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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Doch es konnte warten, ihren Inhalt zu sichten und zu entscheiden, ob Elaida für ihren Besitz bestraft werden musste. Alviarin warf ihren Umhang auf den Schreibtisch und stieß die neue Tür auf, die mit einer geschnitzten Flamme von Tar Valon versehen war und darauf wartete, vergoldet zu werden, und die tiefer in die Gemächer hineinführte.
    Die Erleichterung, die sie verspürte, als sie Elaida hinter dem mit Schnitzwerk übersäten und vergoldeten Schreibtisch sitzen sah, die siebenfach gestreifte Stola um den Hals – nein, es waren nur noch sechs Streifen – und die Flamme von Tar Valon in Mondsteinen in die Goldarbeiten der hohen Stuhllehne eingelegt, überraschte sie. Da war die nagende Sorge gewesen, die sie bislang verdrängt hatte, dass die Frau durch einen dummen Unfall zu Tode gekommen war. Das hätte Zemailles Bemerkung erklärt. Eine neue Amyrlin zu wählen hätte Monate gekostet, selbst mit den Rebellen und allem anderen, mit dem sie sich auseinandersetzen mussten, aber ihre Tage als Bewahrerin wären gezählt gewesen. Was sie jedoch mehr als ihre Erleichterung überraschte, war die Anwesenheit der Hälfte der Sitzenden des Saals, die mit ihren fransenbesetzten Stolen vor dem Schreibtisch standen. Elaida wusste es besser, als diese Art Delegation ohne ihre Anwesenheit zuzulassen. Die riesige vergoldete Standuhr an der Wand, auf vulgäre Weise übertrieben verziert, schlug zweimal zum Hoch – kleine glasierte Aes Sedai-Figuren sprangen aus den winzigen Türen an der Vorderseite –, gerade als Alviarin den Mund öffnete, um den Sitzenden zu sagen, dass sie mit der Amyrlin unter vier Augen sprechen musste. Die würden ohne allzu großen Protest gehen. Eine Bewahrerin hatte nicht die Autorität, sie hinauszuwerfen, aber sie wussten, dass ihre Autorität über ihre Stola hinausging, selbst wenn keine von ihnen auch nur annähernd vermutete, wie das möglich war.
    »Alviarin«, sagte Elaida und klang überrascht, bevor sie ein Wort herausbekommen konnte. Elaidas hartes Gesicht entspannte sich zu etwas, das man fast als Vergnügen hätte bezeichnen können. Ihr Mund zuckte und kam einem Lächeln sehr nahe. Elaida hatte schon seit einiger Zeit keinen Grund mehr zum Lächeln. »Stellt Euch da hinten hin und seid still, bis ich Zeit habe, mich um Euch zu kümmern«, sagte sie und deutete majestätisch auf eine Ecke des Raums. Die Sitzenden scharrten mit den Füßen und richteten die Stolen. Suana, eine pummelige Frau, warf Alviarin einen verkniffenen Blick zu, und Shevan, hochgewachsen wie ein Mann und genauso kantig, starrte sie ausdruckslos an, aber die anderen mieden ihren Blick.
    Ungläubig blieb sie auf dem mit hellen Mustern versehenen Seidenteppich stehen. Elaida konnte unmöglich aufbegehren – die Frau wäre wahnsinnig gewesen! –, aber was im Namen des Großen Herrn war bloß geschehen, um ihr diese Frechheit zu verleihen? Was?
    Elaidas Hand knallte laut auf den Tisch, ein Schlag, der die lackierten Kästchen hüpfen ließ. »Wenn ich Euch sage, Euch in eine Ecke zu stellen, Tochter«, sagte sie mit gefährlich leiser Stimme, »dann erwarte ich, dass Ihr gehorcht.« Ihre Augen funkelten. »Oder soll ich die Herrin der Novizinnen holen lassen, damit diese Schwestern Eure ›private‹ Buße miterleben können?«
    Alviarins Wangen brannten, teils aus Demütigung, teils aus Wut. Dass jemand hörte , wie so etwas gesagt wurde, und ihr dann auch noch ins Gesicht! Aber in ihr rumorte auch die Furcht, ließ ihre Magensäure steigen. Nur ein paar Worte von ihr, und man würde Elaida anklagen, Schwestern ins Verderben und in die Gefangenschaft geschickt zu haben, und das nicht nur einmal, sondern zweimal. Über die Ereignisse in Cairhien kursierten bereits die ersten Gerüchte; unbestimmte Gerüchte zwar, aber sie wurden jeden Tag konkreter. Und sobald noch herauskam, dass Elaida fünfzig Schwestern losgeschickt hatte, um zu versuchen, Hunderte von Männern zu besiegen, die die Macht lenken konnten, würde nicht einmal die Existenz der Rebellen-Schwestern, die mit ihrem Heer in Murandy überwinterten, die Stola auf ihrem Hals halten – oder ihren Kopf. Sie konnte es nicht wagen, das hier zu tun. Es sei denn …
    Es sei denn, sie konnte Alviarin als Schwarze Ajah in Misskredit bringen. Das würde ihr vielleicht etwas Zeit verschaffen. Sicherlich nur wenig, sobald die Fakten über die Brunnen von Dumai und die Schwarze Burg allgemein bekannt wurden, aber möglicherweise war Elaida bereit, nach

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