Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
Weg, sich ihm mit einem kleinen Heer anzuschließen. Er hatte keine Ahnung, wie sie das mitten durch Tear gebracht hatte. Seltsamerweise hatte sie in ihrem Brief gefragt, ob sich Perrin bei ihm befinde. Zweifelsohne fürchtete sie, Rand könne ihr kleines Land übersehen, wenn sie ihn nicht daran erinnerte. Es könnte ja fast ein Vergnügen sein, ihre Auseinandersetzungen mit den Mächtigen Cairhiens zu verfolgen. Sie war die Letzte einer langen Ahnenreihe von Ersten, die es geschafft hatten, zu vermeiden, dass ihr kleines Land von Tear im Zuge des Spiels der Häuser geschluckt wurde. Wenn er sie vielleicht hier als Oberkommandierende einsetzte …? Wenn die Zeit kam, würde er Meilan und die anderen Tairener sowieso mitnehmen. Falls sie jemals kam.
Das war auch nicht besser als das, was drinnen auf ihn wartete. Er klopfte die Asche aus seiner Pfeife und trat die letzten Funken mit dem Stiefel aus. Überflüssig, auch noch ein Feuer im Garten zu riskieren. Der würde brennen wie eine Fackel. Die Dürre. Das unnatürliche Wetter. Ihm wurde bewusst, dass er innerlich knurrte wie ein wütender Wolf. Aber zuerst musste er das tun, was er sicher bewältigen konnte. Es kostete ihn Mühe, wieder eine verbindliche Miene aufzusetzen, als er hineinschritt.
Asmodean, gekleidet wie ein Lord und mit einem wahren Wasserfall von Spitzen an seinem Kragen, saß auf einem Hocker in einer Ecke und zupfte eine beruhigende Melodie. Er lehnte an der dunklen, schmucklosen Wandtäfelung, als sei er völlig entspannt und habe lediglich nichts Besseres zu tun. Die anderen hatten sich auch gesetzt, sprangen aber bei Rands Eintreten auf. Nach einer herrischen Geste seinerseits sanken sie auf ihre Sitze zurück. Meilan, Torean und Aracome saßen auf reich geschnitzten und vergoldeten Sesseln an einem Ende des dunkelrot und golden gewebten Teppichs. Jeder hatte einen jungen tairenischen Lord hinter sich stehen und lieferten so das Spiegelbild der Seite Cairhiens ihnen gegenüber. Auch Dobraine und Maringil hatten jeder einen jungen Lord im Rücken, und alle hatten die vorderen Teile der Köpfe kahlgeschoren und gepudert wie Dobraine. Selande stand mit bleichem Gesicht neben Colavaeres Schulter und zitterte, als Rand sie anblickte.
So zwang er sein Gesicht zur Ausdruckslosigkeit und schritt über den Teppich zu seinem eigenen Sessel. Der allein war Grund genug, sich so zu beherrschen. Er war ein Geschenk von Colavaere und den beiden anderen und in einem Stil gehalten, den sie für tairenisch hielten. Und er musste ja die Üppigkeit des tairenischen Stils mögen, denn er regierte Tear und hatte sie hierhergeschickt. Er stand auf geschnitzten Drachen. Sie glitzerten rot und golden, mit Emaille und reichlich Vergoldung und dazu großen Bernsteinbrocken, um ihre goldenen Augen darzustellen. Zwei weitere bildeten die Armlehnen und noch andere stützen die Rückenlehne. Unzählige Handwerker mussten seit seiner Ankunft Tag und Nacht gearbeitet haben, um das Ding anzufertigen. Er fühlte sich wie ein Narr, wenn er darauf saß. Asmodeans Musik hatte sich verändert, jetzt klang sie grandios wie ein Triumphmarsch.
Und doch lag ein zusätzliches Misstrauen im Blick dieser dunklen Augen aus Cairhien, die ihn beobachteten, und dieses Misstrauen spiegelte sich in den Blicken der Tairener. Es war schon vorhanden gewesen, bevor er hinausgegangen war. Vielleicht hatten sie bei dem Versuch, seine Gunst zu erwerben, einen Fehler begangen und hatten das erst jetzt bemerkt. Sie bemühten sich ja alle, zu ignorieren, wer er war, und stattdessen so zu tun, als sei er irgendein junger Lord, der ihr Land erobert hatte und mit dem man verhandeln, ja, den man manipulieren konnte. Doch dieser Sessel – dieser Thron – führte ihnen vor Augen, wer und was er wirklich war.
»Entsprechen die Truppenbewegungen meinem Zeitplan, Lord Dobraine?« Die Laute verklang, sobald er den Mund öffnete. Asmodean war offensichtlich darauf bedacht, seine Ansprüche zu unterstreichen. Der Mann mit der gegerbten Haut lächelte grimmig. »Das tun sie, mein Lord Drache.« Nicht mehr als das. Rand machte sich keine Illusionen, dass Dobraine ihm auf irgendeine Weise mehr gewogen sei als die anderen oder dass er wenigstens nicht versuchen werde, seine Vorteile aus der Lage zu ziehen, aber immerhin schien Dobraine bereit, sich an den Eid zu halten, den er abgelegt hatte. Die bunten Schrägstreifen auf der Brust seines Kurzmantels waren abgewetzt, weil er meistens einen Brustharnisch
Weitere Kostenlose Bücher