Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)
Arbeiter seinen Flüchen, von denen die meisten dem Gelächter seiner Gefährten zu gelten schienen. Wenn eine Aes Sedai irgendwohin wollte, ging man besser aus dem Weg.
Egwenes Blick fiel auf das, was aus dem Korb des Burschen auf die Straße gefallen war, und sie erschauderte; ein großer Haufen grobes Maismehl, in dem so viele Kornkäfer krabbelten, dass es den Anschein hatte, dort würde es genauso viele schwarze Punkte geben wie Mehl. Die Männer mussten verdorbenes Mehl zu den Müllgruben bringen. Es wäre eine vergebliche Mühe, alles von Ungeziefer befallene Mehl durchzusieben – nur Verhungernde würden so etwas essen –, aber jeden Tag mussten zu viele Körbe mit Maismehl und Getreide weggeworfen werden. Was das anging, stanken die Hälfte der zum Gebrauch geöffneten Fässer mit gesalzenem Schweinefleisch und Rindfleisch so schrecklich, dass man sie nur begraben konnte. Für die Diener und Arbeiter – zumindest jene, die Erfahrungen im Lagerleben hatten – war das nichts Neues. Vielleicht ein bisschen schlimmer als gewöhnlich, aber nicht neu. Kornkäfer konnten zu jeder Zeit auftauchen, und Kaufleute, die ihre Profite erhöhen wollten, verkauften immer etwas fauliges Fleisch zusammen mit dem einwandfreien. Aber für die Aes Sedai war das ein Grund zu ernster Sorge. Jedes Fass Fleisch und jeder Sack Getreide war sofort nach dem Kauf mit einem Haltbarkeitsgewebe versehen worden, und was mit einem Haltbarkeitsgewebe versehen war, konnte sich nicht verändern, bis dieses wieder entfernt wurde. Und trotzdem verfaulte das Fleisch und vermehrten sich die Schädlinge. Es war, als würde Saidar selbst versagen. Eher konnte man eine Schwester dazu verleiten, Witze über die Schwarze Ajah zu reißen, als sie dazu zu bringen, über dieses Problem zu sprechen.
Einer der lachenden Männer bemerkte, dass Egwene sie ansah, und er stieß den schlammverschmierten Burschen an, der seine Sprache etwas mäßigte, aber nicht viel. Er schaute sie sogar finster an, als würde er sie für seinen Sturz verantwortlich machen. Da ihr Gesicht zur Hälfte von der Kapuze verborgen wurde und die Amyrlin-Stola zusammengefaltet in ihrer Gürteltasche steckte, schienen sie sie für eine Aufgenommene zu halten, von denen nicht alle die richtige Kleidung hatten, oder vielleicht für eine Besucherin. Frauen schlüpften oft ins Lager und hielten die Gesichter verborgen, ob sie nun feine Seide oder zerschlissene Wolle trugen, und eine Fremde oder eine Aufgenommene mürrisch anzusehen, war auf jeden Fall ungefährlicher, als einer Aes Sedai einen bösen Blick zuzuwerfen. Es kam ihr seltsam vor, dass nicht jeder in Sichtweite sich verbeugte.
Sie war schon vor dem ersten Tageslicht im Sattel gewesen, und wenn ein Bad nicht infrage kam – man musste das Wasser aus den Brunnen herbeitragen, die man eine halbe Meile westlich vom Lager gegraben hatte, was alle bis auf die äußerst verwöhnten oder weltfremden Schwestern sich einschränken ließ –, wenn also ein langes, heißes Bad nicht möglich war, hätte sie wenigstens gern die Füße auf den Boden gestellt. Oder – noch besser – sie hochgelegt. Darüber hinaus war es nicht dasselbe, die Kälte nicht an sich heranzulassen, als die Hände über einem Kohlenbecken zu wärmen. Auch auf ihrem Schreibtisch würden sich die Papiere stapeln. Am vergangenen Abend hatte sie Sheriam gebeten, ihr die Berichte über den Zustand der Wagen und das Futter für die Pferde zu geben. Sie würden trocken und langweilig sein, aber sie überprüfte jeden Tag andere Bereiche, und so konnte sie zumindest sagen, ob das, was die Leute ihr berichteten, auf Fakten oder Wünschen beruhte. Und da waren immer die Berichte der Augen-und-Ohren. Verglichen mit dem, was Siuan und Leane ihr von ihren Agenten zukommen ließen, war das, was die Ajahs an den Amyrlin-Sitz weiterleiteten, faszinierender Lesestoff. Man konnte nicht unbedingt behaupten, dass sie sich widersprachen, aber was die Ajahs für sich behalten wollten, gab manchmal interessante Bilder ab. Bequemlichkeit und Pflicht zogen sie zu ihrem Studierzimmer – natürlich war auch das nur ein Zelt, obwohl es jeder das Studierzimmer der Amyrlin nannte –, aber hier bot sich die Gelegenheit, sich einmal umzusehen, ohne dass alle vor ihrer Ankunft die Dinge hastig beschönigten. Sie zog die Kapuze ein Stück weiter nach vorn, um ihr Gesicht besser zu verbergen, und stieß Daishar die Absätze leicht in die Flanken.
Es waren nur wenige Leute mit dem Pferd
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