Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
seine Wange. »Das habe ich mir gedacht«, sagte sie in ihrem Akzent, der so dick wie Honig war. »Ihr fiebert. Einige Eurer Wunden müssen entzündet sein.«
Mat blinzelte. Er gab ihr einen Kuss, der ihr bis in die Zehenspitzen gefahren sein musste, und ihr fiel bloß ein, dass sich sein Gesicht heiß anfühlte? Er beugte den Kopf erneut – diesmal würde sie jemand danach verdammt noch mal stützen müssen! –, aber sie stemmte nur eine Hand gegen seine Brust und wehrte ihn ab.
»Selucia, hol den Kasten mit den Salben, den ich von Frau Luca bekommen habe«, befahl sie. Selucia eilte zu Tuons Pferd.
»Dafür haben wir jetzt keine Zeit«, sagte Mat. »Ich schmiere heute Abend was drauf.« Er hätte sich die Worte sparen können.
»Zieht Euch aus, Spielzeug«, sagte sie in demselben Tonfall, den sie bei ihrer Dienerin benutzt hatte. »Die Salbe wird brennen, aber ich erwarte, dass Ihr tapfer seid.«
»Ich werde nicht …«
»Reiter kommen«, verkündete Harnan. Er saß bereits im Sattel, auf einem dunkelgrauen Wallach mit weißen Vorderläufen, und hielt die Leine von einem Gespann Lastpferde. »Einer von ihnen ist Vanin.«
Mat schwang sich auf Pips, um besser sehen zu können. Zwei Reiter näherten sich im schnellen Galopp, wichen umgestürzten Bäumen aus, wenn es sein musste. Davon abgesehen, dass Chel Vanins Brauner deutlich zu erkennen war, war auch der Mann selbst unverkennbar. Niemand sonst, der so breit und wie ein Sack Talg im Sattel hockte, hätte diese Haltung so scheinbar mühelos aufrechterhalten können. Der Mann wäre auf einem wilden Eber im Sattel geblieben. Dann erkannte Mat den anderen Reiter, dessen Umhang hinter ihm flatterte, und es war, als hätte ihm jemand einen Schlag in den Magen versetzt. Es hätte ihn nicht im Mindesten überrascht, wären die Würfel in genau diesem Augenblick verstummt, aber sie polterten weiter in seinem Kopf herum. Was beim Licht hatte Talmanes verdammt noch mal in Altara zu suchen?
Die beiden Reiter zügelten beim Anblick von Mat die Pferde, und Vanin hielt an, um Talmanes allein weiterreiten zu lassen. Es war keine Schüchternheit. Vanin wusste nicht, was Schüchternheit war. Er stützte sich auf den hohen Sattelknauf und spuckte durch eine Zahnlücke aus. Nein, er wusste, dass Mat nicht erfreut sein würde, und er wollte nichts damit zu tun haben.
»Vanin hat mich auf den neuesten Stand gebracht«, sagte Talmanes. Klein und drahtig, mit zur Hälfte rasiertem Kopf und gepudert, hatte der Cairhiener das Recht, viele Farbstreifen auf der Brust zu tragen, aber die kleine rote Hand auf der Brust seines dunklen Mantels war sein einziger Schmuck, solange man nicht das lange rote Tuch mitzählte, das er um den linken Arm gebunden hatte. Er lachte niemals und lächelte selten, aber er hatte seine Gründe dafür. »Es hat mir leidgetan, das von Nalesean und den anderen zu hören. Nalesean war ein guter Mann. Das waren sie alle.«
»Ja, das waren sie«, sagte Mat und zügelte sein Temperament. »Ich nehme an, Egwene ist nie zu Euch gekommen, damit Ihr ihr helft, von diesen närrischen Aes Sedai wegzukommen, aber was, beim verdammten Licht, tut Ihr hier?« Nun, vielleicht hatte er sich doch nicht so gut unter Kontrolle. »Sagt mir nicht, dass Ihr die ganze verdammte Bande dreihundert verdammte Meilen nach Altara hinein mitgebracht habt.«
»Egwene ist noch immer die Amyrlin«, sagte Talmanes beherrscht und richtete den Umhang. Er zeichnete sich durch eine weitere, größere rote Hand aus. »Ihr habt Euch in ihr geirrt, Mat. Sie ist wirklich der Amyrlin-Sitz, und sie hat die Aes Sedai fest am Kragen gepackt. Auch wenn das ein paar von ihnen vielleicht noch nicht wissen. Als ich sie zuletzt sah, zogen sie und ihr Haufen nach Tar Valon, um es zu belagern. Möglicherweise hat sie es mittlerweile erobert. Sie können Löcher in die Luft machen, so wie es der Wiedergeborene Drache getan hat, um uns in die Nähe von Salidar zu bringen.« Die Farben wirbelten in Mats Kopf, verfestigten sich kurz zu Rand, der mit irgendeiner Frau mit grauem, zu einem Knoten zusammengefassten Haar sprach, vermutlich einer Aes Sedai, aber seine Wut blies das Bild fort.
Das ganze Gerede von Tar Valon und dem Amyrlin-Sitz lockte natürlich die Schwestern an. Sie trieben ihre Pferde neben Mat und versuchten, das Kommando an sich zu reißen. Nun, Edesina blieb ein Stück zurück, wie sie es immer tat, wenn Joline oder Teslyn giftig wurden, aber die anderen beiden …
»Von wem redet Ihr
Weitere Kostenlose Bücher