Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
er Rand das Kämpfen beigebracht hatte. Kein vorsichtiges Austesten, keine Erkundung des Terrains, keine sorgfältige Einschätzung. Demandred konnte die Macht lenken, und trotz des Medaillons durfte er seinem Feind keine Zeit zum Nachdenken geben. Oder um Gewebe zu weben und ihm Steine entgegenzuschleudern oder den Boden unter seinen Füßen zu öffnen.
Lan begrub sich tief im Nichts und erlaubte seinem Instinkt, ihn zu leiten. Er ging weit über die fehlenden Empfindungen hinaus, brannte alles weg. Er musste die Gegend nicht einschätzen, denn er hatte das Gefühl, dass das Land ein Teil von ihm war. Er musste nicht Demandreds Kraft ergründen. Einer der Verlorenen mit seinen vielen Jahrzehnten Erfahrung würde der geschickteste Schwertkämpfer sein, dem er je gegenübergestanden hatte.
Lan war sich vage bewusst, dass die Sharaner zurückwichen, um einen großen Kreis um die beiden Kämpfer zu bilden. Anscheinend vertraute Demandred so sehr auf sein Geschick, dass er von anderen keine Einmischung duldete.
Lan führte eine Reihe Angriffe durch. ›Wasser fließt bergab‹ ging über in ›Wirbelwind vom Berg‹ und dann in ›Der Falke taucht ins Gebüsch‹. Seine Figuren waren wie Ströme, die sich zu einem immer größeren Fluss vereinigten. Demandred kämpfte so gut, wie er befürchtet hatte. Auch wenn sich seine Fechtfiguren etwas von denen unterschieden, die er kannte, hatten die Jahre die Grundzüge eines Schwertkampfes nicht verändern können.
»Du bist … gut …«, grunzte Demandred und wich vor ›Wind und Regen‹ zurück; Blut tropfte von seinem Kinn. Lans Klinge blitzte durch die Luft und spiegelte das rote Licht eines Feuers in der Nähe wider.
Demandred griff mit ›Den Funken schlagen‹ an, womit Lan gerechnet hatte und dementsprechend parierte. Er trug einen Kratzer an der Seite davon, den er ignorierte. Der Schlagabtausch hatte ihn einen Schritt zurückgeworfen, was Demandred Gelegenheit gab, mit der Einen Macht nach einem Stein zu greifen und ihn ihm entgegenzuschleudern.
Tief ins Nichts versunken fühlte Lan den Stein kommen. Er begriff den Kampf – es war eine Art von Verstehen, die tief in sein Inneres reichte, bis zum Kern seiner Seele. Wie Demandred seine Schritte setzte, in welche Richtung sein Blick flackerte, das alles verriet Lan genau, was nun passieren würde.
Als er in die nächste Figur glitt, führte Lan die Klinge quer an seiner Brust vorbei nach oben und trat zurück. Ein Stein von der Größe eines Männerkopfs flog direkt vor ihm vorbei. Lan glitt vorwärts, der Arm bewegte sich in eine neue Position, während der nächste Stein so schnell unter ihm vorbeiflog, dass er einen Luftzug hinter sich herzog. Lan hob das Schwert und floss förmlich um den Weg des dritten Steins herum, der ihn nur um Daumenbreite verfehlte.
Demandred blockierte Lans Angriff, aber er atmete schwer. »Wer bist du?«, flüsterte der Verlorene erneut. »In diesem Zeitalter verfügt niemand über ein solches Geschick. Asmodean? Nein, nein. Er hätte nicht so gegen mich kämpfen können. Lews Therin? Das bist du hinter diesem Gesicht, richtig?«
»Ich bin bloß ein Mann«, flüsterte Lan. »Das ist alles, mehr bin ich nie gewesen.«
Demandred knurrte, griff an. Lan reagierte mit ›Steine poltern vom Berg‹, aber die Wucht seines Gegners zwang ihn ein paar Schritte zurück.
Obwohl Lan ursprünglich die Offensive gehabt hatte, war Demandred der bessere Schwertkämpfer. Das verriet ihm das gleiche Gespür, das ihm sagte, wann er zuschlagen musste, wann parieren oder einen Ausfallschritt machen oder sich zurückziehen. Vielleicht wäre es anders gewesen, hätten beide die gleichen Voraussetzungen gehabt. Aber das war nicht der Fall. Lan hatte den ganzen Tag gekämpft, und obwohl er von den schlimmsten Verletzungen Geheilt worden war, schmerzten die kleineren dennoch. Darüber hinaus zehrte jede Heilung an den Kräften.
Demandred war noch immer ausgeruht. Der Verlorene redete nicht länger und vertiefte sich in das Duell. Er hörte auch auf, die Eine Macht zu benutzen, und konzentrierte sich allein auf seine Klinge. Er grinste nicht, wenn er im Vorteil war. Ohnehin erschien er nicht wie ein Mann, der oft grinste.
Lan löste sich von ihm, aber der Verlorene setzte mit ›Der Keiler stürmt bergab‹ nach, stieß Lan erneut an den Rand des Kreises, schlug auf seine Abwehr ein, landete einen Treffer an seinem Arm, dann an der Schulter, schließlich am Oberschenkel.
Ich habe nur Zeit für eine
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