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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Augen zu blicken. So fiel es ihr leichter bei dem ständigen nagenden Bewusstsein, dass sie genau das Gleiche trug.
    Birgitte verzog das Gesicht. »Und wenn ich verlange, dass du den Ausschnitt noch zwei Fingerbreit tiefer machst?«
    Nynaeve öffnete den Mund, wobei sie so rot anlief wie ihr Kleid, aber im Augenblick bekam sie kein Wort heraus. Als es ihr schließlich gelang, klang es, als sei jemand dabei, sie zu erwürgen. »Da gibt es keinen einzigen Fingerbreit, um den man den Ausschnitt noch vertiefen könnte. Nicht einmal ein Zehntel davon!«
    Drei kurze Schritte, und Birgitte brachte ihr Gesicht mit heftig gerunzelter Stirn ganz nahe an das Nynaeves heran. »Und wenn ich verlange, dass du es doch um diese beiden Fingerbreit tiefer machst?«, fauchte sie und zeigte ihre weißen Zähne. »Was, wenn ich dir das Gesicht anmalen würde, damit Luca seinen weiblichen Narren bekommt? Was, wenn ich dich ganz auszöge und von Kopf bis Fuß bemalte? Dann würdest du erst ein gutes Ziel abgeben! Jeder Mann innerhalb von fünfzig Meilen würde kommen, um dich zu sehen!«
    Nynaeves Mund bewegte sich zwar, aber diesmal brachte sie nicht einen einzigen Laut heraus. Sie hätte am liebsten die Augen geschlossen. Wenn sie sie dann wieder öffnete, wäre dies alles vielleicht gar nicht geschehen.
    Mit angeekeltem Kopfschütteln setzte sich Birgitte auf eines der Betten, einen Ellbogen auf ein Knie gestützt, und blickte Nynaeve scharf mit ihren blauen Augen an. »Das muss aufhören. Wenn ich dich ansehe, zuckst du zusammen. Du rennst herum und bedienst mich von vorn bis hinten. Wenn ich mich nach einem Hocker umsehe, holst du einen. Wenn ich mir die Lippen lecke, drückst du mir einen Becher Wein in die Hände, bevor ich selbst weiß, ob ich überhaupt Durst habe. Wenn ich dich ließe, würdest du mir den Rücken waschen und die Schuhe anziehen. Ich bin weder ein Ungeheuer, noch ein Invalide oder ein Kind, Nynaeve!«
    »Ich versuche nur, etwas wiedergutzumachen, das …«, setzte sie schüchtern an, und dann fuhr sie gewaltig zusammen, als die andere losbrüllte: »Wiedergutmachen? Du versuchst, mich zu erniedrigen!«
    »Nein. Nein, das stimmt wirklich nicht! Es ist meine Schuld gewesen …«
    »Du übernimmst die Verantwortung für mein Tun«, unterbrach Birgitte sie aufgebracht. » Ich habe beschlossen, in Tel’aran’rhiod mit dir zu sprechen! Ich habe beschlossen, dir zu helfen! Ich habe beschlossen, Moghedien aufzuspüren. Und ich habe beschlossen, dich mitzunehmen, damit du sie sehen konntest. Ich! Nicht du, Nynaeve, sondern ich ! Ich war keineswegs deine Marionette oder dein Spürhund, und die Rolle werde ich auch jetzt nicht spielen!«
    Nynaeve hatte schwer daran zu schlucken, und ihre Hände verkrampften sich in den Rock. Sie hatte kein Recht dazu, auf diese Frau böse zu sein. Überhaupt kein Recht. Aber Birgitte schon. »Ihr habt getan, worum ich Euch bat. Es ist mein Fehler, dass Ihr … dass Ihr euch hier befindet. Es ist alles meine Schuld!«
    »Habe ich von irgendeiner Schuld gesprochen? Nur Männer und ausgesprochen dumme Mädchen suchen eine Schuld, wo es gar keine gibt, und du bist weder das eine noch das andere. Außerdem sprich mich bitte mit ›du‹ an und lass dieses steife ›Ihr‹ und ›Euch‹.«
    »Mein törichter Stolz hat mich glauben lassen, ich könne sie noch einmal besiegen, und meine Feigheit hat dazu geführt … dazu geführt … Wenn ich mir nicht vor Angst beinahe in die Wäsche gemacht hätte, hätte ich rechtzeitig etwas unternehmen können.«
    »Du und ein Feigling?« Birgitte hatte in offener Ungläubigkeit die Augen aufgerissen, und ihr Tonfall grenzte schon an Verachtung. »Du? Ich dachte, du hättest mehr Verstand im Kopf, um Furcht mit Feigheit zu verwechseln. Du hättest aus Tel’aran’rhiod fliehen können, nachdem Moghedien dich loslassen musste, doch du bist geblieben, um zu kämpfen. Es ist gewiss nicht deine Schuld, dass es nicht ging.« Sie holte tief Luft und rieb sich einen Augenblick lang über die Stirn. Dann beugte sie sich wieder voll Eindringlichkeit nach vorn. »Hör mir gut zu, Nynaeve. Ich übernehme keine Verantwortung für das, was dir angetan wurde. Ich habe zwar zugesehen, konnte mich aber nicht rühren. Hätte Moghedien dich verknotet oder wie einen Apfel geschält, trüge ich trotzdem keine Verantwortung. Ich tat, was ich konnte, und zu der Zeit, als ich konnte. Und du hast genau dasselbe getan.«
    »Es war nicht dasselbe.« Nynaeve bemühte sich, weniger

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