Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
schlechte Laune auszulassen. »Wir sind genauso schnell wie alle anderen fertig, und das wisst Ihr recht gut, Valan Luca. Außerdem spielen ein oder zwei Stunden sowieso keine Rolle. Auf der anderen Seite des Flusses sind so viele Menschen versammelt, dass schon mehr zu Eurer Vorführung kommen, als Ihr euch je erträumt habt, wenn nur jeder Hundertste dort erscheint. Wenn wir uns entschließen, in aller Ruhe zu frühstücken, werdet Ihr gefälligst Däumchen drehen und abwarten. Ihr werdet niemals bekommen, was Ihr wollt, wenn Ihr uns zurücklasst.«
Das war wohl der deutlichste Hinweis auf die versprochenen hundert Goldmark, den sie bisher hatte fallenlassen, aber ausnahmsweise einmal zeigte er keine Wirkung. »So viele Menschen? So viele Menschen, ha! Die Menschen müssen angelockt werden, Frau! Chin Akima befindet sich bereits seit drei Tagen an diesem Ort, und er hat einen Burschen, der mit Schwertern und Äxten jongliert! Und neun Akrobaten! Neun! Und irgendeine Frau, von der ich noch nie gehört habe, hat zwei weibliche Akrobaten, die Sachen am Schlappseil vollführen, dass den Chavanas die Augen herausfallen werden! Ihr glaubt gar nicht, welche Mengen die anziehen. Sillia Cerano hat Männer, die ihre Gesichter wie Hofnarren geschminkt haben, die sich gegenseitig mit Wasser bespritzen und sich mit aufgeblasenen Rinderblasen über die Köpfe hauen, und die Leute zahlen noch mal extra einen Silberpfennig, um das zu sehen!« Mit einem Mal zogen sich seine Augen zusammen und seine Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf Birgitte. »Wärt Ihr gewillt, Euch das Gesicht zu schminken? Sillia hat unter ihren Narren keine einzige Frau. Ein paar der Pferdeknechte würden durchaus mitmachen. Es tut nicht weh, wenn man mit einer aufgeblasenen Rinderblase geschlagen wird, und ich zahle Euch …« Er schwieg und kalkulierte offensichtlich, denn es fiel ihm genauso schwer wie Nynaeve, sich von Geld zu trennen. Birgitte sprach in sein Schweigen hinein: »Ich bin kein Hofnarr und werde auch keinen spielen. Ich bin Bogenschützin.«
»So, so, eine Bogenschützin«, murmelte er und beäugte den kunstvoll geflochtenen schwarzen Zopf, der ihr über die linke Schulter nach vorn hing. »Und ich schätze, Ihr nennt Euch auch noch Birgitte. Was seid Ihr? Einer dieser Narren auf der Jagd nach dem Horn von Valere? Selbst wenn es das Ding überhaupt gibt, wie viel besser sind dann Eure Chancen, es zu finden, gegenüber all den anderen? Ich war in Illian, als die Jägereide abgelegt wurden, und es standen Tausende auf dem Großen Platz des Tammaz herum. Wenn es Euch um erreichbaren Ruhm geht, was könnte dann ruhmreicher sein als der Applaus …«
»Ich bin Bogenschützin, hübscher Mann«, unterbrach ihn Birgitte energisch. »Bringt mir einen Bogen, und ich beweise Euch, dass ich besser schieße als Ihr oder irgendjemand, den Ihr mir benennt. Ich wette hundert Goldkronen gegen eine von Euch.« Elayne erwartete einen empörten Aufschrei Nynaeves, denn sie würden letzten Endes die Wette bezahlen müssen, falls Birgitte verlor. Auch wenn diese behauptete, wieder die alte zu sein, glaubte Elayne nicht, dass sie sich vollständig erholt habe. Doch Nynaeve schloss nur kurz die Augen und atmete tief und langgezogen durch.
»Frauen!«, grollte Luca. Thom und Juilin wirkten dagegen nicht, als stimmten sie ihm bei. »Ihr passt sehr gut zu Lady Morelin und Nana, oder wie auch immer sie heißen mögen.« Er schwenkte mit grandioser Geste seinen Umhang herum, wohl, um auf das Durcheinander von Menschen und Pferden hinzuweisen. »Es mag Euren scharfen Augen entgangen sein, Birgitte , aber ich muss mit einer ganzen Truppe aufbrechen, und meine Rivalen ziehen den Leuten in Samara bereits wie die Taschendiebe die Münzen aus den Taschen.«
Birgitte lächelte, wobei sich lediglich ihre Lippen leicht verzogen. »Habt Ihr Angst, hübscher Mann? Wir können Euren Einsatz auch auf einen Silberpfennig beschränken.«
Elayne hielt es für möglich, dass Luca einem Erstickungsanfall nahe war, so, wie sich sein Gesicht verfärbte. Sein Hals wirkte plötzlich zu dick für seinen Kragen. »Ich werde meinen Bogen holen«, zischte er beinahe. »Ihr könnt die hundert Mark abarbeiten, indem Ihr euer Gesicht als Narr schminkt oder meinetwegen auch die Käfige säubert!«
»Bist du sicher, dass es dir schon wieder gut genug geht?«, fragte Elayne Birgitte, als er unter mürrischen Selbstgesprächen davonstolzierte. Das einzige verständliche Wort war die
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