Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)
Amyrlin zu sein. Beim Licht, sie war die Amyrlin!
»Es gibt noch mehr?«
»Nicht, was dieses Thema angeht. Leider sind sie uns entkommen. An dem Tag verschwunden, an dem wir sie entdeckten.«
»Ich frage mich, was sie wohl gewarnt hat.«
»Nun, das hat mit einem der anderen Dinge zu tun, die ich Euch erzählen muss.« Siuan holte tief Luft. Das Schlimmste war ausgesprochen, aber das Nächste würde nicht einfacher zu verdauen sein. »An diesem Tag gab es eine Zusammenkunft im Saal, an der Delana teilnahm. Bei diesem Treffen verkündete ein Asha’man, er könnte einen Mann im Lager die Macht lenken spüren. Wir glauben, das hat sie alarmiert. Erst nach Delanas Flucht haben wir die Verbindung erkannt. Dieser Asha’man hat uns auch gesagt, dass sein Kamerad einer Frau begegnete, die Saidin lenken konnte.«
»Und warum war ein Asha’man im Lager?«, fragte Egwene kühl.
»Er war ein Gesandter«, erklärte Siuan. »Vom Wiedergeborenen Drachen. Mutter, es hat den Anschein, dass einige der Männer, die al’Thor folgen, Aes Sedai den Behüterbund aufgezwungen haben.«
Egwene blinzelte einmal. »Ja, gerüchtweise habe ich davon gehört. Ich hatte gehofft, dass diese Gerüchte übertrieben wären. Hat dieser Asha’man verraten, wer Rand die Erlaubnis gegeben hat, eine solche Abscheulichkeit zu begehen?«
Siuan verzog das Gesicht. »Er ist der Wiedergeborene Drache. Ich glaube nicht, dass er der Meinung ist, eine Erlaubnis zu brauchen. Aber zu seiner Verteidigung muss man sagen, dass er anscheinend davon keine Ahnung hatte. Die Frauen, mit denen sich seine Männer verbunden haben, wurden von Elaida ausgesandt, die Schwarze Burg zu vernichten.«
»Ja.« Endlich zeigte Egwene den Hauch eines Gefühls. »Also stimmen die Gerüchte. Stimmen tatsächlich.« Ihr schönes Gewand behielt seine Form, aber die Farbe wandelte sich in ein dunkles Braun, das an die Kleidung der Aiel erinnerte. Egwene schien es nicht zu bemerken. »Hören Elaidas Katastrophen denn niemals auf?«
Siuan schüttelte nur den Kopf. »Man hat uns für die Frauen, mit denen sich al’Thors Männer verbunden haben, siebenundvierzig Asha’man zum Bund angeboten, sozusagen als Entschädigung. Kaum ein gerechter Handel, aber der Saal hat das Angebot trotzdem angenommen.«
»Was auch richtig war. Wir werden uns später mit dem Unsinn des Wiedergeborenen Drachen auseinandersetzen müssen. Vielleicht haben seine Männer ohne seinen direkten Befehl gehandelt, aber Rand muss dafür die Verantwortung übernehmen. Männer – die Frauen den Bund aufzwingen!«
»Sie behaupten, Saidin sei gereinigt«, fuhr Siuan fort.
Egwene hob eine Braue, widersprach aber nicht. »Ja, ich glaube, das könnte eine durchaus vorstellbare Möglichkeit sein. Natürlich werden wir da noch eine zusätzliche Bestätigung brauchen. Aber der Makel kam, als alles gewonnen erschien; warum sollte er nicht verschwinden, wenn anscheinend alles dem reinen Wahnsinn zum Opfer fällt?«
»Auf diese Weise habe ich es noch gar nicht gesehen«, sagte Siuan. »Nun, was sollen wir tun, Mutter?«
»Soll sich der Saal darum kümmern. Anscheinend hat er die Sache im Griff.«
»Er hätte sie besser im Griff, wärt Ihr wieder da, Mutter.«
»Das wird irgendwann geschehen«, sagte Egwene. Sie lehnte sich zurück und verschränkte die Finger auf ihrem Schoß, sah irgendwie viel älter aus, als ihr Gesicht hätte vermuten lassen. »Für den Moment liegt meine Arbeit hier. Ihr werdet dafür sorgen müssen, dass der Saal das tut, was er soll. Ich setze großes Vertrauen in Euch.«
»Und ich weiß es zu schätzen, Mutter«, sagte Siuan und ließ sich ihre Frustrationen nicht anmerken. »Aber ich verliere die Kontrolle über sie. Lelaine hat angefangen, sich als zweite Amyrlin in Position zu bringen – und sie tut es, indem sie vorgibt, Euch zu unterstützen. Ihr ist bewusst geworden, dass es ihr nützt, in Eurem Namen zu handeln.«
Egwene schürzte die Lippen. »Ich hätte gedacht, dass Romanda sich den Vorteil zunutze macht, wenn man bedenkt, dass sie die Verlorene entdeckt hat.«
»Sie ist wohl davon überzeugt, im Vorteil zu sein«, sagte Siuan, »aber sie hat sich zu lange in ihrem Sieg gesonnt. Lelaine ist mit großen Anstrengungen zur hingebungsvollsten Dienerin der Amyrlin geworden, die es je gegeben hat. Wenn man sie sprechen hört, könnte man glauben, ihr beide wärt die engsten Vertrauten gewesen! Sie hat mich zu ihrer Gefolgsfrau gemacht, und bei jeder Zusammenkunft des Saals heißt es
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