Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
Gasse zuwandte. Gedankenschnell hatte der Einäugige sein Schwert gezogen, und Ragan war nicht viel langsamer, obwohl er sich noch die Zeit nahm, sie tiefer in die enge Gasse hineinzustoßen. Sie stellten sich hintereinander auf. Sollte Galad an Uno vorbeikommen, müsste er sich immer noch Ragan zum Kampf stellen.
Nynaeve knirschte mit den Zähnen. Sie könnte dafür sorgen, dass all diese Schwerter völlig nutzlos und überflüssig wären. Sie spürte die Wahre Quelle wie ein unsichtbares Licht über ihrer Schulter, und sie wartete auf ihre Berührung. Sie könnte es tun. Falls sie es wagte.
Galad blieb am Eingang der Gasse stehen, den Umhang zurückgeworfen und eine Hand gelassen am Heft seines Schwertes ruhend, das Bild einer gespannten Stahlfeder. Wäre nicht der auf Hochglanz polierte Harnisch gewesen, hätte er sich auch auf einem Hofball befinden können, so elegant wirkte er.
»Ich will keinen von Euch töten, Shienarer«, sagte er ruhig zu Uno. Nynaeve hatte Elayne und Gawyn von Galads Geschick mit dem Schwert erzählen hören, aber zum ersten Mal wurde ihr klar, dass er möglicherweise wirklich so gut war, wie sie behaupteten. Zumindest glaubte er daran. Zwei altgediente Soldaten mit gezogenen Klingen, und er sah sie an wie ein Wolfshund ein paar Schoßhündchen, suchte den Kampf nicht, war aber vollkommen sicher, dass er mit beiden fertig würde. Ohne den Blick ganz von den beiden Männern zu wenden, sagte er zu ihr: »Eine andere wäre vielleicht in einen Laden oder eine Schenke gelaufen, aber Ihr tut niemals, was man erwartet. Lasst Ihr mich mit Euch sprechen? Es ist nicht notwendig, mich zu zwingen, diese Männer zu töten.«
Keiner der Passanten blieb stehen, doch obwohl drei Männer ihr die Sicht nahmen, konnte sie sehen, wie sie sich die Köpfe verrenkten, um einen Blick darauf zu erhaschen, was den Weißmantel dahin gelockt hatte. Und natürlich bemerkten sie die gezogenen Schwerter. In diesen Köpfen würden bald neue Gerüchte ausgebrütet, und sie würden schneller durch die Stadt fliegen als die schnellsten Rauchschwalben.
»Lasst ihn vorbei«, befahl sie. Als sich Uno und Ragan nicht rührten, wiederholte sie den Befehl etwas schärfer. Dann traten sie ganz langsam zur Seite, soweit es die enge Gasse gestattete, und obwohl keiner von beiden ein Wort sagte, war etwas wie zorniges Gemurre zu vernehmen. Galad schritt geschmeidig an ihnen vorbei und schien die Shienarer zu vergessen. Sie vermutete aber, es sei ein Fehler, das zu glauben, und die Männer mit den Skalplocken glaubten es offensichtlich tatsächlich nicht.
Abgesehen von den Verlorenen konnte sie sich keinen Mann vorstellen, den sie im Augenblick weniger zu treffen wünschte, aber bei diesem Gesicht war sie sich ihrer beschleunigten Atmung und ihres Herzklopfens nur zu bewusst. Es war einfach lächerlich. Warum konnte dieser Mann nicht hässlich sein? Oder wenigstens durchschnittlich aussehen?
»Euch war klar, dass ich wusste, Ihr verfolgt mich.« Die Anschuldigung brach heftig aus ihr heraus, obwohl sie gar nicht wusste, wessen sie ihn eigentlich beschuldigte. Wahrscheinlich, weil er nicht getan hatte, was sie wollte und erwartete, dachte sie zerknirscht.
»Das habe ich angenommen, sobald ich Euch erkannte, Nynaeve. Ich erinnere mich daran, dass Ihr gewöhnlich mehr seht, als Ihr zugebt.«
Sie würde sich nicht von ihm durch Komplimente ablenken lassen. Sie sah ja, wohin das bei Valan Luca geführt hatte. »Was macht Ihr in Ghealdan? Ich glaubte, Ihr wärt auf dem Weg nach Altara.«
Einen Augenblick lang sah er mit diesen dunklen, schönen Augen auf sie herab, und dann lachte er plötzlich. »Auf der ganzen Welt, Nynaeve, würdet nur Ihr allein mich das fragen, was eigentlich ich Euch fragen sollte. Also gut. Ich werde Euch die Frage beantworten, obwohl es eigentlich anders herum sein sollte. Ich hatte Marschorder nach Salidar in Altara, doch alle Befehle wurden abgeändert, als dieser Prophet … Was ist los mit Euch? Ist Euch schlecht?«
Nynaeve zwang sich dazu, eine unbeteiligte Miene zu machen. »Natürlich nicht«, antwortete sie gereizt. »Ich bin bei bester Gesundheit, danke der Nachfrage.« Salidar! Natürlich! Es war, als habe sich bei der Erwähnung dieses Namens eines von Aludras Feuerstöckchen in ihrem Hirn entzündet. All dieses Kopfzerbrechen, und dann gab ihr Galad so nebenbei diesen Namen, den sie aus eigener Kraft nicht aus ihrem Gedächtnis hatte ausgraben können. Wenn nur Masema schnell ein Schiff
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