Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)
Erde von dem Hügel der Asha’man und benutzten sie für den Wall. Rand entging nicht der Unmut auf vielen saldaeanischen Gesichtern. Sie schlugen nicht gern Lager in bewaldeten Gegenden auf, nicht einmal so spärlich mit Kiefern bewachsenen wie dieser Hügel. Bäume erschwerten Kavallerieangriffe und konnten den Vorstoß von Feinden unterstützen.
Davram Bashere ritt langsam durch das Lager und bellte Befehle durch seinen dichten Schnurrbart. Neben ihm ging Lord Tellaen, ein korpulenter Mann in einem langen Mantel mit einem schmalen Domani-Schnurrbart. Er war ein Bekannter von Bashere.
Lord Tellaen ging ein großes Risiko ein, indem er Rand Unterschlupf gewährte; die Truppen des Wiedergeborenen Drachen aufzunehmen konnte man ihm als Verrat auslegen. Aber wer sollte ihn bestrafen? In Arad Doman herrschte das Chaos, der Thron wurde von mehreren Rebellenfraktionen bedroht. Und dann war da der große Domani-General Rodel Ituralde und sein erstaunlich effektiver Krieg gegen die Seanchaner im Süden.
Wie seine Männer trug Bashere nur einen kurzen blauen Mantel ohne Harnisch. Außerdem trug er die voluminösen Hosen, die er bevorzugte; die Beine waren in die kniehohen Stiefel gestopft. Was hielt Bashere wohl davon, sich in Rands ta’veren -Netz verfangen zu haben? Auch wenn er nicht im direkten Widerspruch zum Willen seiner Königin handelte, erfüllte er ihn auch nicht gerade. Wie lange war es her, dass er seiner rechtmäßigen Herrscherin Bericht erstattet hatte? Hatte er Rand nicht versprochen, dass die Unterstützung seiner Königin rasch erfolgen würde? Wie viele Monate war das jetzt her?
Ich bin der Wiedergeborene Drache, dachte Rand, ich breche alle Schwüre und Vereinbarungen. Alte Lehnspflichten sind nicht wichtig. Nur Tarmon Gai’don zählt. Tarmon Gai’don und die Diener des Schatten.
»Ich frage mich, ob wir Graendal hier finden werden«, sagte er nachdenklich.
»Graendal?«, fragte Min. »Wie kommst du darauf, dass sie hier sein könnte?«
Rand schüttelte den Kopf. Asmodean hatte behauptet, Graendal sei in Arad Doman, aber das war vor Monaten gewesen. War sie noch immer hier? Es erschien plausibel; es war eine der wenigen großen Nationen, in denen sie sein konnte. Graendal hatte gern eine verborgene Machtbasis weitab von den anderen Verlorenen. Sie würde sich nicht in Andor, Tear oder Illian niedergelassen haben. Und sie würde sich auch nicht in den Ländern des Südwestens erwischt haben lassen, nicht bei der Invasion der Seanchaner.
Irgendwo würde sie einen verborgenen Rückzugsort haben. So operierte sie. Vermutlich in den Bergen, irgendwo hier an einem abgeschiedenen Ort im Norden. Er konnte sich nicht sicher sein, dass sie in Arad Doman war, aber nach dem zu urteilen, was er von ihr wusste, fühlte es sich richtig an. Was Lews Therin von ihr wusste.
Aber es war nur eine Möglichkeit. Er würde vorsichtig sein müssen, nach ihr Ausschau halten. Jeder Verlorene, den er entfernen konnte, würde die Letzte Schlacht viel einfacher machen. Es würde …
Leise Schritte näherten sich der geschlossenen Tür.
Rand löste sich von Min, und beide fuhren herum. Er griff mit beiden Händen nach dem Schwert – eine sinnlose Geste. Der Verlust seiner Hand, auch wenn es nicht seine führende Schwerthand gewesen war, würde ihn bei jedem geschickten Gegner verwundbar machen. Obwohl Saidin eine viel mächtigere Waffe darstellte, war sein erster Instinkt immer das Schwert. Das würde er ändern müssen. Oder es würde ihm eines Tages den Tod bringen.
Die Tür öffnete sich, und Cadsuane trat ein, so selbstsicher wie eine Königin an ihrem Hof. Sie war eine stattliche Frau, mit dunklen Augen und ebenmäßigem Gesicht. Das dunkelgraue Haar war oben zu einem Knoten gebunden, daran baumelten ein Dutzend winziger goldener Schmuckstücke – jedes davon ein Ter’angreal oder Angreal . Ihr Kleid bestand aus schlichter dicker Wolle und war an der Taille mit einem gelben Gürtel gebunden; gelbe Stickereien schmückten den Kragen. Das Kleid selbst war grün, was nicht ungewöhnlich war, da das ihre Ajah war. Manchmal fand Rand, dass ihr strenges Gesicht – das völlig alterslos war wie das einer jeden Aes Sedai, die lange genug mit der Macht gearbeitet hatte – viel besser zu einer Roten Ajah gepasst hätte.
Er entspannte die Hand auf dem Schwert, auch wenn er es nicht losließ. Er strich über den mit Stoff umwickelten Griff. Die Waffe war lang und leicht gekrümmt, und die lackierte Scheide war mit
Weitere Kostenlose Bücher