet war.
    Während er näher trat, konnte Theo nur einen Teil der für ihn auf dem Kopf stehenden Überschrift des dazugehörigen Artikels lesen. Es ging offenbar um den aufsehenerregenden Fall von Kindesentführung, der Berlin und den Rest der Nation eine gute Woche lang in Atem gehalten und täglich Schlagzeilen gemacht hatte. Am Schluss hatten eine Privatdetektivin und eben ein »Hellseher«, wie es hieß, das Versteck des gekidnappten neunjährigen Jungen gefunden, nachdem der Entführer bei der Geldübergabe zu Tode gekommen war.
    Es war jedoch nicht die Geschichte, die Yash so in Aufregung versetzte.
    Am Tisch angelangt, zog Theo die Zeitung zu sich heran und drehte sie herum. Sein Blick fiel auf das Bild – und schien sich hindurchzubohren wie ein in die Tischplatte getriebener Nagel.
    Yash hatte recht. Das war tatsächlich ein Ding.
    Das Bild zeigte einen Mann, der erschrocken in die Kamera schaute. Als hätte der Fotograf sich an ihn herangepirscht und ihn per Zuruf dazu gebracht, sich umzudrehen.
    Im Bildtext stand etwas von einem »Wunder« und »glücklicher Heimkehr«. Doch dieser Text interessierte Theo im Moment nicht. Sein Augenmerk galt ganz allein dem Foto. Das hieß, dem Mann darauf.
    Ein Gefühl von Déjà-vu stieg in Theo auf, so machtvoll, dass er fürchtete, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Einen Herzschlag lang sah er im Geiste noch einmal sein Gesicht vor sich, so wie eben in dem kleinen Spiegel an der Innenseite der Spindtür. Und dann schob sich dieses Bild über jenes, das auf der Zeitungsseite abgedruckt war, und deckte sich mit ihm.
    Denn der Mann auf dem Foto war er selbst.
***
    B ERLIN , L ICHTERFELDE -W EST
    Der Kopf klatschte zu Boden.
    Der dumpfe Laut hallte durch das Atelier und schien für Sekunden wie ein Gewitter durch die Gründerzeitvilla zu rollen, die Katharina Lassings ganze Welt war. In der anderen Welt dort draußen hinter den Fenstern, in die sie schon lange keinen Fuß mehr gesetzt hatte, neigte sich derweil ein wolkenloser Frühlingstag dem Ende zu.
    »Zu viel Wasser«, seufzte sie und blickte auf den vom Sockel gerutschten Lehmkopf. Sie wischte sich die nassen Hände an der Arbeitsschürze ab, bückte sich und hob das ockerfarbene Werkstück auf. Der Schädel war seitlich auf dem

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