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Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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Bescheid. Ich würde sagen, dass …«
    »Halt!«, fauchte Siuan, fuhr auf dem Absatz herum und zeigte mit dem Finger auf ihn.
    »Aber …«
    »Sprecht es nicht aus!«, drohte sie. »Ich kneble Euch und lasse Euch bis morgen bei Sonnenuntergang in der Luft hängen. Glaubt nicht, ich würde es nicht tun.«
    Bryne saß stumm da.
    »Ich bin noch nicht mit Euch fertig, Gareth Bryne.« Sie schlug das Hemd in ihrer Hand aus, faltete es. »Ich werde Euch sagen, wenn ich es bin.«
    »Beim Licht, Frau«, murmelte er beinahe unhörbar. »Hätte ich gewusst, dass Ihr eine Aes Sedai seid, bevor ich Euch nach Salidar verfolgte … hätte ich gewusst, was ich da tue …«
    »Was dann?«, wollte sie wissen. »Hättet Ihr mich nicht gejagt?«
    »Natürlich hätte ich das«, sagte er entrüstet. »Nur wäre ich dann vorsichtiger gewesen und vielleicht besser vorbereitet. Ich ging mit einem Hasenmesser auf Wildschweinjagd statt mit einem Speer!«
    Siuan legte das zusammengefaltete Hemd auf die anderen, dann hob sie den Stapel auf. Sie sah ihn leidend an. »Ich werde mich bemühen, so zu tun, als hättet Ihr mich nicht gerade mit einem Wildschwein verglichen, Bryne. Seid doch bitte etwas vorsichtiger mit Euren Worten. Andernfalls habt Ihr plötzlich keine Dienerin mehr und müsst diese Frauen aus dem Lager Eure Wäsche machen lassen.«
    Er sah sie verwirrt an. Dann lachte er. Sie scheiterte darin, ihr eigenes Grinsen zu unterdrücken. Nun, nach diesem Gespräch würde er wissen, wer in dieser Beziehung die Hosen anhatte.
    Aber … beim Licht! Warum hatte sie ihm das mit der Vorhersage erzählt? Das hatte sie so gut wie niemandem erzählt! Als sie die Hemden in seine Truhe packte, warf sie ihm einen Blick zu. Er schüttelte noch immer kichernd den Kopf.
    Wenn andere Eide mich nicht länger binden, dachte sie. Wenn ich sicher bin, dass der Wiedergeborene Drache das tut, was er tun soll, vielleicht wird dann Zeit übrig sein. Ausnahmsweise fange ich tatsächlich an, mich darauf zu freuen, diese Sache hinter mir zu lassen. Wie bemerkenswert.
    »Ihr solltet zu Bett gehen, Siuan«, sagte er.
    »Es ist noch früh.«
    »Ja, aber die Sonne geht unter. An jedem dritten Tag begebt Ihr Euch ungewöhnlich früh zu Bett und tragt dabei diesen seltsamen Ring, den Ihr zwischen den Kissen Eurer Pritsche versteckt habt.« Er wandte sich wieder seinen Papieren zu. »Bitte grüßt die Amyrlin höflich von mir.«
    Mit offen stehendem Mund drehte sie sich zu ihm um. Er konnte nicht über Tel’aran’rhiod Bescheid wissen, oder doch? Sie erwischte ihn dabei, wie er zufrieden lächelte. Nun, vielleicht wusste er nichts von Tel’aran’rhiod , aber er war offensichtlich darauf gekommen, dass der Ring und ihr Zeitplan etwas mit der Verständigung mit Egwene zu tun hatte. Schlau. Er betrachtete sie über den Blattrand, als sie vorbeiging, und in seinen Augen lag ein Funkeln.
    »Unerträglicher Mann«, murmelte sie, setzte sich auf die Pritsche und ließ ihre Lichtkugel erlöschen. Dann fischte sie verlegen das Ring- Ter’angreal heraus, hängte es sich um den Hals, wandte ihm den Rücken zu und legte sich hin, versuchte gezielt einzuschlafen. Sie sorgte dafür, jeden dritten Tag in aller Frühe aufzustehen, damit sie abends auch müde war. Sie wünschte sich, genauso mühelos einschlafen zu können wie Egwene.
    Unerträglicher … unerträglicher Mann! Sie würde sich etwas einfallen lassen müssen, um es ihm heimzuzahlen. Mäuse zwischen den Laken. Das wäre nicht schlecht.
    So lag sie viel zu lange da, aber schließlich überredete sie sich zum Schlaf, und die Aussicht auf eine angemessene Rache ließ sie leise lächeln. Beim Erwachen im Tel’aran’rhiod trug sie nichts außer einem skandalös kurzen Unterhemd. Mit einem leisen Aufschrei ersetzte sie es sofort mit einem gezielten Gedanken durch ein grünes Kleid. Grün? Warum grün? Sie machte es blau. Beim Licht! Wieso konnte Egwene die Dinge im Tel’aran’rhiod stets so gut kontrollieren, während sie kaum verhindern konnte, dass sich ihre Kleidung bei jedem müßigen Gedanken veränderte? Es musste etwas mit der Tatsache zu tun haben, dass sie diese minderwertige Ter’angreal -Kopie trug, die nicht so gut wie das Original funktionierte und sie in den Augen anderer substanzlos erscheinen ließ.
    Siuan stand in der Mitte des Aes Sedai-Lagers, umgeben von Zelten. Die Eingangsbahnen flatterten ununterbrochen auf und zu. Ein wütender und doch seltsam stummer Sturm erschütterte den Himmel.

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