Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
enthüllen können. Das Ergebnis wäre vermutlich nicht anders ausgefallen. Bis jetzt hatte der Saal noch nicht befohlen, dass jemand eine Prügelstrafe mit Ruten erhielt, aber so wie sich die meisten Sitzenden darüber ärgerten, dass Egwene den Verlauf des Krieges maßgeblich bestimmte, wäre es keine große Überraschung gewesen, wenn sie sich auf die Gelegenheit gestürzt hätten, allen zu zeigen, dass sie noch immer über Autorität verfügten, während sie ihrem Missfallen gleichzeitig gewaltsam Ausdruck verliehen.
    Beonin war anscheinend als Einzige gegen diese Entscheidung gewesen – zumindest bis offensichtlich wurde, dass die anderen es trotzdem machen würden –, aber auch sie holte tief Luft. In ihrem Fall mochte die plötzliche Reaktion eine Rolle spielen, dass ihr gerade aufgegangen war, worauf sie sich da eigentlich einließ. Überhaupt jemanden in der Burg zu finden, der zu einem Gespräch bereit war, das war möglicherweise schon eine entmutigende Aufgabe. Augen-und-Ohren in Tar Valon konnten nur Gerüchte über die Ereignisse in der Burg liefern; Neuigkeiten aus der Burg selbst kamen nur tröpfchenweise von Schwestern, die sich ins Tel’aran’rhiod begaben, um flüchtige Spiegelungen der wachen Welt zu finden, aber jeder dieser Eindrücke bestätigte, dass Elaida mit Erlassen und Launen regierte, und nicht einmal der Saal wagte, sich gegen sie zu stellen. Beonins Gesicht nahm einen grauen Schimmer an, bis sie noch kränklicher als Nisao aussah. Anaiya und die anderen sahen so freudlos wie der Tod aus.
    In Egwene stieg eine Welle der Düsternis auf. Das hier waren die Stärksten, die gegen Elaida angetreten waren, selbst die zögerliche Beonin, die immer lieber reden statt handeln wollte. Nun, die Grauen waren für ihre Überzeugung bekannt, dass man mit Reden alles lösen konnte. Das hätten sie lieber bei einem Trolloc ausprobieren sollen oder einem Straßenräuber, nur um zu sehen, wieweit sie das brachte! Ohne Sheriam und den Rest wäre der Widerstand gegen Elaida zu Ende gewesen, bevor er überhaupt die Chance gehabt hätte, sich zu formieren. Das war sowieso beinahe geschehen. Aber Elaidas Stellung in der Burg war immer noch so unangefochten wie je zuvor, und nach allem, was sie durchgemacht hatten, nach allem, was sie getan hatten, hatte es nun den Anschein, als würde selbst Anaiya alles in einer Katastrophe enden sehen.
    Nein! Egwene holte tief Luft, straffte die Schultern und setzte sich aufrecht hin. Sie war die rechtmäßige Amyrlin, ganz egal, was der Saal gedacht hatte, als man sie erhoben hatte, und wenn es überhaupt noch eine Hoffnung geben sollte, die Burg wieder zu vereinen, dann musste sie die Rebellion gegen Elaida aufrechterhalten. Wenn das vorgetäuschte Verhandlungen bedeutete, es würde nicht das erste Mal sein, dass Aes Sedai vorgaben, auf ein Ziel hinzuarbeiten, während sie ein anderes im Sinn hatten. Was auch immer erforderlich sein würde, um die Rebellion durchzuführen und Elaida zu stürzen, sie würde es tun. Was auch immer dazu nötig war.
    »Zieht die Gespräche so lange hin, wie Ihr es vermögt«, sagte sie zu Beonin. »Ihr könnt über alles sprechen, solange Ihr die Geheimnisse bewahrt, die bewahrt werden müssen, aber willigt in nichts ein und lasst sie reden.« Die Graue schwankte im Sattel und sah eindeutig kränker als Anaiya aus. Sie schien kurz davor, sich zu übergeben.
    Als das Lager in Sicht kam, hatte die Sonne den halben Weg zum Zenit zurückgelegt; die Eskorte aus leichter Kavallerie schwenkte zurück in Richtung Fluss und ließ Egwene und die Schwestern die letzte Meile nur von den Behütern begleitet durch den Schnee reiten. Lord Gareth verharrte, als wollte er noch einmal mit ihr sprechen, aber dann drehte er seinen Braunen nach Osten der Kavallerie zu und holte sie ein, als sie jenseits einer lang gezogenen Baumgruppe verschwanden. Er würde ihre Diskussionen und unterschiedlichen Ansichten nicht vor anderen zur Sprache bringen, und er war der Meinung, dass Beonin und die Schwestern genau das waren, wofür alle sie hielten, die Wachhunde der Ajahs. Egwene verspürte eine gewisse Traurigkeit, dass sie vor ihm Dinge zurückhalten musste, aber je weniger das Geheimnis kannten, desto eher würde es auch geheim bleiben.
    Das Lager war eine weitläufige Ansammlung aus Zelten in jeder Form, Größe, Farbe und Zustand, die auf dem halben Weg zwischen dem Drachenberg und Tar Valon eine breite, von Bäumen umringte Weide einnahm. Es wurde umgeben von

Weitere Kostenlose Bücher