Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)
wir jetzt alle zu ihr zurückkriechen. Wie kann Saroiya auf die Idee kommen, dass sie sich mit weniger zufriedengeben würde?«
»Kriechen, genau das hat Elaida verlangt«, murmelte Morvrin giftig. Ihr für gewöhnlich gelassenes rundes Gesicht trug ebenfalls einen säuerlichen Ausdruck, ihre pummeligen Hände verkrampften sich um die Zügel. Sie starrte einen Schwarm Elstern, die durch die vorbeireitenden Pferde von ein paar Birken aufgescheucht wurden, so finster an, dass sie eigentlich tot vom Himmel hätten fallen müssen. »Takima hört sich manchmal gern reden. Sie muss es gesagt haben, um sich selbst reden zu hören.«
»Und Faiselle auch«, fügte Myrelle düster hinzu und starrte Delana an, als wäre sie die Schuldige. Die Frau mit der dunklen Haut war für ihr Temperament bekannt, sogar unter den Grünen. »Ich hätte nie erwartet, so etwas aus ihrem Mund zu hören. Sie ist noch nie eine Närrin gewesen.«
»Ich kann nicht glauben, dass Magla das ernst meint«, beharrte Nisao und sah die anderen der Reihe nach an. »Das ist unmöglich. So ungern ich das auch sage, Romanda hat Magla so sehr unter dem Daumen, dass sie jedes Mal quiekt, wenn Romanda niest. Und für Romanda stellt sich nur die Frage, ob man Elaida auspeitschen soll, bevor man sie ins Exil schickt.«
Delana verzog keine Miene; sie musste einfach ein selbstgefälliges Lächeln unterdrücken. Das war offensichtlich genau die Reaktion, die sie sich erhofft hatte. »Romanda hat Saroiya und Varilin genauso fest im Griff, und Takima und Faiselle setzen kaum einen Fuß vor den anderen, ohne vorher Lelaines Erlaubnis eingeholt zu haben, aber sie haben es nun einmal gesagt. Doch ich glaube, Eure Beraterinnen denken eher so wie die meisten Schwestern, Mutter.« Sie glättete ihre Handschuhe und warf Egwene einen Seitenblick zu. »Wenn Ihr energisch handelt, könnt Ihr das im Keim ersticken. Anscheinend werdet Ihr die nötige Unterstützung der Ajahs haben. Und meine natürlich im Saal. Meine und genügend andere, um dem ein sofortiges Ende zu bereiten.« Als würde Egwene Unterstützung brauchen, um das zu erreichen. Vielleicht versuchte sie ja, sich bei ihr einzuschmeicheln. Oder den Anschein zu erwecken, dass ihre einzige Sorge in der Unterstützung von Egwene bestand.
Beonin war schweigend geritten. Sie hielt den Umhang fest und starrte auf eine Stelle zwischen den Ohren ihrer braunen Stute, aber plötzlich schüttelte sie den Kopf. Für gewöhnlich ließen ihre großen blaugrauen Augen sie aussehen, als sei sie von etwas überrascht, aber als sie jetzt aus dem Schatten ihrer Kapuze eine ihrer Gefährtinnen nach der anderen ansah, Egwene eingeschlossen, funkelte in ihnen blanker Zorn. »Warum sollten Verhandlungen nicht infrage kommen?« Sheriam sah sie überrascht an, und Morvrin öffnete stirnrunzelnd den Mund, aber Beonin fuhr fort und richtete ihre Wut direkt auf Delana, wobei ihr tarabonischer Akzent stärker als gewöhnlich durchkam. »Ihr und ich, wir sind Graue. Wir verhandeln, wir vermitteln. Elaida hat unmögliche Bedingungen genannt, aber das ist bei Verhandlungsbeginn oft der Fall. Wir können die Weiße Burg wiedervereinen und jedermann Sicherheit garantieren, wenn wir nur miteinander reden.«
»Wir richten aber auch«, fauchte Delana, »und über Elaida ist gerichtet worden.« Genau genommen stimmte das so nicht, aber sie schien von Beonins Ausbruch überraschter als alle anderen zu sein. Ihr Tonfall troff förmlich vor Gift. »Vielleicht seid Ihr ja dazu bereit, so lange zu verhandeln, bis man Euch am Ende die Prügelstrafe verabreicht. Ich bin es nicht, und ich glaube nicht, dass Ihr viele finden werdet, die es sind.«
»Die Situation hat sich verändert«, beharrte Beonin auf ihrem Standpunkt. Fast flehentlich streckte sie eine Hand nach Egwene aus. »Elaida hätte die Proklamation über den Wiedergeborenen Drachen nicht verkündet, hätte sie ihn auf irgendeine Weise in der Hand. Dieser Ausbruch von Saidar war eine Warnung. Die Verlorenen müssen aktiv geworden sein, und die Weiße Burg muss …«
»Genug«, unterbrach Egwene sie. »Seid Ihr bereit, Verhandlungen mit Elaida aufzunehmen? Mit den Sitzenden, die noch in der Burg sind?«, ergänzte sie. Elaida würde niemals reden wollen.
»Ja«, sagte Beonin inbrünstig. »Die Dinge können zu jedermanns Zufriedenheit geregelt werden. Ich weiß, dass dies möglich ist.«
»Dann habt Ihr meine Erlaubnis.«
Sofort begannen alle hektisch auf Beonin einzureden, versuchten, sie
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