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Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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nicht den ganzen Abend aufs Essen warten.«
    Egwene ballte die Fäuste, sagte aber kein Wort. An der hinteren Wand stand ein langer Serviertisch mit mehreren Silberplatten; die heißen Speisen versahen die auf Hochglanz polierten Wärmeglocken mit Kondenswasser. Dort stand auch eine Suppenterrine aus Silber. Die Graue Schwester drückte sich an der Tür herum. Beim Licht! Die Frau hatte Angst. Nur selten hatte sie bei einer Schwester so einen Ausdruck gesehen. Was war der Grund dafür?
    »Kommt, Meidani«, sagte Elaida zu der Grauen. »Wollt Ihr da den ganzen Abend herumstehen? Setzt Euch!«
    Egwene verbarg ihren schockierten Gesichtsausdruck. Meidani? Sie gehörte zu den Frauen, die Sheriam und die anderen als Spione in die Weiße Burg geschickt hatten! Während sie sich mit dem Inhalt der Platten vertraut machte, warf sie einen schnellen Blick über die Schulter. Meidani hatte ihren Weg zu dem schmalen, weniger verzierten Stuhl an Elaidas Seite gefunden. Putzten sich die Grauen immer so zum Essen heraus? An ihrem Hals funkelten Smaragde, und das Kleid in dem gedämpften Grünton war aus kostbarer Seide geschneidert und betonte einen Busen, der bei einer anderen Frau durchschnittlich gewesen wäre, an Meidanis schlankem Körper aber üppig erschien.
    Beonin hatte die Grauen Schwestern gewarnt, dass Elaida wusste, dass sie Spione waren. Also warum war Meidani nicht aus der Burg geflohen? Was hielt sie hier?
    Nun, wenigstens ergab der entsetzte Gesichtsausdruck der Frau nun einen Sinn. »Meidani«, sagte Elaida und trank aus einem Weinpokal, »Ihr seht heute ausgesprochen blass aus. Habt Ihr nicht genug Sonne abbekommen?«
    »Ich habe viel Zeit mit den historischen Aufzeichnungen verbracht, Elaida«, sagte Meidani mit schwankender Stimme. »Habt Ihr das vergessen?«
    »Ach ja, stimmt«, sagte Elaida nachdenklich. »Es ist schön, dass wir bald wissen, wie man in der Vergangenheit mit Verrätern umgegangen ist. Das Enthaupten erscheint mir als Bestrafung viel zu einfach. Die, die unsere Burg entzweien, die ihren Treuebruch mit Stolz verkünden, für sie wird man eine ganz besondere Belohnung brauchen. Nun, dann macht mit Eurer Suche weiter.«
    Meidani setzte sich und legte die Hände in den Schoß. Jede andere als eine Aes Sedai hätte sich den Schweiß von der Stirn tupfen müssen. Egwene rührte die Terrine um und hielt die Schöpfkelle so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Elaida wusste Bescheid . Sie wusste, dass Meidani eine Spionin war, und trotzdem hatte sie die Frau zum Essen eingeladen. Um mit ihr zu spielen.
    »Beeilt Euch, Mädchen«, fauchte Elaida sie an.
    Egwene nahm die Terrine, deren Griffe sich warm anfühlten, und trat an den kleinen Tisch. Sie füllte die Suppenteller mit einer braunen Brühe, in der Königinnenkronenpilze schwammen. Sie roch so stark nach Pfeffer, dass jeder andere Geschmack nicht herauszuschmecken sein würde. So viele Nahrungsmittel verdarben, dass die Suppe ohne Gewürze ungenießbar sein würde.
    Mechanisch arbeitete sie, wie ein vor einen Karren gespannter Ochse. Sie musste keine Entscheidung treffen, sie musste nicht reagieren. Sie arbeitete einfach. Sie füllte präzise die Suppenteller, dann holte sie den Brotkorb und legte je ein Stück – nicht zu knusprig – auf kleine Porzellanbrotteller. Sie kehrte mit zwei runden Stücken Butter zurück, die mit ein paar Messerschnitten schnell, aber präzise von einem größeren Stück abgeschnitten worden waren. Als Tochter eines Schenkwirts hatte man schnell gelernt, Essen auf die angemessene Weise zu servieren.
    Die ganze Zeit über kochte sie innerlich. Jeder Schritt war eine Qual, und das nicht nur wegen des noch immer brennenden Hinterns. Dieser körperliche Schmerz erschien nun seltsamerweise völlig unbedeutend. Er war zweitrangig neben der Qual, den Mund zu halten, der Qual, sich davon abzuhalten, diese schreckliche Frau, die so majestätisch und so arrogant dort saß, in die Schranken zu weisen.
    Als die beiden Frauen mit der Suppe anfingen – die Getreidekäfer im Brot ignorierten sie demonstrativ –, zog sie sich an die Seite zurück und stand stocksteif da, die Hände vor dem Körper verschränkt. Elaida sah sie an, dann lächelte sie, sah anscheinend ein weiteres Zeichen der Unterwürfigkeit. In Wirklichkeit traute sich Egwene zu keiner Bewegung, denn sie hatte die Befürchtung, dass jede Aktivität damit enden würde, Elaida eine schallende Ohrfeige zu verpassen. Licht, war das schwer!
    »Was erzählt

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