Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
selbst wie zerbrechliche Skulpturen aus gesponnenem Glas aussahen. In den Gärten hatte man nur die besten Weine serviert, die köstlichsten Speisen, und es war eigentlich fast immer möglich gewesen, eine schöne Frau mit großen Gewinnen an den Chinje -Rädern zu beeindrucken; obwohl, es war schwierig gewesen, genug zu betrügen, um ständige Gewinne zu machen. Schwierig, aber notwendig für einen Gelehrten, dem das nötige Geld fehlte. Das alles gab es nicht mehr, hatte im dritten Kriegsjahr in Ruinen gelegen.
Ein goldhaariges, stets lächelndes Zomara in einer luftigen weißen Bluse und engen Hosen verbeugte sich geschmeidig und bot Aran’gar auf einem Silbertablett einen Kristallkelch Wein an. Anmutig und wunderschön androgyn, trotz der toten schwarzen Augen scheinbar menschlich, waren diese Kreaturen eine von Aginors weniger inspirierten Schöpfungen gewesen. Doch selbst in ihrem Zeitalter, als man Moridin noch Ishamael genannt hatte – sie hatte nicht mehr den geringsten Zweifel, wer er war –, hatte er diesen Kreaturen mehr als menschlichen Dienern vertraut, obwohl sie für keine andere Aufgabe zu gebrauchen waren. Er musste irgendwo einen Stasiskasten gefunden haben, der mit diesen Dingern vollgestopft war. Er hatte Dutzende davon, auch wenn er sie nur selten rausholte. Aber zehn weitere standen da und warteten, anmutig, obwohl sie still dastanden. Er musste dieses Treffen für wichtiger als die meisten halten.
Sie nahm den Pokal und bedeutete der Zomara zu gehen, obwohl sie sich bereits abwandte, bevor sie eine Bewegung machen konnte. Sie hasste die Fähigkeit der Kreaturen, zu wissen, was in ihrem Kopf vor sich ging. Wenigstens konnte sie anderen nicht mitteilen, was sie dort erfuhr. Abgesehen von Befehlen verblassten alle Erinnerungen innerhalb von Minuten. Sogar Aginor hatte genug Verstand, um die Notwendigkeit dafür einzusehen. Würde er heute kommen?
Osan’gar hatte seit dem Misserfolg in Shadar Logoth jedes Treffen versäumt. Die wahre Frage war natürlich, ob er zu den Toten gehörte oder in einem Geheimauftrag unterwegs war, vielleicht auf Anweisung des Dunklen Königs? Was nun auch davon stimmte, seine Abwesenheiten boten köstliche Gelegenheiten, aber das wiederum barg viele Gefahren. In der letzten Zeit hatte sie viel über Gefahren nachgedacht.
Sie schlenderte zu Graendal hinüber. »Was glaubt Ihr, Graendal, wer ist als Erster eingetroffen? Soll mich doch der Schatten holen, aber wer es auch war, er hat eine deprimierende Umgebung gewählt.« Lanfear hatte Zusammenkünfte bevorzugt, die in endloser Nacht schwebten, aber auf seine Weise war das hier schlimmer, so als würde man sich auf einem Friedhof treffen.
Graendal lächelte schmal. Das heißt, sie versuchte es, aber keine Bemühungen konnten diese Lippen schmal erscheinen lassen. Üppig war das Wort, das in jeder Hinsicht auf Graendal zutraf, üppig und reif und wunderschön, und das alles kaum verhüllt von ihrem Gewand aus Streith. Obwohl sie vielleicht nicht so viele Ringe hätte tragen sollen, die mit Ausnahme von einem mit Edelsteinen geschmückt waren. Auch das mit Rubinen übersäte Diadem biss sich mit dem strohblonden Haar.
Mit Aran’gars Smaragdkette war das natürlich etwas ganz anderes; Delana hatte sie ihr gegeben, und sie passte viel besser zu der smaragdgrünen Seide ihres Kleides. Natürlich war diese Seide ein Produkt der Welt der Träume, auch wenn die Smaragde echt waren. Mit einem so tief ausgeschnittenen Kleid hätte sie in der Welt der Wachen zu viel Aufmerksamkeit erregt, falls es überhaupt gehalten hätte und oben geblieben wäre. Und da war der Schlitz, der ihr linkes Bein bis zur Hüfte entblößte. Sie hatte bessere Beine als Graendal. Zuerst hatte sie ja über zwei Schlitze nachgedacht. Im Gegensatz zu anderen von ihnen waren ihre Fähigkeiten hier nicht so groß – sie konnte Egwenes Träume nicht finden, ohne dass sich das Mädchen direkt neben ihr befand –, aber sie konnte die Kleider erschaffen, die sie wollte. Sie genoss es, dass man ihren Körper bewunderte, und je mehr sie ihn zur Schau stellte, desto mehr hielten die anderen sie für unwichtig.
»Ich bin als Erste eingetroffen«, sagte Graendal und runzelte leicht die Stirn. »Ich habe schöne Erinnerungen an die Gärten.«
Aran’gar schaffte es, ein Lachen hervorzubringen. »Ich auch, ich auch.« Die Frau war eine Närrin, genau wie der Rest, sie lebten in der Vergangenheit inmitten der Trümmer dessen, was verloren war. »Wir
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