Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
Nun, bei Carlinya war das anders, aber die übrigen! Licht! Sie werden uns noch von einer Novizin ins Bett stecken lassen, um ein Mittagsschläfchen zu halten!
Nach kurzem Anklopfen trat Arinvar, Sheriams Behüter, ein. Er stammte aus Cairhien, war nicht sehr groß, dazu noch schlank, doch trotz der ergrauten Schläfen hatte er ein hartes Gesicht und bewegte sich wie ein lauernder Leopard. »Im Osten kommen etwas mehr als zwanzig Berittene«, sagte er ohne große Vorrede.
»Keine Weißmäntel wohl«, sagte Carlinya, »sonst hättet Ihr das vermutlich gleich gesagt.«
Sheriam warf ihr einen Blick zu. Viele Schwestern konnten giftig werden, wenn sich jemand in irgendeiner Weise zwischen sie und ihren Gaidin drängten. »Wir können ihnen nicht gestatten, weiterzureiten und vielleicht von unserer Gegenwart zu berichten. Könnt Ihr sie gefangennehmen, Arinvar? Ich zöge das vor, anstatt sie zu töten.«
»Beides mag uns schwer werden«, erwiderte er. »Machan sagt, sie seien bewaffnet und wirkten wie Kriegsveteranen. Die wären wohl zehnmal so viel wert wie junge Männer.«
Morvrin gab einen verblüfften Laut von sich. »Wir müssen aber das eine oder das andere tun. Vergebt mir, Sheriam. Arinvar, können die Gaidin ein paar der behenderen Schwestern unbemerkt in ihre Nähe führen, sodass sie Stränge aus Luft um sie weben könnten?«
Er schüttelte leicht den Kopf. »Machan berichtet, sie hätten möglicherweise ein paar der Behüter gesehen, die dort Wache stehen. Sie würden es auf jeden Fall bemerken, wenn wir mehr als ein oder zwei von Euch in ihre Nähe brächten. Sie nähern sich aber trotzdem noch weiter.«
Siuan und Leane waren nicht die Einzigen, die daraufhin erstaunte Blicke tauschten. Nur wenige Männer entdeckten einen Behüter, der nicht gesehen werden wollte, selbst wenn er nicht einmal den Gaidinumhang trug.
»Dann müsst Ihr nach eigenem Gutdünken handeln«, sagte Sheriam. »Wenn möglich, nehmt sie gefangen. Aber keiner darf entkommen und uns verraten.«
Bevor Arinvar noch mit seiner Verbeugung fertig war, die Hand am Heft seines Schwertes, stand bereits ein anderer Mann neben ihm, ein düsterer Bär von Mann, groß und breitschultrig, dessen Haar ihm bis auf die Schultern reichte und dessen kurzgeschnittener Bart die Oberlippe frei ließ. Bei ihm wirkten die fließenden Bewegungen eines Behüters fehl am Platz. Er zwinkerte Myrelle, seiner Aes Sedai, zu und sagte dabei im Illianer Dialekt: »Die meisten Reiter angehalten haben, aber einer kommen immer noch weiter her. Wenn meine alte Mutter sagen etwas anderes, ich doch nennen ihn Gareth Bryne nach Blick, den ich auf ihn werfen.«
Siuan starrte ihn an. Ihre Hände und Füße waren urplötzlich kalt. Es gab glaubhafte Gerüchte, Myrelle habe tatsächlich diesen Nuhel und ihre anderen beiden Behüter geheiratet, und das gegen alle Konventionen und Gesetze in allen Ländern, die Siuan kannte. Das war die Art von unzusammenhängenden Gedanken, die einem durch den Kopf gingen, wenn man völlig betäubt war, und im Moment fühlte sie sich, als sei ihr ein Mast auf den Kopf gefallen. Bryne hier? Das ist unmöglich! Es ist der helle Wahnsinn! Dieser Mann konnte ihnen doch nicht den ganzen langen Weg über gefolgt sein, weil … O ja, er könnte und würde so etwas tun. Der schon. Während der Reise hatte sie sich gesagt, dass es nur vernünftig sei, keinerlei Spuren zu hinterlassen, denn Elaida wusste, dass sie nicht tot waren, und sie würde nicht aufhören, sie suchen zu lassen, bis man sie gefunden hatte oder Elaida gestürzt war. Siuan hatte sich geärgert, dass sie irgendwann doch einmal nach dem Weg fragen musste, aber der Gedanke, der wie ein Hai nach ihr geschnappt hatte, war nicht der, Elaida könne irgendwie einen Hufschmied in einem kleinen Dorf in Altara aufspüren, sondern der, dieser Hufschmiede wirke wie ein gemaltes Hinweisschild für Gareth Bryne. Hast dir selbst eingeredet, das sei töricht, ja? Und jetzt ist er da.
Sie erinnerte sich noch zu gut an die Auseinandersetzung mit ihm, als sie ihm bei dieser Sache in Murandy ihren Willen aufzwingen musste. Das war, als müsse sie eine dicke Eisenstange biegen oder eine riesige Feder, die sofort zurückschnellen würde, wenn sie nur für einen Augenblick locker ließ. Sie hatte alle Kraft aufwenden und ihn öffentlich demütigen müssen, um ganz sicher zu gehen, dass er solange ihrem Willen unterworfen blieb, wie es notwendig war. Er konnte schwerlich dem zuwiderhandeln, was er auf
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