Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
verkündete Moridin, schritt durch den Raum und setzte sich. Er war ein großer Mann, und er ließ den verzierten hochlehnigen Stuhl wie einen Thron erscheinen. Moghedien und Cyndane setzten sich zu seinen Seiten, aber interessanterweise erst, nachdem er Platz genommen hatte. Zomaran in Schneeweiß waren sofort mit Wein da, aber Moridin erhielt seinen zuerst. Was auch immer dort vor sich ging, die Zomaran spürten es.
»Das erscheint kaum möglich«, sagte Graendal, als alle auf die Stühle zugingen. Ihr Gewand war jetzt dunkelgrau, verbarg alles. »Er muss tot sein.« Aber keiner beeilte sich. Moridin war der Nae’blis, aber außer Moghedien und Cyndane war keiner bereit, auch nur einen Hauch von Unterwürfigkeit zu zeigen. Aran’gar jedenfalls nicht.
Sie wählte einen Stuhl gegenüber von Moridin aus, von wo aus sie ihn unauffällig beobachten konnte. Und Moghedien und Cyndane. Moghedien war so still, dass sie genauso gut Teil des Stuhls hätte sein können. Cyndane war eine Königin, ihr Gesicht wie aus Eis gemeißelt. Der Versuch, den Nae’blis zu stürzen, war gefährlich, doch diese beiden hielten möglicherweise den Schlüssel dazu. Wenn sie nur herausfinden könnte, wie sie ihn drehen musste. Graendal setzte sich neben sie, der Stuhl stand plötzlich näher. Aran’gar hätte ihr die Hand auf das Handgelenk legen können, sah aber davon ab und beschränkte sich auf ein träges Lächeln. Es war besser, sich jetzt zu konzentrieren.
»Er hätte es niemals ertragen können, so lange verborgen zu bleiben«, warf Demandred ein, räkelte sich auf seinem Stuhl zwischen Semirhage und Mesaana, die Beine übereinandergeschlagen, als wäre er völlig entspannt. Das erschien zweifelhaft. Er gehörte auch zu denen, die unversöhnlich waren, davon war sie überzeugt. »Sammael musste immer unbedingt im Mittelpunkt stehen.«
»Trotzdem hat Sammael oder jemand, der sich für ihn ausgegeben hat, den Myrddraal Befehle gegeben, also war es einer der Auserwählten.« Moridin sah sie einer nach dem anderen an, als könnte er entdecken, wer es gewesen war. Schwarzes Saa rieselte in einem stetigen Strom durch seine blauen Augen. Sie verspürte kein Bedauern mehr, dass die Wahre Macht allein ihm zur Verfügung stand. Der Preis war viel zu hoch. Ishamael war sicherlich halb verrückt gewesen, und als Moridin war er es immer noch. Wie lange würde es dauern, bis sie ihn entfernen konnte?
»Verratet Ihr uns, wie diese Befehle gelautet haben?« Semirhages Tonfall war kühl, und sie nippte ruhig an ihrem Wein, beobachtete Moridin über den Pokalrand. Sie saß sehr aufrecht da, aber das tat sie immer. Auch sie erschien völlig entspannt, aber das war unwahrscheinlich.
Moridin presste die Lippen zusammen. »Ich weiß es nicht«, sagte er schließlich zögernd. Das gefiel ihm nicht. »Aber sie haben hundert Myrddraal und Tausende von Trollocs in die Wege geschickt.«
»Das hört sich nach Sammael an«, sagte Demandred nachdenklich, drehte seinen Pokal und betrachtete den kreisenden Wein. »Vielleicht habe ich mich geirrt.« Ein erstaunliches Eingeständnis, da es von ihm kam. Oder ein Versuch zu verbergen, dass er derjenige war, der sich als Sammael ausgegeben hatte. Aran’gar hätte nur zu gern gewusst, wer da angefangen hatte, sein eigenes Spiel zu spielen. Oder ob Sammael wirklich noch am Leben war.
Moridin grunzte säuerlich. »Gebt an eure Freunde der Dunkelheit den Befehl weiter. Jeder Bericht von Trollocs oder Myrddraal außerhalb der Fäule geht sofort an mich weiter, sobald ihr ihn erhalten habt. Die Zeit der Rückkehr kommt bald. Keiner darf mehr auf eigene Faust handeln.« Er musterte sie wieder, einen nach dem anderen mit Ausnahme von Moghedien und Cyndane. Aran’gar erwiderte seinen Blick mit einem Lächeln, das noch träger als Graendals war. Mesaana zuckte vor ihm zurück.
»Wie Ihr zu Eurem Leidwesen erfahren habt«, sagte er zu Mesaana, und so unwahrscheinlich das auch erscheinen mochte, ihr Gesicht verlor noch mehr an Farbe. Sie nahm einen tiefen Schluck aus dem Pokal, ihre Zähne klirrten gegen das Kristall. Semirhage und Demandred vermieden es, sie anzusehen.
Aran’gar wechselte mit Graendal einen Blick. Etwas war geschehen, um Mesaanas Nichterscheinen in Shadar Logoth zu bestrafen, aber was? Einst hätte eine Pflichtverletzung von diesem Ausmaß den Tod bedeutet. Dafür waren sie jetzt zu wenige. Cyndane und Moghedien schienen so neugierig zu sein wie sie, also wussten sie es auch nicht.
»Wir können
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