Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
auf den falschen Gedanken kam … Sie drückte die Handkanten gegen die Augen und atmete leise aus, beinahe schon ein Stöhnen.
Selbst wenn sie dem Verdacht entkam, Tuon ermordet zu haben – sollte die Frau tot sein, würde sie sich bei der Kaiserin – möge sie ewig leben – entschuldigen müssen. Für den Tod der designierten Erbin des Kristallthrons würde es eine ausführliche Entschuldigung sein müssen, so schmerzvoll wie demütigend; sie konnte mit ihrer Hinrichtung enden, oder – noch schlimmer – sie wurde als Ware auf eine Sklavenauktion geschickt. Nicht dass es tatsächlich dazu kommen würde, auch wenn das in ihren Albträumen häufig geschah. Ihre Hand glitt unter die Kopfkissen, um den dort liegenden blanken Dolch zu berühren. Die Klinge war kaum länger als ihre Hand, dennoch scharf genug, um ihr die Adern zu öffnen, vorzugsweise in einem warmen Bad. Sollte die Zeit für eine Entschuldigung kommen, würde sie nicht lebend in Seandar eintreffen. Die Entehrung ihres Namens würde vielleicht sogar etwas gemindert, wenn die Leute zu der Ansicht kamen, dass die Tat selbst eine Entschuldigung darstellte. Sie würde einen Brief mit dieser Erklärung hinterlassen. Das würde vielleicht helfen.
Aber es bestand noch immer die Chance, dass Tuon lebte, und Suroth klammerte sich daran. Sie zu töten und die Leiche verschwinden zu lassen mochte eine Tat sein, die von Seanchan von einer ihrer überlebenden Schwestern angeordnet worden sein konnte, die den Thron begehrten, aber Tuon hatte mehr als einmal ihr eigenes Verschwinden arrangiert. Dieser Verdacht drängte sich geradezu auf, wenn man bedachte, dass Tuons Der’sul’dam sämtliche ihrer Sul’dam und Damane neun Tage zuvor zu einer Übung aufs Land gebracht hatte, und seitdem hatte man sie nicht mehr gesehen. Eine Damane -Übung nahm keine neun Tage in Anspruch. Und erst heute – nein, in wenigen Stunden gestern – hatte Suroth erfahren, dass der Hauptmann von Tuons Leibwache die Stadt ebenfalls vor neun Tagen mit einem beträchtlichen Kontingent seiner Männer verlassen hatte und nicht zurückgekehrt war. Das konnte kein Zufall sein, war fast schon ein Beweis. Zumindest reichte es aus, um sich Hoffnungen zu machen.
Jedes vorherige Untertauchen war jedoch Teil von Tuons Bestrebungen gewesen, die Anerkennung der Kaiserin zu erlangen, mochte sie ewig leben, und als Erbin eingesetzt zu werden. Jedes Mal war eine Konkurrentin unter ihren Schwestern zu Taten gezwungen oder ermutigt worden, die ihr Ansehen schmälerte, als Tuon wieder auftauchte. Wozu benötigte sie eine derartige Strategie jetzt, hier? Sosehr sich Suroth auch das Hirn zermarterte, sie konnte außerhalb von Seanchan kein lohnendes Ziel finden. Sie hatte die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass sie selbst das Ziel war, aber auch nur kurz und weil ihr nichts anderes einfiel. Tuon hätte sie mit drei Worten ihrer Position in der Wiederkehr berauben können. Sie hätte dazu nur den Schleier abnehmen müssen; hier sprach die Tochter der Neun Monde, die die Wiederkehr befahl, mit der Stimme des Kaiserreichs. Der bloße Verdacht, dass Suroth Atha’an Shadar war, was man auf dieser Seite des Aryth-Meeres einen Schattenfreund nannte, hätte für Tuon ausgereicht, sie den Suchern zur Befragung zu übergeben. Nein, Tuon war auf etwas anderes aus. Falls sie noch lebte. Aber das musste sie. Suroth wollte nicht sterben. Sie berührte den Dolch.
Es spielte keine Rolle, was es war, ausgenommen als Hinweis, wo Tuon sein konnte, aber das war sehr wichtig. Von immenser Wichtigkeit. Trotz der Bekanntmachung einer ausgedehnten Inspektionsreise ging beim Blut bereits das Gerücht um, dass sie tot war. Je länger sie vermisst blieb, desto lauter würden diese Gerüchte werden, und mit ihnen der Druck auf Suroth wachsen, nach Seandar zurückzukehren und diese Entschuldigung vorzubringen. Sie konnte sich nur eine gewisse Zeit weigern, bevor man sie für so Sei’mosiev erklärte, dass ihr nur noch ihre Dienerschaft und ihr Besitz gehorchen würde. Man würde ihre Blicke in den Boden malmen. Das Niedere Blut wie auch das Hohe würde sich weigern, mit ihr zu sprechen, möglicherweise sogar das einfache Volk. Kurz danach würde sie sich auf einem Schiff wiederfinden, ob sie nun wollte oder nicht.
Zweifellos würde Tuon nicht erfreut sein, wenn man sie fand, aber es erschien unwahrscheinlich, dass ihr Missfallen so weit gehen würde, dass Suroth entehrt und gezwungen sein würde, sich die Pulsadern
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