Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
der Zungenspitze über die Lippen. »Ich würde ja gern mit den anderen spielen, aber sie wären eine Last, die wir nicht brauchen können.«
»Wenn Ihr töten wollt«, sagte Marillin, als würde sie über den Brotpreis sprechen, »dann verschont Careane. Sie gehört zu uns.«
»Ein Geschenk von Adeleas«, murmelte Vandene, und Careane riss die Augen weit auf. Ihr Mund öffnete sich, aber es kam kein Laut heraus. Die beiden Frauen sackten zusammen, fielen auf den Teppich. Vandene wollte sich wieder auf die Füße kämpfen, aber Careane starrte bloß zur Decke; der Griff von Vandenes Gürtelmesser ragte unter ihrem Brustbein empor.
Das Leuchten hüllte Chesmal ein, und sie berührte Vandene mit einem komplizierten Gewebe aus Feuer, Erde und Wasser. Die weißhaarige Frau brach zusammen, als wären ihre Knochen geschmolzen. Das gleiche Gewebe berührte Sareitha, und sie zog Elayne mit sich nach unten, als sie zusammenbrach. Sareithas Blick wurde bereits starr.
»Ihre Behüter werden jetzt kommen«, sagte Chesmal. »Noch ein paar, die wir töten müssen.«
Lauf, Birgitte, lauf, dachte Elayne und wünschte sich, der Bund könnte Worte übertragen. Lauf!
KAPITEL 32
Der Handel wird eingehalten
B irgitte lehnte an der Steinwand des zweistöckigen Gebäudes und dachte traurig an Gaidal, als das Bündel aus Gefühlen und körperlichen Empfindungen in ihrem Hinterkopf, ihr Bewusstsein von Elayne, sich plötzlich verkrampfte. Das war das einzige passende Wort. Was auch immer es war, es dauerte nur einen Augenblick lang, aber danach war der Bund voller … Schlaffheit. Elayne war bei Bewusstsein, schwankte, verspürte jedoch keine Angst. Trotzdem warf Birgitte den Umhang zurück und ging zur Ecke, um in die Vollmondstraße hineinzuschauen. Elayne konnte mutiger sein, als ihr guttat. Das Schwerste daran, Elaynes Behüterin zu sein, bestand in der Aufgabe, sie davon abzuhalten, sich übermäßig in Gefahr zu bringen. Niemand war unverletzlich, aber die verdammte Frau hielt sich dafür. Ihr Wappen hätte ein eiserner Löwe und keine goldene Lilie sein sollen. Hinter dem Fenster brannte das Licht, warf einen blassen Schimmer auf die schmale Straße, und außer einer kreischenden Katze irgendwo in der Nacht gab es keinen Laut.
»Sareitha fühlt sich … schwindelig«, murmelte Ned Yarman neben ihr. Das jungenhafte Gesicht des Behüters in der Kapuze seines Umhangs war eine grimmige Schattenmaske. »Sie fühlte sich schwach.«
Birgitte wurde sich bewusst, dass sich die anderen Behüter dicht um sie scharten, mit versteinerten Gesichtern und harten Blicken. Das war selbst im Mondlicht deutlich zu sehen. Etwas war mit den Aes Sedai geschehen, aber was? »Lady Elayne hat gesagt, sie würde rufen, wenn sie uns braucht«, sagte sie zu ihnen, sowohl um sich selbst zu beruhigen wie auch sie. Selbst wenn Careane und Sareitha beide Schattenfreunde waren, in der Verknüpfung wären sie hilflos gewesen, und anscheinend war das, was passiert war, auch ihnen passiert. Sollte man sie doch zu Asche verbrennen, sie hätte darauf bestehen sollen, zusammen mit den anderen Behütern.
»Careane wird nicht erfreut sein, wenn wir unnötigerweise eingreifen«, sagte Venr Kosaan leise. So schlank wie eine Klinge und dunkelhäutig, mit weißen Strähnen in seinem lockigen schwarzen Haar und dem kurzen Bart, schien er völlig entspannt zu sein. »Ich sage, wir warten. Sie fühlt sich zuversichtlich, was auch immer da geschieht.«
»Jedenfalls mehr als noch beim Betreten des Hauses«, warf Cieryl Arjuna ein, was ihm einen scharfen Blick von Venr einbrachte. Obwohl Cieryl, ein Mann mittleren Alters, breite Schultern hatte, schien er nur aus Knochen zu bestehen.
Birgitte nickte. Auch Elayne war zuversichtlich. Andererseits würde Elayne auch dann zuversichtlich sein, wenn sie über einem sich auflösenden Seil über eine Grube mit angespitzten Pfählen balancieren müsste. In der Ferne fing ein Hund an zu bellen, und die kreischende Katze verstummte, aber andere Hunde antworteten dem ersten in einem sich ausbreitenden Radius, der so plötzlich verstummte, wie er begonnen hatte.
Sie warteten, und Birgitte sorgte sich stumm. Plötzlich knurrte Venr einen Fluch und warf den Umhang ab. Im nächsten Augenblick hielt er die Klinge in der Hand und rannte die Straße entlang, gefolgt von Cieryl und Tavan, die ebenfalls die Klingen hielten und mit wehenden Umhängen liefen. Bevor sie zwei Schritte weit gekommen waren, stieß Jaem einen wilden Schrei aus. Er
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