TIFFANY LIEBEN & LACHEN SONDERBAND Band 02 - JULIE KISTLER, SANDRA CHASTAIN, SANDRA PAUL
1. KAPITEL
„Diese verdammten Jones-Brüder!“ Nell McCabe, in ganz Chicago bekannt als stets gelassene und nicht aus der Ruhe zu bringende Moderatorin der allmorgendlichen Ratgebersendung Tell Nell , zerknüllte das Memo von der Marketing-Abteilung, warf es zu Boden und trampelte darauf herum.
Amy, ihre Produzentin, blieb in der Tür stehen. „Schlechter Zeitpunkt?“
„Seit die den Sender gekauft haben, ist jeder Zeitpunkt schlecht. Und es wird immer schlimmer.“
Mit einem leisen Aufschrei bückte Amy sich nach dem Memo und zog es unter Nells Fuß hervor. „O nein! Erzähl mir nicht, dass sie uns jetzt auch noch feuern!“ Während Amy das Schreiben zu glätten versuchte, ging Nell auf und ab.
„Vielleicht wäre es sogar besser, wenn sie uns hinauswerfen“, murmelte sie. „Sie wollen meine Einschaltquoten erhöhen. Ich fand meine Quoten ganz gut. Aber was soll’s, ich habe mitgemacht, oder?“ Ihre Stimme wurde lauter. „Sie meinten, mein Image wäre zu bieder, also musste ich neue Fotos machen lassen. Was spielt es denn für eine Rolle, wie ich aussehe? Ich bin im Radio! Aber es ist gute PR, haben sie gesagt, also dachte ich mir, okay, Nell, gib ihnen eine Chance. Und dann kamen sie mit dem Make-up, der neuen Frisur und dem schrecklichen Kleid an. Ich möchte nicht wissen, wie ich auf diesen neuen Fotos aussehe.“
Amy zog eine Augenbraue hoch. „Nell, dieses Memo und die Idee mit den neuen Fotos stammen beide von diesem schleimigen Drake Witley, unserem Marketingchef. Mit den Jones-Brüdern hat das nichts zu tun. Außerdem bitten sie dich doch nur zu einer Besprechung. Was ist daran so schlimm?“
„Die Jones-Brüder haben Drake eingestellt, oder? Und diese Einladung habe ich um fünf vor halb drei bekommen, obwohl die Besprechung schon um zwei angefangen hat. Das ist eine Falle, wetten?“
„Nell, du leidest langsam unter Verfolgungswahn.“
Nell schüttelte den Kopf. Als Moderatorin von Tell Nell gab sie allen Anrufern mit Liebeskummer oder Problemen in ihrer Beziehung Ratschläge. Sie hörte sich alle Sorgen an, blieb immer verständnisvoll und mitfühlend. Erzähl Nell davon , hieß es in der Werbung für ihre Sendung. Gemeinsam können wir den holprigen Weg zur Liebe ebnen.
Aber seit ein paar Wochen war es mit ihrer Ruhe und Gelassenheit vorbei. Seit diese beiden Firmen schluckenden und Frauen verführenden Piraten ihren Radiosender gekauft hatten. Die Jones-Brüder.
„Vielleicht sind die Jones-Brüder noch gar nicht in der Stadt“, wandte Amy besänftigend ein. „Ich habe sie noch nie zu Gesicht bekommen, du etwa? Heute Paris, morgen Rio. Glaubst du, die beiden haben Zeit, um sich persönlich um unseren kleinen alten Sender zu kümmern?“
„Irgendjemand hat die Zeit gehabt, den armen Marvin vom Wetter zu entlassen“, entgegnete Nell. „Und weshalb? Um Platz für diese neue Klatschsendung zu schaffen. Paddy O’Herlihy hat auch dran glauben müssen.“ Sie hob die Hände. „Und jetzt muss ich zu einer Marketing-Besprechung …“ Sie schüttelte den Kopf. „Um zu überlegen, wie wir unsere Shows noch heißer und angesagter machen können“, zitierte sie aus der Einladung.
„Komm schon, Nell. Es ist doch nur eine Meeting. Du weißt gar nicht, um was es geht.“
„Ich weiß, dass Tell Nell weder heiß noch angesagt ist, und genau so gefällt mir meine Show.“
Sie liebte ihren Beruf und hatte das Gefühl, etwas Nützliches zu tun. Schließlich brauchte jeder jemanden, der ihm zuhörte, oder nicht? Vielleicht sogar heiße, angesagte Leute …
Nein. Sie würde nicht hingehen.
Leider war Amy schon dabei, sie aus ihrem Zimmer und den Flur entlang zu schieben. „Nun hör es dir doch erst einmal an“, riet ihre Produzentin. „Ich glaube nicht, dass sie uns auch noch hinauswerfen wollen.“
„Hoffentlich nicht“, seufzte Nell. Was sollte sie ohne Tell Nell tun? Seit sie zwanzig war, arbeitete sie als Radiomoderatorin und half Hörern, die sie um ihren Rat baten. Sie konnte nichts anderes.
Jetzt war sie siebenundzwanzig. In dem Alter war es nicht so leicht, sich noch einmal komplett anders zu orientieren. Wenn das Marketing nun wirklich vorhatte, ihrer Sendung ein neues Gesicht zu geben … Was würde sie tun? Zähneknirschend mitmachen oder von sich aus kündigen?
Sie wünschte, sie hätte die Zeit, darüber nachzudenken. Aber aus dem Besprechungsraum drangen ungeduldige Stimmen. „Wo bleibt die Frau denn nur?“, hörte sie Drake Witley jammern.
Ihr blieb nichts
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